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RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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wollte, der sie auf seinen Armen bis zum Bett getragen und mit Medikamenten versorgt hatte.
    Wie spät mochte es sein? Sie konnte nirgends eine Uhr entdecken. Wie spät auch immer, es war ... es war höchste Zeit zu verschwinden …
    Zeit zu verschwinden, Selin! …
    Denn ein weiter Weg lag vor ihr, soviel war ihr klar, mehr aber auch nicht …
    Vorsichtig ließ sie ein Bein nach dem anderen aus dem Bett baumeln und stellte sich auf die Füße. Für einen kurzen Moment schmerzte ihre linke Hüfte wieder, ein Zucken durchfuhr ihren Körper, aber der Schmerz verschwand genauso schnell, wie er eingeschossen war. In ihrem Mund klebte noch der saure Geschmack von Aspirin. Sie spülte ihn mit dem restlichen Schluck aus der Wasserflasche herunter und griff anschließend nach ihrer Tasche, bereit, zu gehen.
    Alles schien ruhig, die Männer schliefen sicherlich. Hoffentlich schliefen sie tief und fest, denn sie wollte keinem begegnen. Allerdings hätte sie Alex gerne noch mal gedankt und ihm ‚Lebe wohl‘ gesagt …
    Der Morgen zog unaufhaltsam auf, die Gegenstände um sie herum nahmen immer mehr ihren natürlichen Farbton an, die Konturen wurden klarer, die Kontraste schärfer. Selin schlich sich leise aus dem Zimmer und verharrte für einen kurzen Moment still an der Türschwelle. Im Flur war auch alles ruhig, kein Laut zu hören, obwohl doch, jetzt nahm sie ein entferntes, kehliges Schnarchen wahr, das aus einer der verschlossenen Türen herausdrang.
    Er hat gesagt, dass die Toilette gleich gegenüber ist, erinnerte sie sich …
    Sie schlich leise weiter.
    Es war nicht einfach nur eine Toilette, sondern ein recht großes Badezimmer mit einer beeindruckend edlen Ausstattung. Aquamarinblaue Keramikfliesen an den Wänden, schwarzblaue Steinfliesen auf dem Boden. Das sah alles ziemlich teuer aus, und Selin fragte sich ein weiteres Mal, wer diese Typen eigentlich waren. Aber … vielleicht war es besser, wenn sie es nicht wusste.
    Sie ging zum Waschbecken aus schwarzem Marmor, hielt die Hände unter den Wasserhahn und lauwarmes Wasser begann, ganz automatisch, zu fließen. Sie klatschte es sich mehrmals ins Gesicht, rieb über ihre Augen, spülte den Mund aus. Dann blickte sie in den Spiegel, begutachtete das Gesicht darin. Immer noch kam es ihr fremd vor, aber in den Augen der Fremden, die zurückstarrte, war ein eigenartiges Funkeln, ein lebendiges Blitzen zu erkennen. Das gefiel Selin. Etwas hatte sich verändert …
    Na klar doch, viel hatte sich verändert, und das war wohl erst der Anfang.
    Vorsichtig schlich sie aus dem edlen Badezimmer hinaus und mit bedachten Schritten weiter bis zur Wohnungstür, griff nach der Türklinke und drückte sie ganz langsam und möglichst geräuschlos herunter. Ein letzter Blick über die Schulter bestätigte ihr, dass sie zum Glück niemanden geweckt hatte. Sie trat aus der Wohnung hinaus und zog, so leise, wie es nur ging, die Tür hinter sich zu, einen kleinen Klacklaut konnte sie aber nicht verhindern.
    Als sie schließlich mit dem Fahrstuhl hinunterfuhr, fühlte sie sich einigermaßen sicher, presste ihre Hängetasche fest an den Körper und betrachtete sich kritisch in den vielen Spiegeln um sie herum. Sie sah blass aus, ihre Wangenknochen traten deutlicher hervor als sonst. Ihre Lippen waren trocken und spröde. Sie befeuchtete sie mit der Zunge und fuhr ein paar Mal mit den Zähnen drüber.
    Als der Fahrstuhl im Erdgeschoss hielt und die Tür sich automatisch öffnete, erschrak sie heftig und stieß dabei einen japsenden Laut aus. Alex stand vor ihr und versperrte ihr den Weg. Er trug Jeans und ein weißes T-Shirt und war barfuß.
    Verständnislos blickte er auf sie herunter. »Wolltest du einfach so verschwinden?«
    Selin war immer noch so erschrocken von seinem plötzlichen Erscheinen, dass sie kein Wort herausbrachte und ihn einfach nur mit großen Augen anstarrte.
    »Wie geht es dir denn? Du kannst schon wieder alleine gehen, wie es aussieht …« Sein Tonfall war jetzt sanfter, und Selin atmete tief durch, versuchte sich krampfhaft zu beruhigen.
    »Ja, … oh, danke«, stammelte sie, »… ich spüre schon fast nichts mehr und … Ich muss jetzt wirklich gehen …« Sie machte einen zögerlichen Schritt auf ihn zu.
    Er trat wortlos zur Seite, damit sie den Fahrstuhl verlassen konnte. Nach zwei weiteren Schritten blieb sie stehen und sah ihn unsicher an. Sie hatte auf einmal das Gefühl, als schulde sie ihm eine Erklärung, was eigentlich unsinnig war. Und dennoch hielt sein

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