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- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

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Titel: - Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Blakley-Cartwright , David Leslie Johnson
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oder die sich an ihn erinnerte. Jedes Mal, wenn sie sich vorbeugte und etwas sagen wollte, kam jemand anderes vorbei und hinderte sie daran.
    Langsam ging der Tag zur Neige und ein schmutziges Graugrün färbte den Himmel. Der Vogt stand in der Nähe, das Gewicht auf einem Bein, einen Fuß um den anderen gehakt. Sein großer Rappe blinzelte träge und sah ihnen ebenfalls zu, denn es gab nicht viel mehr zu sehen als die zusammenströmenden Dorfbewohner. Noch zögerten sie, den Tag hinter sich zu lassen, denn sie wussten: Je früher der Abend kam, desto früher der Morgen.
    Sie hatten allzu schwer gearbeitet und waren, veraltetes Werkzeug in ihren schlaffen Händen haltend, zu nichts mehr zu gebrauchen. Sie hatten reiche Ernte gemacht wie ein Heuschreckenschwarm und lachten übermütig, als wären sie aller Sorgen ledig. Jungs spielten Fangen, flitzten hintereinander her und zogen sich gegenseitig an den Hemden, als würden ihre jungen Körper nach dem eintönigen Tagwerk erst richtig erwachen. Sie sogen begierig die abendliche
Kühle ein und spürten, wie die staubige Luft über ihre rauen Hände strich.
    Als Valerie ihren letzten Haufen stapelte, sah sie, wie Peter sich nach seinem Bündel bückte und Anstalten machte zu gehen.
    Jetzt oder nie.
    »Peter …«
    Er richtete sich auf und sein Rücken war wie eine Wand. Dann drehte er langsam den Kopf nach oben und sah sie an. Sein Blick ging durch sie hindurch wie ein Messer.
    Ehe sie es sich verkneifen konnte, fragte sie: »Erinnerst du dich an mich?«
    Er trat einen Schritt auf sie zu. Sie spürte, wie die Hitze zwischen ihnen loderte.
    »Wie könnte ich dich je vergessen?«
    Ihr wurde ganz schwach vor Freude.
    Das Horn des Aufsehers tönte über die rostfarben gleißenden Kornfelder und verkündete das Ende des Tages und den Beginn des Lagerfeuerfestes.
    Peter sah sie noch einen Augenblick lang an, dann drehte er sich um und ging weg. Sie sah ihm vom Wagen aus nach, bis er unter den Bäumen verschwunden war.

Kapitel 5
    U nten am Fluss rupfte ein Erntearbeiter einem leblosen Huhn büschelweise Federn aus und warf sie achtlos auf den Boden. Die Leute aus dem Dorf brieten schon ein anderes Hähnchen an einem langen Spieß über dem Feuer. Der würzige Duft des frisch gemähten Grases, das zu ungleichmäßigen Haufen gestapelt war, hatte die Lebenslust der Dorfbewohner geweckt. Trotz ihrer Erschöpfung waren sie zu Späßen aufgelegt.
    Valerie beobachtete, wie die Männer große Fässer aufstellten, in denen man sich, wenn sie leer waren, einen Hügel hinabrollen lassen konnte. Fässer wie die, in denen sich Peter und sie früher manchmal eine Zeit lang vor den Erwachsenen versteckt hatten. Wenn sie kichernd in diesem hölzernen Gefängnis kauerten, war die Außenwelt nicht mehr als ein fernes Raunen.
    Ihre Erinnerungen an die Zeit mit Peter waren ganz klar und fest, fast meinte sie, sie mit den Händen greifen zu können.
    »Wie könnte ich dich je vergessen?« Die neue Erinnerung drängte sich zwischen die alten.
    Jemand spielte jetzt auf einer Flöte eine betörende Melodie.
Ihr Vater aß zu der Musik und schluckte theatralisch bei jedem Triller. »Fördert die Verdauung«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf den Flötenspieler. Es war das erste Mal, dass sie Cesaire an diesem Tag sah.
    Valerie biss in eine fette Hühnerkeule, ihre zweite. Prudence legte ihr die Hände um die schmale Taille, um sie zu messen. Ihre Fingerspitzen berührten sich beinahe. »Das ist ungerecht«, seufzte sie neidisch.
    Rose zog die Mädchen beiseite, führte sie zum Fluss hinunter und zeigten ihnen ein altes Ruderboot, das am Nachmittag im Ufergestrüpp versteckt worden war. Es hatte einen verblassten grauen Anstrich und war voller Vogeldreck und brauner Schlammspritzer, die an Kaffeeflecken erinnerten.
    »Das wird es tun«, befand Valerie mit einem beifälligen Nicken.

    Als sie vom Fluss zurückkamen, bemerkte Valerie, dass Peter wieder da war und dass der Vogt bei ihm stand.» Wir wollen morgen Kiefern schlagen und könnten einen Mann wie dich gebrauchen.Wir behalten dich im Dienst.«
    »Ja, du bist ein guter Arbeiter «, setzte Cesaire unaufgefordert hinzu. Valerie war überrascht, dass ihr Vater sich zu Wort meldete, freute sich aber darüber.
    Peter blickte zweifelnd.
    » Wir stellen dir auch eine Axt«, sagte der Vogt. Seine Wangen waren dick und gerötet.
    Peter zog kurzerhand eine Axt aus seinem Bündel und wirbelte sie herum. »Ich habe meine eigene. Fürs Holzfällen möchte

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