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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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DUMMHEIT
    D u hättest die Hunde loslassen sollen! Mein Vater setzt schon den Welpen Füchsinnen in den Zwinger, damit sie Geschmack an ihnen finden! Du solltest sehen, was sie mit ihnen machen!« Jedes Mal, wenn sie Rast machten, dieselbe wütende Pöbelei. Der Schneewittchenapfel hatte Louis nur noch unberechenbarer gemacht, oder war es der Krötenlaich? Wäre Lelou nicht gewesen, das Prinzlein hätte Reckless umgebracht, sobald Nerron mit ihm aus dem Stall gekommen war. Der künftige König von Lothringen war tatsächlich so dumm, wie er aussah. Nein, Nerron. Er ist noch dümmer.
    »Füchse sind klüger als Hunde.« Der Wassermann saß im Gras und untersuchte seinen verletzten Fuß. Er hatte eine Paste daraufgeschmiert, die er im Haus der Hexe gefunden hatte, aber seine schuppige Haut war um die Wunde herum blass wie die eines Champignons.
    »Ihr behandelt den Dreckskerl wie ein rohes Ei!« Louis stieß das Schwert so unbeherrscht ins Feuer, dass die Funken Nerrons Haut versengten. »Er führt uns seit Wochen an der Nase herum! Hast du alles verlernt, was du als Leibwächter meines Vaters tust?«, fuhr er Eaumbre an. »Der lässt euch anders mit Gefangenen umspringen, die sich einbilden, klüger zu sein als er!«
    Eaumbre zog sich den Stiefel über den verletzten Fuß.
    »Hol ihn!«, befahl Louis.
    Der Wassermann stand wortlos auf, aber Nerron trat ihm in den Weg.
    »Er ist mein Gefangener!«
    »Ach ja? Seit wann?« Louis richtete sich auf. Er schwankte leicht, aber die Arroganz auf seinem Gesicht war wahrhaft königlich. Eaumbre fesselte Reckless jeden Abend an eines der Kutschräder. Nerron malte sich aus, ihn gegen Louis auszutauschen und den Pferden die Peitsche zu geben. Der Wassermann schob sich an ihm vorbei und humpelte zur Kutsche.
    Reckless war immer noch blass vom Aderlass der Hexe, und der Blaubart hatte ihm ein paar blutige Muster in die weiche Haut geschnitten, aber sein Gesicht hatte denselben aufreizend furchtlosen Ausdruck, den es angesichts der Wölfe gezeigt hatte.
    Er hielt Nerron sogar auffordernd die gefesselten Hände hin. »Der Wassermann zieht die Stricke so fest, dass mir die Finger absterben. Wie wär’s, wenn ihr mir die Fesseln abnehmt? Ich habe nicht vor, zu fliehen.«
    »Ach, und warum nicht?« Louis wischte sich mit dem samtenen Ärmel das Fett von den Lippen. Er hatte die zwei Kaninchen, die der Hundemann geschossen hatte, fast allein gegessen. »Weißt du, was mein Vater mit Spionen aus Albion macht?«
    Reckless warf Nerron einen amüsierten Blick zu. Sieh an, ein Spion?, fragten seine Augen. Du schuldest mir etwas, Goyl.
    »O ja, das … Aber das ist nur ein Nebenberuf«, sagte er laut. »Eigentlich bin ich Schatzjäger wie der Goyl, und für diese Jagd müssen wir uns, fürchte ich, zusammentun. Ihr habt den Kopf und die Hand. Ich habe das Herz, und sollte das meine Unentbehrlichkeit noch nicht beweisen, fragt die Zwerge, ob sie wissen, wo Guismunds Leichnam ist.«
    Oh, der verschlagene Hund.
    Louis brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, wovon Reckless sprach. Er schwankte so sehr, dass er fast ins Feuer fiel, als er auf ihn zustolperte. Lelou fütterte ihn inzwischen dreimal täglich mit Krötenlaich (der Wassermann war oft Stunden unterwegs, um ihn zu beschaffen), doch abends ließ die Wirkung nach. Außerdem roch der prinzliche Atem schon wieder nach Elfenstaub.
    »Du vergisst offenbar, wen du vor dir hast!« Louis gab sich alle Mühe, bedrohlich zu klingen.
    Reckless deutete eine Verbeugung an. »Louis von Lothringen. Ich habe für Euren Vater gearbeitet, vermutlich erinnert Ihr Euch nicht. Er brauchte damals ein Gegenmittel für einen Liebeszauber. Eure Cousine war die Täterin und Ihr das Opfer. Hatte sie Euch nicht in einen Frosch verwandelt?«
    »Die Geschichte haben die Feinde meines Vaters in Umlauf gesetzt.« Louis verschluckte sich vor Wut fast an der eigenen Zunge. »Ich war dagegen, deinen Freund bei der Hexe zu lassen! Du hättest die Füchsin schon zurückgerufen, wenn der Wassermann ihm einen Finger nach dem anderen abgeschnitten hätte!«
    »Mein Prinz!« Nerron war nicht sicher, ob Lelous Stimme empört oder beeindruckt klang.
    Louis beachtete ihn nicht. »Ruf sie zurück!«, stieß er hervor. »Jetzt! Oder ich befehl dem Wassermann, dir die Finger abzuschneiden! Mein Vater lässt sie mit den Daumen anfangen.«
    Er nickte dem Wassermann zu. Man konnte Eaumbre nicht vom schuppigen Gesicht lesen, was er von dem Befehl hielt, aber er zog das

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