RECKLESS HEARTS
noch irgendwas?«
Sie nickte mit geschlossenen Augen. »Könnte ein Schmerzmittel gebrauchen.«
Er war schon weg, kam mit zwei Aspirin und einer kleinen Wasserflasche zurück, stellte sie auf der Kommode direkt neben dem Bett ab, legte die Tabletten daneben und machte sich mit einem lauten Räuspern bemerkbar.
Sie blinzelte in seine Richtung. »Danke ...«
»Das ist jetzt dein Zimmer«, sagte er mit einem Kloß im Hals und fast flüsternd. »Also, keine Sorge, dass jemand reinkommen könnte, das … das wird nicht passieren! Du kannst auch abschließen, wenn du willst. Und die Toilette ist gleich gegenüber, rechts von der Wohnungstür.«
Er wusste nicht, ob sie alles verstanden hatte, fragte sich, wann sie das Aspirin nehmen würde, ob sie ihre Klamotten ausziehen würde, ob er sonst noch irgendetwas für sie tun sollte, und verließ schließlich leise den Raum. Draußen lehnte er sich für ein paar Sekunden gegen die Zimmertür, kniff beide Augen fest zusammen, drückte mit Zeigefinger und Daumen auf den Nasenrücken, atmete tief ein, hielt den Atem an, atmete aus und hörte schon die anderen kommen.
Niklas und Jimmy trugen den Tresor in Atillas Zimmer und versteckten ihn unter einem Laken.
Um 2 Uhr 50 fanden sich alle wieder im Wohnzimmer ein und warfen sich gegenseitig uneindeutige Blicke zu.
Tja, schien so, als ob feiern und Krisensitzung gleichzeitig angesagt waren. Atilla stellte eine Flasche ‚Jim Beam‘ auf den Tisch und goss schweigend vier Gläser voll.
Er pustete laut aus. »Alter Schwede, was für eine Nacht, was? Tja, meine Herren, wir haben es geschafft, auch wenn es anders lief, als erwartet.«
»Das kann man wohl sagen«, murrte Niklas sofort, deutete mit dem Kinn in Richtung der anderen Zimmer und dämpfte die Stimme. »Was wird denn jetzt mit der Frau?«
»Ja, was wird mit der Frau?«, wiederholte Jimmy in einem albernen Flüsterton.
Alex stand wieder am Fenster, ließ einen Schluck Whiskey durch seine trockene Kehle laufen, spürte das angenehme Brennen, fühlte sich, wie so oft, fehl am Platz, wollte grad etwas sagen, da kam ihm Atilla schon wieder zuvor.
»Kitt kümmert sich morgen … nein, natürlich heute … um das Mädchen, genau wie abgesprochen! Die Kleine wird in ein paar Stunden verschwunden sein, und dann machen wir uns an den Tresor. Kein Grund zur Unruhe, wir haben‘s geschafft, wir können uns gratulieren.«
Niklas machte ein zermürbtes Gesicht und lehnte sich mit seinem Whiskey zurück. Er hob das Glas dicht vor die Augen und blickte durch die goldgelbe Flüssigkeit, während er betont langsam sprach: »Mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass da jemand Fremdes in der Wohnung ist, Atilla … Aber gut, du hast entschieden …«
Alex sah missbilligend zu ihm rüber, spürte deutlich die feindlichen Schwingungen und versuchte, ruhig zu bleiben. »Wir hätten sie nicht einfach liegen lassen können«, entgegnete er mit einer tiefen, gedämpften Stimme, wandte sich ab und starrte wieder nachdenklich auf die Straße herunter. »Das muss euch doch klar sein? Schließlich haben wir sie angefahren. Wir können nur hoffen, dass sie keine ernste Verletzung hat, und außerdem … ist es eiskalte Nacht da draußen.«
»Du brauchst dich nicht rechtfertigen«, warf Atilla ein.
Niklas war da anderer Meinung. Sein Gesicht hatte eine leicht rötliche Färbung angenommen. Man konnte sehen, dass er Mühe hatte, gefasst zu klingen. »Wieso nicht? Wieso nimmst du ihn in Schutz, Atilla, ich krieg‘s grad nicht auf die Reihe! Also ich seh das so: Unser toller Fahrer hier … fährt eine arme, kleine Person an, ein kleines Frauchen, was ein bedauerlicher Unfall ist, da sind wir uns einig, keine Frage! Keiner von uns ist ein Unmensch, aber statt dass wir alles Weitere dem Herrgott überlassen ... dass nämlich höchstwahrscheinlich irgendwer - ein guter Bürger womöglich - einen Krankenwagen ruft, müssen wir … und hier hört mein Verständnis auf! … die Kleine mitnehmen … Und Atilla, du warst eigentlich auch nicht dafür! Ist Jimmy und mir jedenfalls nicht entgangen. Also wir, die wir mitten in einem nicht ganz einfachen Job stecken, machen auf Samariter, statt mit unserer wohlverdienten Beute abzuhauen, wo wir auch noch, dank der plötzlichen Eispiste, die Hälfte der Strecke nur in Zeitlupe fahren können wie verdammte Comic Figuren … Und was ist? Tja, Gott sei Dank geht es der Kleinen so gut, dass sie ein Taxi will, um nach was weiß ich wohin zu fahren, was uns auch
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