Red Shark: Thriller (German Edition)
sagte Scott. »Ich sollte Ihnen aber sagen, dass wir der Kilo eine Botschaft geschickt haben.« Scott berichtete von dem kleinen Zwischenfall. »Ich nehme an, dass der chinesische Skipper zu Hause anrufen wird, wenn wir die White Dragon versenken.«
»Deshalb werden Sie so schnell wie möglich von dort verschwinden, wenn es erledigt ist. Irgendwelche Fragen? Nein? Dann möchte ich Miss Kida in Tokio zuschalten.«
Der Monitor wurde blau, und dann teilte er sich. Scott sah Fumiko frisch und ausgeruht, aber mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht vor sich.
»Commander Scott, Colonel Jefferson«, sagte sie. »Meine Glückwünsche zu der erfolgreichen Mission. Ich möchte aber auch mein tiefstes Bedauern darüber ausdrücken, dass einer Ihrer Männer, Oberbootsmann Ramos, ums Leben gekommen ist.«
»Danke«, entgegnete Scott. »Ich werde das an die anderen weitergeben. Ramos hat es uns ermöglicht, mit Informationsmaterial zurückzukommen. Ich hoffe nur, dass das, was wir gefunden haben, die Mühe wert sein wird.«
»Diese Mini-Disk aus ihrem Überwachungssystem. Haben Sie sie sich schon angesehen?«
»Nein, ich möchte sie nicht anrühren. Ihre Experten in Yokosuka sollten sie zuerst untersuchen.«
»Allerdings«, warf Radford ein. »Dann möchte ich sie von Miss Kida und ihren Leuten ansehen lassen, damit sie feststellen, ob sie etwas herausholen können. Man hat dort, wie Sie wissen, ausgezeichnete Software, mit deren Hilfe vielleicht etwas von Wert davon zu holen ist.«
»Und wie bekommt Miss Kida die DVD in die Hand?«, fragte Scott.
»Wenn Ihre Operation abgeschlossen ist, werden Sie abbrechen und sofort nach Yokosuka zurückkehren.«
Radford meinte damit den großen Flottenstützpunkt der 7. US-Flotte auf Honshu, südlich von Tokio.
»Nachdem unsere Leute in Yokosuka sich die Diskette angesehen haben, werden Sie sie zusammen mit Miss Kida im Hauptquartier der militärischen Abwehr in Tokio abliefern.«
Scott sah, wie Fumikos Züge weicher wurde. Er war sich am Ende der Videokonferenz ganz sicher, dass er um ihre Lippen den Hauch eines Lächelns spielen sah.
»Das ist sie, das ist Fats Dschunke.« Deacon drehte das Periskop zu Scott, der bisher das Bild der White Dragon auf dem angeschlossenen Videoschirm beobachtet hatte. Nun sah er zum ersten Mal wirklich die gedrungenen Konturen der Dschunke und die leuchtende Wärmeblume ihrer Zwillingsdiesel.
»Ich bin der gleichen Meinung«, sagte Scott.
Deacon befahl: »Periskop einfahren. Schraubengeräusch ausblenden, nach Backbord.«
»Schraubengeräusch ausblenden, nach Backbord, aye.«
Die Reno schwenkte neunzig Grad nach links, um sicherzugehen, dass keine anderen Schiffe, vor allem die Kilo, sich von hinten angeschlichen hatten.
»Sonar, hier Brücke, melden Sie alle Kontakte«, ordnete Deacon an.
»Brücke, hier Sonar, alle Kontakte melden, aye«, bestätigte der Wachoffizier am Sonar. Nach einer kurzen Pause sagte er: »Ich habe vier Kontakte, Sierra Eins bis Vier. Ich habe Sierra Eins, die Kilo, auf Peilung eins-drei-null.«
Die Kilo hatte sich also aus Südosten genähert. Dass ihr Kapitän die Distanz zur Reno gehalten hatte, überzeugte Deacon davon, dass die Gegenmaßnahme mit dem AN/SLQ-30 als die Warnung verstanden worden war, die er beabsichtigt hatte.
»Irgendwelche Handelsschiffe?«, fragte Deacon.
»Sir, ich habe Sierra Drei und Vier. Beides sind einschraubige Handelsschiffe.« Der Sonaroffizier gab ihre Peilung durch, die sich Deacon notierte, während der Bootsmann sie auf der Seekarte vermerkte.
»Die White Dragon? «
»Sir, ich melde für Sierra Zwei, die White Dragon , eine Schraubengeschwindigkeit von zehn Knoten. Peilung null-vier-zwei.«
»Also gut, erledigen wir die Sache.«
Scott wusste, welche Gedanken Deacon gerade im Kopf herumgingen: Dass er noch nie mit scharfer Munition auf ein anderes Ziel geschossen hatte als auf ein Wrack während einer Übung, und dass dort auf der White Dragon Menschen waren, die gleich ihr Leben verlieren würden. Scott hatte sich einst ähnliche Gedanken gemacht, bevor er auf einen Zerstörer von Kim Jong-il geschossen hatte, der vor der Küste Nordkoreas auf Kollisionskurs mit der Chicago gewesen war, aber das war in einer anderen Welt auf einer anderen Mission gewesen. Als dann die Zeit gekommen war, den Torpedo abzuschießen, hatte Scott nicht gezögert. Dafür hatte seine Ausbildung gesorgt: Wenn das eigene Leben, das Leben der Mannschaft und der Erfolg einer Mission auf dem Spiel stand,
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