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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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und hat mich freundlicherweise
hereingelassen«, erklärte die Frau mit dunklem Timbre, während sie den langen, schwarzen
Mantel, den sie trug, langsam auseinandergleiten ließ.
    »Mein Gott«, stöhnte Gebauer beim Anblick ihres weißen Dessous, der
Strapse und der Netzstrümpfe.
    Sie ließ den Mantel wieder in seine angestammte Position fallen und
lehnte sich lasziv mit dem rechten Arm gegen den Türrahmen. »Willst du mich nicht
hereinbitten?«

31
     
    Jürgen ›Lemmi‹ Lehmann vom Kriminaldauerdienst saß entspannt hinter
seinem Schreibtisch und kaute an einer Stulle, als die Tür zu seinem Büro nach einem
kurzen, mehr angedeuteten Klopfen aufflog und die drei Kollegen Lenz, Hain und Gecks
hereinstürmten. Der übergewichtige Mann verschluckte sich vor Schreck herzhaft und
würgte den letzten Bissen unter heftigem Husten hinunter.
    »Seid ihr meschugge?«, brüllte er, noch immer schwer keuchend. »Wenn
ihr mich umbringen wollt, schießt mir doch einfach eine Kugel in den Kopf.«
    »Tschuldigung, Lemmi«, gab Hain emotionslos zurück und warf sich auf
einen der beiden Stühle vor dem Schreibtisch. Gecks tat es ihm gleich, Lenz blieb
mit verschränkten Armen zwischen den beiden stehen.
    »Was wollt ihr denn von mir?«, echauffierte sich der Mann vom KDD,
während er das Brotstück auf einer alten Zeitung vor sich ablegte.
    »Es geht um den Toten aus dem Klinikum, Lemmi«, erklärte Lenz. »Vielleicht
steckt da mehr dahinter, als es bisher den Anschein hatte.«
    Mehr als ein fragender Blick fiel Lehmann zu der Bemerkung seines Kollegen
von der Mordkommission nicht ein.
    »Also, Junge«, fuhr der Hauptkommissar fort, »weißt du schon mehr als
das, was du uns heute Morgen gesteckt hast?«
    »Nicht die Bohne mehr weiß ich, Paul. Ich hab euch doch gesagt, dass
er draußen in der Schwalm vermöbelt wurde, und dass die Leiche in die Rechtsmedizin
geschafft worden ist, und vor morgen wird da garantiert nichts passieren, das hat
mir Dr. Franz jedenfalls gesagt.«
    Lenz wollte zu seinem Mobiltelefon greifen, um den Rechtsmediziner
anzurufen, doch Lehmann bremste ihn mit einer eindeutigen Handbewegung und forderte
eine Erklärung, die Hain ihm umgehend lieferte.
    »Meine Fresse, das ist ja ein Ding«, konstatierte Lehmann, nachdem
er über die Fakten informiert war. »Aber wie passt dieser komische anonyme Anruf
in die Geschichte? Als der einging, lag der Türke schon längst im Koma.«
    »Was weiß ich«, gab der junge Oberkommissar mit einem Schulterzucken
zurück. »Vielleicht hat er es nicht allein gemacht, oder aber einer der Beteiligten
im Klinikum hat kalte Füße gekriegt. Dass es sich allerdings bei Schmitts Tod um
eine zufällige Duplizität der Ereignisse handeln soll, daran würde totsicher auch
der frommste Weihnachtsmann nicht glauben.«
    »Also müsst ihr sofort ins Klinikum und mit den Leuten sprechen, die
auf der Station Dienst geschoben haben, als die Glatze gestorben ist.«
    Wieder griff Lenz zu seinem Telefon und wählte die Nummer des Rechtsmediziners
Dr. Franz, der sich nach dem dritten Läuten meldete.
    »Guten Abend, Herr Doktor«, begann Lenz überaus vorsichtig, weil er
wusste, dass der Arzt Anrufe auf seinem Mobiltelefon ganz und gar nicht mochte.
»Hier ist Hauptkommissar …«
    »Ich weiß, wer mich anruft«, wurde er von Franz gut gelaunt unterbrochen.
»Und ob Sie es glauben oder nicht, ich hätte ebenfalls im Lauf des Abends noch versucht,
Sie zu erreichen.«
    »Warum?«
    »Weil es etwas gibt, das ich gerne mit Ihnen besprechen würde.«
    »Was denn, Herr Doktor?«
    »Es geht um diesen Toten aus dem Klinikum, diesen Gerold Schmitt. Wissen
Sie schon etwas über den Fall?«
    »Ich bin am Rande informiert«, log Lenz. »Was ist denn an der Geschichte
so spannend, dass Sie deshalb Überstunden machen?«
    Der Gerichtsmediziner lachte laut auf. »So furchtbar interessant ist
an der Geschichte gar nichts, Herr Kommissar, aber ich hatte nach zwei Wasserleichen
und etlichen älteren Leuten nacheinander auf dem Tisch einfach Lust, mal wieder
einen jungen, knackigen Körper zu öffnen, und da kam mir dieser Schmitt überaus
gelegen. Außerdem hat meine derzeitige Lieblingsassistenz, eine junge Praktikantin,
doch sehr darauf gedrängt.«
    »Dass Sie mich anrufen wollten, bedeutet vermutlich, dass wir es bei
seinem Tod mit Fremdeinwirkung zu tun haben? Wenn er, wie es das Klinikum behauptet,
an einer postoperativen Embolie gestorben wäre, hätte es auch ein Bericht an meinen
Kollegen Lehmann vom

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