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- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

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Titel: - Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Blakley-Cartwright , David Leslie Johnson
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ich den doppelten Lohn.«

    Der Vogt zog eine Augenbraue hoch, willigte aber widerstrebend ein. Der Bursche war wirklich ein guter Arbeiter. Er hatte mehr Heu gemäht als jeder andere. »Einverstanden. « Er wandte sich ab. »Die Männer auf die großen Felsen auf der anderen Flussseite! Die Frauen bleiben auf dieser Seite.« Wie es der Brauch wollte, schlugen Männer und Frauen getrennte Lager auf.
    Obwohl es immer so gehandhabt wurde, war Prudences Mutter besorgt. Ihre Tochter war in diesem Jahr das erste Mal dabei, und man erzählte sich, dass vor langer Zeit jemand hier draußen von einem Wolf getötet worden sei. Einige behaupteten, es sei ein Kind gewesen, andere, drei kleine Mädchen, die sich beim Schwimmen vom Lager entfernt hätten. Wieder andere, es habe sich um eine Frau gehandelt, die davongelaufen sei, nachdem man sie mit einem Liebhaber erwischt habe.
    Wie bei so vielen Geschichten, die sich um den Wolf rankten, wusste niemand mit Gewissheit, was geschehen war. Alle wussten nur, dass etwas geschehen war.
    »Hoffentlich sind wir hier draußen sicher. Vielleicht könnte ja mein Mann hierbleiben.« Sie sah die ganze Zeit so aus, als müsste sie gleich niesen oder weinen.
    »Mutter«, erwiderte Prudence streng. »Es besteht überhaupt kein Grund, sich Sorgen zu machen. Der Wolf hat sich letzte Nacht ein Lamm vom Altar geholt. Jetzt haben wir wieder einen Monat lang Ruhe.«
    » Wir Weiberleute unter uns«, sagte eine andere Frau mit barscher Stimme, »da hast du nichts zu befürchten.«
    »Na schön.« Prudences Mutter zog die Mädchen dicht zu sich heran und erteilte ihnen eine persönliche Unterweisung. »Achtet darauf, dass eure Schuhe unter der Decke
bleiben, wenn ihr schlaft. Ich möchte nicht, dass sie euch in der Nacht gestohlen werden.«
    Die Mädchen nickten mit gespieltem Ernst. Sie kannten ihre Schrullen.
    Plötzlich meldete sich einer der Erntearbeiter zu Wort. »Aber so wartet doch, er hat ja noch gar nicht gesungen. Ihr wollt ihn bestimmt hören«, rief er und deutete auf einen vierschrötigen Mann mit einer Nase, die ihm wie eine Gurke aus dem Gesicht ragte.
    »Dann sing uns ein Lied «, befahl der Vogt trocken. »Fang an.«
    »Ich kann nicht«, erwiderte der Arbeiter mit falscher Bescheidenheit.
    »Doch, du kannst«
    »Oh, gewiss, dann kann ich wohl.«
    Sein Lied war eine schöne, getragene Ballade. Die Dorfbewohner lehnten sich zurück und ließen sich von dem Gesang gefangen nehmen, einem Gesang, der über den Fluss hinglitt, den Wald umfing und alles sogleich vereinte.
    Valerie schloss die Augen, öffnete sie aber wieder, als sie neben sich jemanden spürte. Es war Peter. Er war ihr so nahe, dass sie den warmen Hauch seines Atems an ihrem Ohr spürte. »Komm später zu mir.«
    Kühn wandte sie den Kopf und sah ihm ins Gesicht. »Wohin?«
    Aus der Nähe sah er beinahe unerträglich schön aus. Das dichte schwarze Haar fiel ihm über ein Auge.
    »Halte nach meinem Licht Ausschau.«
    Sie brachte nur ein Nicken zustande, verblüfft darüber, dass ihr Körper überhaupt zu einer Regung fähig war. Es gelang ihr, sich zusammenzureißen, aber da war er schon fort.

    Die Männer waren mit Booten ans andere Ufer gefahren, um dort zu übernachten, und die Mädchen hatten sich in einem Zelt versammelt, das sie mit Prudences Mutter teilten. Sie saßen im Kreis, flochten Kränze, mit denen die Heuhaufen beschwert werden sollten, und warteten darauf, dass ihre zappelige Anstandsdame vom Schlaf überwältigt wurde. Der Boden war eben, und in der Mitte stand eine große Laterne, in deren Gehäuse ein Muster aus Punkten und Schnörkeln geschnitten war, das von innen angestrahlt wurde und tanzende Schatten auf den Boden und die sich bauschenden Zeltwände warf.
    »Den Tee«, flüsterte Prudence und streckte Valerie die flache Hand hin. Ihre Mutter zeigte noch keine Anzeichen von Müdigkeit. Ausgerechnet heute Nacht, wo sie schlafen sollte, hielt die Sorge sie wach, und Prudence wollte sichergehen, dass sie nicht jedes Mal aufwachte, wenn im Feuer ein Scheit verrutschte. Valerie fasste tief in ihre Umhängetasche und zog einen Beutel mit dem schlaffördernden Salbeitee ihrer Großmutter hervor.
    Prudence trat vors Zelt und bereitete, mit funkelnden Augen über das verglimmende Feuer gebeugt, den Schlaftrunk. Wenig später schlüpfte sie wieder herein und gab jedem Mädchen einen Becher mit gewöhnlichem Tee. Der letzte Becher enthielt Großmutters Spezialaufguss und den reichte sie ihrer Mutter.
    Sie

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