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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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bringen würde, bis auch er sich davonstehlen konnte. Durch das Heckfenster der Kapitänskajüte sah man die Mastlaternen der anderen Fregatten und vor ihnen, die Eisenflanken hell vom Mondlicht, das Schiff Brunels.
    »Ist Mister Brunel bei Fahrten wie diesen an Bord der VULCAN?« Jacob war stolz auf die Beiläufigkeit, mit der er die Frage über die Lippen brachte.
    Der Kapitän schüttelte verächtlich den Kopf. »Er hat Albion meines Wissens noch nie verlassen. Stimmt’s, Cunningham?«
    Sein Erster Offizier nickte, während er sich ein weiteres Glas Port eingoss. »Brunel mag die See nicht sonderlich …«
    »Wie man dem Schiff ansieht, das er gebaut hat.« Der Kapitän stürzte sein Glas herunter, als könnte er mit seinem Inhalt auch das Eisenschiff herunterspülen. »Leider ist der König vernarrt in ihn, seit er ihm diese pferdelose Kutsche gebaut hat. Man sieht sie inzwischen schon überall. Lächerlich. Absolut lächerlich. Und uns macht das eiserne Monstrum da draußen ebenfalls zum Gespött. Unser gepanzertes Kindermädchen …«
    Jacob nahm die Augen nicht von der VULCAN, während Cunningham und der Kapitän von vergangenen Seeschlachten und der Schönheit brennender Holzschiffe schwärmten. Er entschuldigte sich, als die zwei begannen, sich über die Durchschlagskraft moderner Kanonen und den leidigen Effekt zerschmetterter Glieder zu unterhalten, auch wenn ihnen die Geschichte über Chanutes verlorenen Arm sicher gefallen hätte.
    Der Silbermond, der so sehr dem der anderen Welt glich, stand zwischen schwarzen Wolken, als Jacob nach draußen trat, aber sein roter Zwilling färbte die Wellen, als verwandelten selbst sie sich in rostendes Eisen. Fuchs wartete am Bug. Unter ihr streckte sich die Galionsfigur über das schäumende Wasser.
    »Wie geht es deinem Magen?« Niemand außer ihr wusste von seiner Abneigung gegen Schiffe. Nicht einmal Chanute. »Du hast Glück, dass das Meer so ruhig ist.«
    Und dass ihn ein Offizier der Königlichen Marine erkannt hatte, nachdem er den besten Ingenieur Albions fälschlich für seinen Vater gehalten hatte. Vielleicht war sein Glück zurück. Es wurde langsam Zeit …
    »Drei Wachen auf dem Vorschiff«, flüsterte Fuchs ihm zu. »Ich werde sie ablenken, während du über die Reling steigst.«
    Einer der Wachtposten lehnte nur ein paar Meter entfernt von ihnen zwischen den Rettungsbooten. Er blickte zu ihnen herüber. Was sah er? Das Liebespaar im Mondlicht? Was, wenn es wahr wäre, Jacob? Was, wenn er sich je erlaubte, zu vergessen, was Fuchs all die vergangenen Jahre für ihn gewesen war? Selbst der Wachtposten wollte sie küssen. Es stand ihm auf die Stirn geschrieben.
    Du würdest ihr das Herz brechen, Jacob . Oder Fuchs das seine.
    »Worauf wartest du?« Sie drückte ihm den Rucksack in die Hand.
    »Mach ihm nicht zu viel Hoffnung. Er ist fast zwei Köpfe größer als du.«
    Fuchs lächelte. »Ich glaube, du hast die gefährlichere Aufgabe!«
    Sie schlenderte in so gerader Linie auf den Posten zu, wie die Füchsin sich an ihre Beute anschlich.
    Jacob beugte sich über das Schiffsgeländer. Die Galionsfigur hatte den Körper eines Drachen, aber den Kopf eines Mannes. Dunbar war aufgefallen, wie sehr das vergoldete Gesicht Statuen des Hexenschlächters ähnelte, als er eine Rede zur Geschichte der Königlichen Flaggschiffe vorbereitet hatte. Jacob hielt es immer noch für eine gewagte Theorie, aber angeblich erwachte die Figur zum Leben, sobald die Flotte angegriffen wurde. Der Kopf eines Hexers, um Albions Marine zu schützen. Etwas schwarze Magie konnte selbst in modernen Zeiten nicht schaden. Dunbar behauptete, dass der Urenkel von Feirefis die Tradition begründet hatte, die Galionsfigur des Flaggschiffs mit dem wundertätigen Kopf auszustatten, ohne zu ahnen, dass er einst seinem hexenden Großvater gehört hatte.
    Jacob blickte sich um.
    Robert Lewis Dunbar, ich hoffe, du irrst dich nicht!
    Von dem Wachtposten war nichts mehr zu sehen. Wo hatte Fuchs ihn hingelockt? Vergiss es, Jacob . Sie ist erwachsen. Er zog das Rapunzelhaar aus der Schnupftabaksdose, in der er es aufbewahrte. Das goldene Haar war eines der wenigen magischen Dinge, die er dank Valiant nicht in der Goylfestung verloren hatte. Es trieb Faser für Faser, während Jacob es zwischen den Fingern zwirbelte, bis es kräftiger als jedes Hanfseil war. Jacob knotete ein Ende an der Reling fest. Das andere schlang sich um den Hals der Galionsfigur, sobald er es in die Tiefe warf. Er sprang über

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