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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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konnte sie ihn jetzt alleinlassen?
    Valiant fragte, wie ihr die Gämse schmeckte.
    Ja wie? Selbst das Fleisch auf ihrem Teller sprach vom Tod. Fuchs spießte die Gabel in das Gämsefleisch und blickte zu Jacob hinüber. Sein Gesicht sah so jung aus, wenn er Angst hatte. Und so verletzlich.
    Du hast versprochen, ihn zu beschützen. Ihr Herz flüsterte es wieder und wieder. Damals, als er dich aus der Falle befreit hat . Und? Versprechen waren nutzlos, wenn sie sich mit dem Tod messen mussten. Er war wie ein hungriger Wolf im Wald. Ihren leiblichen Vater hatte er so kurz nach ihrer Geburt geholt, dass sie sich nicht an sein Gesicht erinnerte, und drei Jahre später war ihre einzige Schwester seine Beute gewesen.
    Aber nicht Jacob!
    Bitte nicht Jacob.
    Valiant füllte sich den Teller zum dritten Mal und wettete mit Jacob, dass die Goyl als Nächstes Lothringen und nicht Albion angreifen würden. Wen interessierte das oder ob die Tochter der Kaiserin dem Goyl-König tatsächlich ein Kind gebären würde. Draußen heulte der Wind wie ein hungriges Tier und die Nacht war fast so kalt wie ihre Angst.
    »Ja, ich weiß. Ich habe im Zwergenrat dagegen gestimmt!« Valiant hatte zu viel getrunken. Das machte ihn noch geschwätziger. Natürlich war der Zahnstocher vergoldet, mit dem er sich das Gämsefleisch aus den Zähnen pulte. »Es war gierig, so weit zu graben, aber nichts bringt zurzeit mehr Geld als Eisenerzminen.« Der Zwerg wartete, bis die Diener die schmutzigen Teller abgeräumt hatten, und beugte sich zu Jacob über den Tisch. »Sie hatten nicht geplant, bis unter die Tote Stadt zu graben. Die Idioten haben es erst gemerkt, als sie auf die Tür gestoßen sind!«
    »Tatsächlich?«, murmelte Jacob.
    Er hatte kaum etwas gegessen.
    Fuchs warf den zwei Doggen, die vor dem Kamin lagen, die Knochen zu, die sich auf ihrem Teller gesammelt hatten. Die Füchsin in ihr wusste, wie gut sie schmeckten. Valiant mochte die Hunde nicht. Sie waren so groß, dass er sie kaum um eine Handbreit überragte, aber sie waren mit der Burg gekommen.
    »Sie hätten eine Ladung Steine davorschütten und sie vergessen sollen.« Valiant ließ den Zahnstocher in die Hand des Dieners fallen. »Du weißt, ich bin immer für ein gutes Geschäft zu haben. Aber wem wollen sie das Ding verkaufen, falls sie doch noch hineinkommen?«
    Jacob goss sich den kläglichen Rest Wein ein, den Valiant übrig gelassen hatte. »Hinein in was?«
    Offenbar hörte er ebenso wenig zu wie Fuchs.
    »In die Gruft! Was denkst du, worüber ich die ganze Zeit rede? Hat sie dir nichts davon erzählt?« Valiant warf Fuchs einen vorwurfsvollen Blick zu. Er hatte die Geschichte vermutlich ein Dutzend Mal zum Besten gegeben. Aber sie war mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt und es schon bald leid gewesen, endlosen Vorträgen über Zwergengeschichte und Zwergenpolitik zu lauschen. Einer der Hunde kam zu ihr herüber und schnupperte an ihrer Hand. Vielleicht roch er die Füchsin unter der Menschenhaut.
    Valiant senkte die Stimme. »Es ist das Grab dieses Königs mit dem unaussprechlichen Namen. Küsmund oder was immer. Du weißt schon … der Hexenschlächter.«
    Jacob leerte sein Glas. »Guismund?«
    »Ja. Was auch immer. Alles strengstens geheim.« Valiant winkte einem der Diener und wies auf die leere Flasche Wein. »Was denkst du, was das ist?«, fuhr er ihn an. »Bring eine neue!«
    »Viele Weinbauern versetzen ihren Rotwein neuerdings mit Elfenstaub!«, raunte er Jacob zu, während der Diener davonhastete. »Ich frag mich, warum sie darauf nicht früher gekommen sind. Sie halten die Elfen in Käfigen. Hunderte von Käfigen. Fantastisch.« Er hob das Glas und prostete Jacob zu. »Auf die modernen Zeiten!«
    Jacob blickte in sein Glas, als schwömmen die eingesperrten Elfen darin.
    »War die Gruft geplündert?« Seine Stimme klang so gleichgültig, als fragte er nach Valiants Schneider.
    Der Zwerg zuckte die Schultern. »Du kennst den Zwergenrat. Sparen an der falschen Stelle. Von den Schatzjägern, die sie hineingeschickt haben, ist keiner wieder rausgekommen. Aber ich sage: Gut so! Wer will eine Waffe, die jeden Krieg mit einem Schuss beendet? Wo ist da das Geschäft …?«
    Der Zwerg redete weiter, und Fuchs spürte, wie Jacob ihren Blick suchte. Sie war nicht sicher, was sie in seinen Augen sah, Hoffnung oder die Angst davor. Der Hexenschlächter. Sie versuchte, sich zu erinnern, was Schatzjäger mit diesem Namen verbanden, aber alles, was ihr einfiel, war, dass man auf

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