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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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Er warf ihm einen lauernden Blick zu. »Du siehst blass aus!«
    Na bestens. Reiß dich zusammen, Jacob. Es fehlte noch, dass der Zwerg erriet, wie es um ihn stand.
    »Nein, es geht mir gut«, gab er zurück. »Ich habe nach etwas gesucht, aber ich habe es nicht gefunden.« Die beste Lüge war die, die nah bei der Wahrheit blieb.
    Der Diener, der ihnen die Burgtür öffnete, war ein Mensch. Kein Zwerg hätte an die Klinke gereicht, und nichts demonstrierte Valiants Wohlstand eindrucksvoller als ein Menschendiener. Während der Diener Jacob den schneeverkrusteten Mantel abnahm, nannte Valiant ihm den Preis jedes einzelnen Möbelstücks, das in der zugigen Eingangshalle stand. Sie waren ausnahmslos für Menschen gemacht – Zwerge ignorierten die eigene Größe gern –, aber Jacob hatte keine Augen für Vasen aus Mauretanien oder Wandteppiche, die die Krönung des letzten Zwergenkönigs zeigten.
    »Sie ist oben«, sagte Valiant, als er seinen Blick bemerkte. »Ich habe gestern einen Arzt nach ihr sehen lassen, auch wenn sie nichts davon wissen wollte. Ihr verbringt zu viel Zeit miteinander. Sie ist schon genauso starrköpfig wie du. Aber sie hat eine fantastische Feder zurückgebracht. Du hättest keine bessere liefern können!«
    Valiant hatte Fuchs im besterhaltenen Turm der Burg untergebracht. Sie schlief, als Jacob in ihr Zimmer trat, auf einem Bett, das für einen Zwerg sehr groß, aber für sie kaum lang genug war. Sie hatte Glück gehabt. Der Schwan hatte ihr nur eine Fleischwunde beigebracht. Jacob hob das blutige Hemd auf, das neben dem Bett auf dem Boden lag. Es hatte einmal ihm gehört. Fuchs hatte von Clara gelernt, wie viel praktischer Männerkleider waren.
    Jacob zog ihr die Decke über die bandagierte Schulter. Sie hatte sich in den letzten Monaten so sehr verändert. Von dem Mädchen, das sich ihm vor fast fünf Jahren zum ersten Mal in Menschengestalt gezeigt hatte, war nicht mehr viel zu entdecken. Die Füchsin ließ sie so schnell altern, dass er sie immer wieder davor warnte, sich zu oft zu verwandeln. Eines Tages würde sie wählen müssen zwischen dem Fell und der Chance auf ein langes Menschenleben. Er hatte immer geglaubt, dass er bei ihr sein würde, wenn sie diese Entscheidung traf, aber es sah nicht danach aus.
    Er strich ihr das rote Haar aus der Stirn. Auf dem Nachttisch neben dem Bett lag eine Feder. Jacob nahm sie in die Hand und lächelte. Sie hatte eine behalten. So hatte Chanute es auch schon ihm beigebracht: ›Was immer du für deine Kunden suchst, sorg stets dafür, dass du etwas für dich behältst.‹ Es war ein makelloses Exemplar. Jacob hatte selten ein schöneres gesehen. Am einfachsten war es, sie aus einem Nest zu stehlen, aber selbst das war gefährlich. Menschenschwäne waren äußerst angriffslustig. Ein furchtbarer Kummer hatte sie in Schwäne verwandelt und nur Blutsverwandte konnten sie erlösen und ihnen die menschliche Gestalt zurückgeben. Jacob hatte einmal fast mit einem Auge dafür bezahlt, dass er den gefiederten Sohn einer Bäckersfrau gefunden hatte. Was immer man mit einer Menschenschwanfeder berührte, verschwand auf der Stelle und tauchte erst dort wieder auf, wo man sie niederlegte. Chanute hatte viele Schätze auf die Art befördert. Allerdings funktionierte es nicht immer. Manches ging auf dem Weg verloren.
    »Komm nicht in Versuchung. Die Feder gehört mir.« In Fuchs’ Augen nistete noch der Schlaf. Sie fuhr zusammen, als sie sich aufsetzte und dabei auf den verletzten Arm stützte.
    Jacob legte die Feder zurück auf den Nachttisch. »Seit wann gehst du ohne mich auf Schatzjagd?« Ich hab dich sehr vermisst, wollte er hinzufügen, aber ihr Blick war kühl – wie immer, wenn er allzu lange fort gewesen war.
    »Die Aufgabe war nicht allzu schwer. Und ich war es leid zu warten.«
    Sie war zur Frau geworden, ohne dass er es wirklich bemerkt hatte. In seinen Augen war sie immer schön gewesen, selbst als sie noch das magere Ding gewesen war, das sich nur unwillig die Kletten aus dem Haar suchte. Schön wie alles, was wild und frei war. Doch inzwischen trug sie die Schönheit der Füchsin auf der Menschenhaut.
    »Du verwandelst dich immer noch zu oft«, sagte er. »Wenn du nicht aufpasst, bist du bald älter als ich.«
    Sie schob die Decke zurück. »Und?« Sie trug das Fellkleid, sie trug es immer, wenn sie schlief, aus Angst, jemand könnte es ihr stehlen. »Hör auf, dir um mich Sorgen zu machen. Früher hast du das nie getan« Ja, Jacob, was soll

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