- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond
Schritt tiefer in die Gasse hinein und sagte mit ausdrucksloser Stimme: »Ich muss sie nicht mögen, um zu bekommen, was ich will.«
»Ich glaube dir nicht«, erwiderte Valerie und fasste wieder nach seinem Gesicht. Peter entzog sich ihr. »Du lügst.«
Valerie sehnte sich so danach, ihn zu berühren, seinen Herzschlag zu spüren, zu wissen, dass es da drin war, dass das ihr Peter war. Bevor er sie daran hindern konnte, schlang sie von hinten einen Arm um ihn und legte ihm eine Hand auf die Brust. »Dein Herz schlägt so schnell«, sagte sie. »Ich weiß, dass du dasselbe empfindest.«
Er fuhr herum und griff nach dem Armreif, den ihr Henry geschenkt hatte. Sie überließ ihm den Reif nicht.
»Valerie, du weißt, dass ich dir so etwas nicht schenken kann. Ich kann es jetzt nicht und werde es niemals können.«
»Glaubst du, ich mache mir etwas aus Geld?«
»Valerie«, sagte er und gab ihr eine letzte Chance, von ihm zu lassen. »Ich bin der Falsche für dich.«
»Das ist mir egal.«
Endlich wandte er ihr das Gesicht zu, wagte, ihr zu glauben, und ehe sie sich’s versah, küsste sie ihn auf den Mund, fest und schnell. Er zögerte, dachte an das Versprechen, das er ihrer Mutter gegeben hatte, doch als Valerie ihre kühlen Arme um ihn schlang und ihm mit ihren Fingern durchs Haar fuhr, kam er nicht mehr dagegen an. Er war bis jetzt hart geblieben, zitternd wie ein angeschlagener Baum, der kurz vor dem Umfallen stand. Doch dieser Kuss war der letzte, der entscheidende Hieb, und endlich gab er nach und fiel.
Seine Finger, rau von der Arbeit, streichelten ihre Wange, und sie atmeten zusammen.
»Ich hatte solche Sehnsucht nach dir.« Er sog die Luft ein und kämmte mit den Fingern ihr langes maisblondes Seidenhaar.
Doch genau in diesem Augenblick spürte Valerie wieder den Blick, den sie schon auf dem Fest gespürt hatte, diese Traubenaugen. Sie fühlte sich beobachtet. Sie vernahm ein Geräusch am Eingang der Gasse. Diesmal war es kein Wildschweinkopf.
»Hast du das gehört, Peter?«
Er machte sich nicht die Mühe zu antworten. Er hob sie mit seinen warmen Händen hoch, trug sie in den nahen Kornspeicher, die Treppe hinauf, und dann drückte er sie an die hölzerne Wand, und Valerie vergaß alles andere.
»Besser?«, brachte er heraus.
Valerie konnte nicht antworten. Sie spürte, wie jeder Zentimeter seines Körpers gegen ihren drängte, wie seine Hände über ihre Taille glitten. Er suchte nach den Schnüren ihrer Bluse. Als er sie gefunden hatte, zog er, bis sie sich lockerten.
Peters Gesicht war nicht glatt, seine Hände waren nicht weich.
»Peter …« Ihre Hand wanderte, blieb auf seine Hüfte liegen. Er war da und sie war da und sein Körper presste sich fest gegen ihren. Sie wollte ihren Körper seinem für immer aufprägen, den Abdruck spüren. Seine Kleider, ihre Kleider, alles, was zwischen ihnen war, wurde ihr plötzlich unerträglich, und sie sehnte sich danach, ihn zu berühren, ihn wirklich zu berühren, mit ihren Händen, ihrem Wesen und all ihrem Sein.
Peter legte sie auf das Stroh, mit dem der Speicherboden ausgelegt war. Sie schaute hinauf in das hohe, schattige Kuppeldach.
Es war schwindelerregend, und sie kam sich vor wie in den holzverkleideten Kammern eines riesigen Kaleidoskops.
Sie spürte seinen abgehackten und ungleichmäßigen Atem an ihrem Hals. Die Hitze schoss durch ihren Körper wie eine entfesselte Flut. Fast hätte sie selbst das Atmen vergessen.
Er öffnete ihre Bluse, die aus ihrem Rock gerutscht war. Raue Finger strichen über ihre Haut und suchten einen Weg nach innen. Sie begriff, dass das zu weit ging. Sie schnappte nach Luft, sagte sich, dass sie fortmusste, dass sie auf sein ungestümes Verlangen nicht vorbereitet war, da drang von unten plötzlich ein Klappern herauf.
Sie fuhren auseinander.
»Schnell«, wisperte Peter, zog sie hoch und schob sie hinter einen Pfosten, damit sie von dem Eindringling nicht gesehen werden konnte.
»Peter!«, rief jemand.
Er spähte nach unten. Zwei Holzfäller luden ein Fass in eine Schubkarre.
»Peter, könntest du uns helfen?«
Peter warf Valerie einen verzweifelten Blick zu. Sie winkte ihn zu sich, und während er sich bückte und so tat, als schüttele er einen Stein aus seinem Stiefel, flüsterte sie ihm zu: »Ich möchte nur mit dir leben.« Dann zog sie ihn an sich und bedeckte ihn mit ungestümen Küssen. Peter taumelte, strich über ihre glühende Wange und eilte fort.
Sie lehnte sich gegen den Pfosten, spürte
Weitere Kostenlose Bücher