Red Rabbit: Roman
Bundesgefängnis von Leavenworth ließ sie in ihren dunklen Löchern verharren. Und die Russen waren genauso schlimm, dachte Russell, alles rassistische Arschlöcher. Nur gut, dass er auf sie nicht angewiesen war. Er hatte seine Bücher und seinen Kassettenrekorder, um Jazz zu hören, und nun gab es noch eine Extrazahlung, die ihm diese Plackerei hier einbringen würde. Er würde mit dem nächsten Funkspruch dem Iwan eine Nuss zu knacken geben, an der er sich die Zähne ausbeißen mochte, und Foley konnte sein Rabbit rausholen. Er nahm den Telefonhörer ab und wählte Foleys Nummer.
»Foley.«
»Russell. Könnten Sie kurz in mein Büro runterkommen?«
»Schon unterwegs«, erwiderte der COS. Vier Minuten später trat er durch die Tür. »Was ist los, Mike?«
Russell hob das Ringbuch hoch. »Davon gibt’s nur drei Exemplare. Die haben wir, Langley und Ford Meade. Sie wollen eine
sichere Kommunikation? Dann bekommen Sie auch eine. Versuchen Sie aber bitte, die Mitteilungen kurz zu halten, okay? Dieser Mist hier kann einen verdammt rappelig machen.«
»Okay, Mike. Tut mir Leid, dass es nicht einfacher geht.«
»Vielleicht eines Tages schon. Eigentlich müssten auch Computer dafür einsetzbar sein. Zum Beispiel ließe sich ein Einmal-Block auf Diskette speichern. Vielleicht sollte ich das mal Fort Meade vorschlagen«, sagte Russell nachdenklich. »Dieses Zeug hier kann einen in den Wahnsinn treiben.«
Lieber dich als mich, verkniff sich Foley zu sagen. »Okay, ich habe später noch etwas für Sie.«
»In Ordnung.« Russell nickte. Er musste nicht hinzufügen, dass er dies ebenfalls erst auf seiner KH-7 chiffrieren und anschließend per Einmal-Block noch zusätzlich verschlüsseln würde. Er hoffte, dass der Iwan die Nachricht abfing und seinen Dechiffrierern das Dokument zum Bearbeiten gab. Die Vorstellung, dass diese Typen sich an einer seiner verschlüsselten Nachrichten die Zähne ausbissen, entlockte ihm ein Lächeln. Gut, sollen diese Matheasse etwas haben, mit dem sie herumspielen konnten.
Aber man wusste nie. Wenn der KGB es zum Beispiel geschafft hatte, eine Wanze im Gebäude anzubringen, wurde diese garantiert nicht mittels einer Batterie betrieben, sondern eher mit Mikrowellenstrahlen, die von Unserer Lieben Frau von den Mikrochips auf der anderen Straßenseite ausgingen. Er hatte zwei Leute in seinem Team, die regelmäßig die Botschaft durchkämmten und nach Radiowellen unerklärbarer Herkunft suchten. Hin und wieder fanden sie eine Wanze und setzten sie außer Betrieb, aber die letzte hatten sie vor zwanzig Monaten gefunden. Jetzt hieß es zwar, die Botschaft sei komplett überprüft und absolut sauber, doch niemand glaubte das. Der Iwan war einfach zu clever. Russell fragte sich, wie es Foley schaffte, seine Identität geheim zu halten, aber das war nicht sein Problem. Dafür zu sorgen, dass die Nachrichtenübermittlung vollständig sicher war, war schon schwer genug.
Wieder in seinem Büro, entwarf Foley seine nächste Nachricht an Langley, wobei er versuchte, sich so kurz wie möglich zu fassen, um Russell die Arbeit zu erleichtern. Dies hier würde mit Sicherheit dafür sorgen, dass einige im siebten Stock große Augen bekamen.
Er hoffte, dass die Briten Washington gegenüber noch nichts hatten verlauten lassen, denn eine Umgehung des üblichen Behördenweges würde als höchst unschicklich betrachtet werden, und hochrangige Regierungsbeamte fühlten sich wegen solcher Trivialitäten immer vor den Kopf gestoßen. Aber manchmal hatte man eben nicht die Zeit, Informationen über die üblichen Kanäle weiterzuleiten, und von ihm als Leiter einer CIA-Außenstelle erwartete man, dass er hin und wieder etwas Initiative zeigte.
Und nicht nur Initiative zeigte, sondern auch ausgefallene Ideen hatte.
Foley warf einen Blick auf seine Uhr. Er trug eine knallrote Krawatte, und in anderthalb Stunden würde er mit der Metro nach Hause fahren. Es war wichtig, dass sein Rabbit ihn und das vereinbarte Zeichen sah. Eine leise Stimme im Hinterkopf sagte Foley, dass er BEATRIX so schnell wie möglich in Gang bringen sollte. Ob dies das Rabbit oder jemand anders in Gefahr bringen würde, wusste er nicht, doch Foley war jemand, der seinen Instinkten vertraute.
21. Kapitel
URLAUB
Es war gar nicht so einfach, immer den richtigen Zug zu erwischen. Doch hier kam Rabbit und Foley die fast schon unheimliche Pünktlichkeit der U-Bahn – vermutlich das Einzige, was in der Sowjetunion tatsächlich ordentlich
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