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- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

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Titel: - Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Blakley-Cartwright , David Leslie Johnson
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um einen herum kaum genug zu essen hatten, erschien ihr herzlos.
    »Ich weiß, sie sind albern«, sagte er mit einem verhaltenen Lächeln, und Valerie begriff, dass ihr Blick nicht sehr taktvoll gewesen war. »Peinlich. Aber sie sind ein Geschenk meiner Großmutter.«
    Trotzdem nicht in Ordnung, dachte sie . Valerie war in Streitlaune. Sie versuchte festzustellen, ob Peter bemerkt hatte, dass sie mit Henry sprach. Doch er schien sich nicht dafür zu interessieren und schaute kein einziges Mal auf.
    Henry murmelte, dass er auch den anderen Wasser anbieten müsse. All die jungen Frauen um sie herum, die Henry beobachtet und darüber ihre Arbeit vernachlässigt hatten, machten sich eilends wieder daran, das gemähte Gras zusammenzuschnüren. Doch als Henry weiter an ihnen entlangging,
spürte Valerie, dass seine Augen auf ihr verweilten, und länger, als sie eigentlich sollten.
    Henry begriff, dass Valerie eine ihrer Launen hatte. Sie wollte allein sein. Im Weggehen beobachtete er sie. Im Dorf ging das Gerücht, sie hätte als Kind den Wolf gesehen. Das hätte sie verändert, und seit jenem Tag wäre sie nicht mehr dieselbe. Wenn sie jemand danach fragte, antwortete sie nicht. Doch in einem Dorf gab es keine Geheimnisse.
    Er hatte immer gewusst, dass sie anders war, und auch er hatte sich selbst stets ein wenig anders gefühlt. Vielleicht, so dachte er sich, konnten sie ja zusammen anders sein.

    Die Mittagssonne stand hoch am Himmel und brannte auf die Wiesen herab, dass sie wie versengt rochen. Um sich vor der Hitze zu schützen, nahmen die Arbeiter ihr Mittagessen in einem Hain am Rand der Felder ein – Männer und Frauen wie immer in getrennten Gruppen. »Seht euch das an!« Roxanne drehte sich so geschwind im Kreis, dass Grassamen von ihr wegflogen wie wirbelnde Schneeflocken. »Das ganze Gras. Ich komme mir vor wie eine Kuh.«
    »Du bist ja voll von dem Zeug«, sagte Rose stirnrunzelnd und zupfte Halme aus ihrem Haar.
    »Hör auf, dich so idiotisch zu drehen«, zischte Prudence. »Oder sollen dich die Jungs für ein kleines Mädchen halten? «
    Valerie blendete das Geplapper ihrer Freundinnen, das sich für sie wie Hühnergegacker anhörte, einfach aus und beobachtete, wie Peter mit den Männern scherzte, die schon an den Wasserfässern anstanden. Sie wischte sich die Hände
an ihrem Rock ab und nahm sich dafür viel Zeit, damit sie ihm nicht zu nahe kam. Dann sah sie, wie er sich bückte und in seinem Bündel kramte. Er schaute auf und wieder begegneten sich ihre Blicke. Sie erstarrte. Sollte sie etwas sagen? Ihm ein Zeichen geben? Sie wartete stumm und bemerkte, wie seine Augen flackerten. Hatte er sie erkannt?
    Die Arbeiter, die hinter Peter in der Schlange standen, stupsten ihn. Er schwang sich das Bündel über die Schulter und zwängte sich, auf sein Essen verzichtend, an den übrigen hungrigen Männern vorbei.
    Eines der Mädchen zupfte Valerie am Rock, und sie sank widerwillig ins Gras zurück, während er davonging.

    Ein paar Dorfbewohner hatten unten am Fluss an einem überhängenden Ast ein Seil befestigt. Daran schwangen sie sich über die Uferböschung hinaus und ließen sich ins Wasser plumpsen.
    »Los, Henry!«, rief einer.
    Henry packte das Seil, stieß sich vom Ufer ab und ließ am höchsten Punkt des Bogens los. Klatschend fiel er ins Wasser, schwamm ein paar Züge und tauchte dann zähneklappernd wieder auf. Ein Hund kam angelaufen und bellte missbilligend. Henry rief ihn zu sich. Da er nicht kommen wollte, warf ihm Henry, mittlerweile steif vor Kälte, einen Stock zu. Doch der Hund wurde von seinem Besitzer abgelenkt, der sich zum Wasser herunterbeugte, um einen Schluck zu trinken. Einer der Erntehelfer. Weitere erschienen an seiner Seite – von der Arbeit erschöpfte Männer, die mit hängenden Schultern und schweren Schritten ans Ufer kamen.
Einer jedoch, eine dunkle Gestalt, blieb aufrecht mitten unter ihnen stehen.
    Henry erkannte ihn sofort. Es war Peter.
    Henrys Herz begann zu rasen. Er musste nachdenken. Er holte tief Luft, tauchte unter und brachte die Welt zum Verschwinden. Er öffnete die Augen und sah nur beruhigendes Grün. Die Strömung war nicht stark und so ließ er sich einfach im Wasser treiben. Hier unten würde er für immer bleiben, in dieser friedlichen Welt, in der es keine toten Mütter gab. Und keine Menschen, die Mütter töteten. Hier will ich sein, beschloss Henrys im tiefsten Winkel seiner Seele.
    Doch seine Lungen weigerten sich, beschwerten sich zuerst, wurden

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