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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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reiben.
    »Also, was genau suchen wir?« Louis’ Stimme klang so mürrisch, wie man es von einem verwöhnten Königsbalg erwartete. Er hatte gerade erst seinen siebzehnten Geburtstag gefeiert, aber das Unschuldsgesicht täuschte. Angeblich waren weder die Zofen seiner Mutter vor ihm sicher noch ihr Silber, das er regelmäßig versetzte, um Wettschulden oder seine Schneider zu bezahlen.
    »Euer Vater hat mich unterrichtet, dass es um Guismund, den Hexenschlächter geht, Euer Hoheit.« Der Käfer klang, als klemmte ihm das metallene Brillengestell die Nase ab. »Ihr erinnert euch sicher an unsere Lektion zu Eurer Ahnengeschichte. Guismunds jüngster Sohn ist einer Eurer Vorfahren, nicht in direkter Linie«, – der direkten Linie hatte das Volk von Lothringen den Kopf abgeschlagen –, »aber über einen unehelichen Vetter.« Der Käfer schloss den Mund und strich sich über das schüttere Haar, als wollte er sich selbst für so viel Gelehrsamkeit beglückwünschen.
    Ein Lehrer. Der Krumme gab seinem Sohn einen Lehrer auf die Schatzjagd mit. Nerron wünschte sich weit, weit fort. Selbst die Hölle klang erstrebenswert.
    Louis zuckte gelangweilt die Schultern und starrte einem Küchenmädchen nach, das über den Hof ging. Hoffentlich war er so dumm, wie er aussah. Das würde es leicht machen, Geheimnisse vor ihm zu haben. »Können wir wenigstens die neue Kutsche nehmen?«, fragte er. »Die, die keine Pferde braucht. Mein Vater hat sie aus Albion importieren lassen.«
    Ignorier ihn, Nerron. Oder du wirst ihn spätestens am zweiten Tag erschlagen.
    »Wir brechen in einer Stunde auf«, sagte er zu dem Wassermann. »Zu Pferd«, setzte er mit einem Blick auf Louis hinzu. »Aber erst muss ich Euren Lehrer in Augenschein nehmen.« Er packte den Käfer am Kragen, was seinen prinzlichen Schüler, wie erwartet, nicht im Geringsten interessierte, und zog ihn mit sich.
    »Arsene Lelou. Ich reise nicht nur in meiner Funktion als Louis’ Lehrer mit!«, stammelte der Käfer. »Sein Vater hat mich beauftragt, die Abenteuer seines Sohnes für die Nachwelt festzuhalten. Es sind sogar einige Zeitungen intere…«
    Nerron brachte ihn mit einem Zungenschnalzen zum Schweigen. Die Onyx waren sehr gute Lehrer im Schikanieren von Untergebenen.
    »Ich nehme an, du weißt einiges über den jüngsten Sohn des Hexenschlächters?«
    Auf den bartlosen Mund des Käfers stahl sich der Ansatz eines herablassenden Lächelns. »Ich weiß alles über ihn. Aber selbstverständlich teile ich mein Wissen über die königliche Familie nicht mit jedem …«
    »Jedem was? Hör zu, Arsene Lelou!«, raunte Nerron ihm zu. »Es ist für mich leichter, dich zu töten, als einem Däumling den Hals zu brechen, und wir beide wissen, dass dein Schüler keinen Finger für dich krumm machen würde. Vielleicht solltest du also doch erwägen, dein Wissen mit mir zu teilen.« Nerron schenkte ihm ein Lächeln, das jedem Wolf gut zu Gesicht gestanden hätte.
    Arsene Lelou lief so rot an, als verwandelte er sich in Karneol.
    »Was wollt Ihr wissen?«, näselte er. Er gab sich Mühe, ein tapferer Käfer zu sein. »Ich kann Euch Daten und Orte seiner wichtigsten Siege nennen. Ich kenne einen beträchtlichen Teil des Briefwechsels auswendig, den er mit seiner Schwester Orgeluse über Fragen der Erbfolge in Austrien geführt hat, die Waffenstillstandsverträge mit seinem Bruder, die Feirefis mehrmals gebrochen hat, seine …«
    Nerron winkte ungeduldig ab. »Weißt du irgendetwas über eine abgetrennte Hand, die der Hexenschlächter Gahrumet hinterlassen hat?«
    Mach mich glücklich, Käfer. Sag Ja.
    Aber Lelou spitzte nur angeekelt den Mund. »Bedaure. Von einer so grotesken Hinterlassenschaft habe ich nie gehört. Wäre das alles?«
    Sein fliehendes Kinn zitterte, ob aus Furcht oder Demütigung, war nicht auszumachen. Er verbeugte sich steif und schickte sich an, zurück zu den anderen zu hasten, aber nach zwei Schritten blieb er stehen.
    »Allerdings gibt es da ein Vorkommnis«, Lelou rückte sich mit so besserwisserischer Miene die Brille zurecht, dass Nerron sie ihm fast von der Nase geschlagen hätte, »das den Lieblingsdiener von Gahrumets Enkelsohn betraf. Er wurde von einer abgetrennten Hand erwürgt.«
    Treffer.
    »Was ist mit der Hand passiert?«
    Lelou strich sich die Weste glatt. Sie war über und über mit dem Königswappen Lothringens bestickt. »Gahrumets Enkel ließ sie zum Tode verurteilen. In einem regulären Gerichtsverfahren.«
    »Was heißt?«
    »Sie

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