Rechtsdruck
funktionieren.«
»Und wenn es funktioniert«, stimmte Hilmar Schlacke erfreut zu, »werden
wir auch eine Möglichkeit finden, dieses Arschloch von Bullen auf elegante Art zu
entsorgen. Oder ihn zumindest so fertigzumachen, dass er sich nicht mehr an verheiratete
Frauen ranmacht.«
Der Oberbürgermeister nickte. »Das wäre mir was wert, und das wisst
ihr auch ganz genau. Ein kleiner, mieser Polizist erdreistet sich, nicht, dem Oberbürgermeister
die Frau auszuspannen. Das kann doch nun wirklich nicht angehen.«
Bernd Zwingenberg, der das Gespräch in den letzten Minuten mit wachsender
Begeisterung verfolgt hatte, hob den Zeigefinger der rechten Hand ein wenig, gerade
so, als wolle er sich wie ein Schüler melden.
»Na, Schwuchtel«, schleuderte Zeislinger ihm mit einem heiseren Lachen
über seinen eigenen Witz entgegen, »hast du auch noch eine Idee, die uns weiterhelfen
könnte?«
Der junge Mann schluckte eine Erwiderung auf die persönliche Attacke
seines Chefs hinunter und sprach sehr sachlich eine Problematik an, die er offenbar
noch nicht als gelöst ansah. »Ich finde den Vorschlag von Jens ausgesprochen gut,
aber er löst nicht das eigentliche Problem, und das ist nun einmal Justus Gebauer.
Wollen wir nicht parallel zu der Strategie mit Frau Zeislinger noch daran arbeiten,
Gebauer als Kandidaten zu diskreditieren? Immerhin dürfte spätestens ab morgen früh,
wenn die überregionalen Tageszeitungen erscheinen, ein Aufschrei der Empörung durch
Deutschland hallen. Ich kann mir nämlich beim besten Willen keinen Kommentator vorstellen,
der diese Pressekonferenz als gelungen darstellt.«
»Was schlägst du vor?«, wollte Hilmar Schlacke wissen. »Hast du schon
eine Idee?«
Der junge Mann nickte. »Ein Freund von mir arbeitet bei der Staatsanwaltschaft,
und der hat neulich einmal erwähnt, dass bei Gebauer, unabhängig von dieser Sache
mit dem Behinderten, irgendetwas am Laufen ist. Was, damit wollte er nicht herausrücken,
aber ich kann ja noch mal vorsichtig nachhorchen, ob er nach der neuesten Entwicklung
nicht doch etwas dazu sagen will.«
Zeislinger bedachte ihn, trotz seines problemorientierten und gut gemeinten
Vorschlags, mit einem abschätzigen Blick. »Wenn das einer von deinen Schwulikumpels
ist, kannst du dir das gleich wieder aus dem Kopf schlagen«, giftete er. »Von so
einem will ich keine Informationen. Schon schlimm genug, dass ich mir einen ins
…« Der OB stockte. »Ist ja auch egal«, beendete er seinen Satz.
»Nein, nein«, erwiderte Zwingenberg ebenso devot wie in der Gewissheit,
seinem Boss und den Kollegen eine dreiste Lüge aufzutischen, »der ist ein Hetero,
ganz sicher.«
28
»Und ihr habt wirklich nichts von Gebauers Pressekonferenz mitgekriegt?«,
fragte Uwe Wagner erstaunt, nachdem seine beiden Kollegen ihm von der Szene in dem
türkischen Restaurant berichtet hatten. »Nicht mal im Autoradio?«
»Nein, nicht die Bohne«, erwiderte Lenz, griff nach einer Tasse und
schenkte sich Kaffee ein. »Worum ging es denn dabei?«
»Der gute Justus Gebauer will die Reinkarnation des Jörg Haider in
Deutschland werden. Jedenfalls sagt er Sachen, die darauf hindeuten.«
»Wie jetzt?«, fragte Thilo Hain nach, der sich ebenfalls an den Kaffeevorräten
des Pressesprechers bedient hatte. »Was für Sachen meinst du genau?«
Die beiden Ermittler hatten sich nach ihrer Flucht aus dem Restaurant
sofort auf den Weg zu Wagner gemacht, der bekannt dafür war, immer mit den neuesten
Informationen versorgt zu sein.
»Nun ja, er hat sein Interview in unserer Lokalzeitung von gestern
ein wenig präzisiert. Er kandidiert als OB-Anwärter und will, sollte er gewählt
werden, dafür sorgen, dass es in den einschlägigen Vierteln der Stadt mit besonders
hohem Ausländeranteil wieder etwas ruhiger zugeht. Oder besser, dass man auch nachts
dort wieder unbehelligt umherirren kann. Und natürlich wird er dafür Sorge tragen,
dass die Burka aus dem Straßenbild verschwindet. Und so weiter, und so weiter.«
Wagner verzog angewidert das Gesicht. »Aber wenn ich meine Kasseler Mitbürger richtig
einschätze, dann wird dieser absolut unsympathische Typ auch oder gerade wegen dieser
blöden Parolen gewählt werden.«
»Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, Uwe«, widersprach
Lenz. »So doof ist das Wahlvolk doch schon lange nicht mehr, dass es auf so was
reinfallen würde.«
»Vergiss es«, konterte der Pressesprecher. »Die Leute sind eben doch
genau so doof, dass sie auf ihn
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