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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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standen auf, stellten ihre Tassen neben der Kaffeekanne
ab, und verabschiedeten sich eilig.
     
    *
     
    »Warum kann ich dich an deinem verdammten Mobiltelefon nicht erreichen?«,
bellte Rolf-Werner Gecks Lenz an, nachdem die beiden Kommissare sein Büro betreten
hatten. »Und warum meldest du dich nicht bei mir, wenn ich dir dreimal was auf deiner
verfluchten Mailbox hinterlassen habe?« Der altgediente Polizist war offensichtlich
total sauer.
    »He, RW, nun bleib mal auf dem Teppich«, erwiderte Lenz vorsichtig.
»Thilos Telefon war die ganze Zeit über angeschaltet.«
    Gecks warf ihm einen tödlichen Blick zu. »Wenn ich mit Thilo telefonieren
will, rufe ich ihn an. Wenn ich versuche dich anzurufen, will ich mit dir sprechen.
Das ist nichts gegen Thilo, ganz bestimmt nicht, aber mein Chef sollte schon für
mich erreichbar sein, was meinst du?«
    »Ja, stimmt«, gab Lenz ihm recht. »Was gibt’s denn so Dringendes?«
    Wieder ein bitterböser Blick. »Vielleicht hast du es vergessen, aber
ich hatte einen Auftrag abzuarbeiten. Ich habe mich jetzt geschlagene anderthalb
Tage mit verschiedenen Banken herumgeärgert, und das habe ich gemacht, obwohl mein
Chef und dein Chef, nämlich Ludger, mich extra angerufen hat, um mich davon zu unterrichten,
dass sich die Sache erledigt hat. Der Sohn ist der Täter, und jede weitere Nachforschung
hat sich damit erledigt, hat er gemeint.«
    »Wow«, machte Hain, »er hat dich extra angerufen, um dir das zu sagen?«
    »Das hat er, ja.«
    »Aber wenn ich dich richtig verstanden habe«, formulierte Lenz behutsam,
»hat das deinen Arbeitseifer nicht behindert?«
    »Nicht die Bohne«, gab Gecks zurück, und es hatte den Anschein, als
würde seine Erregung ein wenig abklingen. »Weil ich nämlich der Meinung bin, dass
der Sohn es nicht gewesen ist. Wenn ich damit im Widerspruch zu euch stehe, ist
mir das egal, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass der Kerl so mir nichts dir
nichts seine gesamte Familie abknipst, inklusive des kleinen Bruders. Außerdem glaube
ich, dass diese Geschichte das Werk eines Fachmanns war, und danach sieht es bei
Kemal Bilgin nun wirklich nicht aus.«
    »Na ja«, warf Hain dazwischen, »der Typ hat in der türkischen Armee
in irgendeiner Spezialeinheit gedient, das wissen wir immerhin schon.«
    »Und was für eine Spezialeinheit war das?«
    »Das haben wir noch nicht rausgefunden. Oder besser, wir haben uns
noch nicht richtig darum gekümmert«, gab Lenz etwas verschämt zu.
    »Dann macht das mal. Und wenn es euch interessiert, habe ich auch noch
ein paar Sachen auf der Pfanne.«
    »Wegen der Konten?«
    »Auch wegen der Konten, ja.«
    »Dann mach’s nicht so spannend und erzähl«, forderte Hain seinen Kollegen
auf.
    Gecks griff nach seinem Notizblock auf dem Schreibtisch und klappte
ihn auf. »Der Mann hatte insgesamt 285.800 Euro auf sieben verschiedenen Konten
gebunkert, alle auf den Namen Gökhan Biglin.«
    »Aber das sind ja noch viel mehr Konten, als wir gedacht haben«, wunderte
sich Lenz.
    »Ja, das stimmt. Wir haben zwar keine Kontoauszüge für die drei weiteren
Konten gefunden, aber über den Namen bin ich trotzdem drauf gestoßen.«
    »285.000 Euro«, wiederholte Hain mit einem anerkennenden Pfiff durch
die Zähne.
    »Und 800.«
    »Hast du irgendwas darüber rausgefunden, was er mit dem Geld angestellt
hat? Gibt es Überweisungen, die wir nachverfolgen können?«
    Gecks schüttelte den Kopf. »Eingezahlt wurde das Geld grundsätzlich
in bar und in kleinen Tranchen, sodass es nicht unter die Kontrolle wegen Geldwäsche
gefallen ist. Überweisungen gibt es jede Menge, natürlich, aber auch dabei geht
es immer um kleine Beträge, und das Geld ging ausschließlich ins Nicht-EU-Ausland,
meistens in die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate, was die Nachverfolgung
extrem schwierig machen dürfte.«
    »Hast du es noch nicht versucht?«, wollte Hain wissen.
    »Nein, natürlich nicht, du Hirni, oder soll ich mich von Ludger dabei
erwischen lassen, dass ich eine Anordnung von ihm unterlaufe, noch dazu über die
Staatsanwaltschaft, von der vermutlich die Anweisung kommt?«
    »Stimmt auch wieder«, gab der Oberkommissar kleinlaut zu.
    »Aber das ist noch längst nicht alles«, wurde sein Kotau von Gecks
einfach übergangen. Die beiden Polizisten sahen ihren Kollegen gespannt an.
    »Nun lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen, RW«, forderte
Lenz, »ich verspreche dir auch hoch und heilig, dass du mich in Zukunft immer und
überall mobil

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