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- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

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Titel: - Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Blakley-Cartwright , David Leslie Johnson
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dich wieder auf deinen Mut besinnen, mein Sohn.«
    Henry atmete hörbar ein. »Ihr wollt also den Wolf jagen?« Er kniff verächtlich die Augen zusammen. »Na schön. Dann jagen wir ihn eben.«
    Der Vogt, breit und stämmig, mit Händen wie Bratpfannen, knallte kampflustig seinen Krug auf den Tisch. » Wir haben das alles viel zu lange tatenlos hingenommen. Wir sind hier, um unsere Freiheit wiederzuerlangen!«, rief er den anderen zu, zog den silbernen Dolch aus seinem Hosenbund und rammte ihn in den Tisch.
    Die Männer warfen jubelnd die Fäuste in die Luft.
    »Machen wir diesem verdammten Wolf den Garaus!«, rief er.

    »Darauf trinke ich«, sagte Cesaire und schüttete hinunter, was noch in seinem Krug war. Es war jetzt früher Abend, und die Männer begriffen, dass sie sich am besten gleich ans Werk machten. Die ersten stapften bereits zur Tür hinaus, um Vorbereitungen für die Jagd zu treffen.
    Pater Auguste taumelte hinter ihnen her. »Wartet! Wir sollten auf Vater Solomon warten!«
    Aber seine verzweifelten Mahnungen gingen im Chor der tiefen Stimmen und klirrender Krüge unter.
    Cesaire ließ noch einmal seinen Krug nachfüllen und auf dem Weg nach draußen kippte er dem Pfarrer den Inhalt über den Kopf und machte seinen Protesten eine Ende.

    Die Männer drängten aus der Schenke ins graue Licht. Der frische Schnee knirschte unter ihren Stiefeln und kampfeslustig warfen sie ihre Hüte in die Luft und schwangen ihre Jacken über den Köpfen. Sie fühlten sich größer, als sie waren, und platzten vor Tatendrang.
    Ihre Frauen hörten das Geschrei und liefen ihnen nach, eilten wieder nach Hause und kamen mit Wegzehrung und warmen Schals wieder. Der Schneefall wurde immer heftiger. Der richtige Winter begann früher als gewöhnlich.
    Ich werde derjenige sein, dachte jeder Mann bei sich. Ich werde derjenige sein, der es tut. Sie hatten kaum einen Blick für ihre Frauen oder ihre Kinder übrig und übersahen geflissentlich die bange Sorge in ihren Gesichtern.
    Auch Valerie war vom Lärm nach draußen gelockt worden und hielt nach Peter Ausschau. Sie war ihm böse, weil er nicht ins Haus gekommen war, um sie zu trösten, aber sie
wollte ihn auch nicht gehen lassen, ohne von ihm Abschied zu nehmen.
    Sie entdeckte ihn sogleich in der Menge. Seine dunklen Haare und sein schwarzer Mantel stachen vom hellen Schnee ab. Die Worte ihrer Mutter klangen ihr noch in den Ohren. Sie fragte sich, ob es falsch von ihr wäre, anders als ihre Mutter aus Liebe zu heiraten und dadurch eine größere Liebe zu erfahren, als ihre Mutter jemals gehabt hatte.
    Peter schlüpfte in einen Schuppen, als er sie sah. Es war schwer zu sagen, ob sich sein Gesicht bei ihrem Anblick verfinstert oder ob es nur an dem trüberen Licht gelegen hatte. Sie schob diesen Gedanken beiseite, kletterte nach unten und folgte ihm in den schmutzigen, mit Spinnweben verhangenen Verschlag.
    »Pass auf dich auf«, sagte sie und fasste nach seiner Hand.
    »Ich habe gerade meine Schwester verloren. Ich kann nicht auch noch dich verlieren.«
    Sie spürte, wie er zurückwich.
    Seine Hand verharrte in der Luft und sank dann herab, obwohl es ihn in den Fingern kribbelte. Peter sah sie an, sehnte sich danach, sie zu berühren, versuchte aber, stark zu bleiben. »Ich weiß. Aber das alles ist nicht richtig, Valerie.«
    »Was?«
    » Wir dürfen das nicht tun.«
    Valerie verstand nicht. Sie sah nur Peters gequältes Gesicht. Ich werde ihn erlösen, dachte sie.
    »Du musst es tun. Du musst Henry heiraten.«
    Verwirrt schüttelte sie den Kopf, als hätte sie etwas Bitteres im Mund, das sie nicht hinunterschlucken konnte.
    »Ich möchte aber mit dir zusammen sein.« Sie kam sich
bei diesen Worten albern vor, aber was sie gesagt hatte, meinte sie ernst. Sie konnte nicht auch noch ihn verlieren.
    »Deine Schwester ist gerade gestorben …«
    »Nein. Nein, wie kannst du es wagen, dich darauf zu berufen! « Peter hatte es nicht einmal für nötig befunden, einen Beileidsbesuch abzustatten. Und jetzt versuchte er, sich auf Lucies Tod hinauszureden.
    »Valerie, mach nicht mehr daraus, als es ist«, sagte er und versuchte, ihr gegenüber hart zu bleiben. »Es war, was es war. Mehr nicht.« Er sagte es ruhig, aber bestimmt.
    Valerie trat zurück, tief getroffen von seinen Worten. »Das glaubst du doch selber nicht«, beharrte sie und schüttelte den Kopf.
    Doch er blieb unnachgiebig, seine Miene reglos und streng. Er sah sie nicht einmal an. Doch mit einem Finger berührte er eine

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