Red Shark: Thriller (German Edition)
Vermögen bezahlen, um es in die Hände zu bekommen.
Dann fiel ihm ein merkwürdiges Phänomen auf: Zwei gleißend helle, weißglühende Feuerbälle waren plötzlich mitten in seiner Kabine aufgeblüht. Ihm blieben nur Nanosekunden, um ihre Bedeutung zu erfassen, bis sie sich ausbreiteten und alles in ihrem Weg verschlangen.
Am Periskop stehend beobachtete Scott, wie zwei dicke Wassersäulen mindestens 150 Meter hoch aufstiegen und dann wieder in sich zusammenfielen. Zwei gewaltige Explosionen ließen die Reno schwanken. Die White Dragon hatte sich in Luft aufgelöst, und mit ihr Fat, seine Begleiterinnen, seine Mannschaft, seine Weinsammlung, seine edlen Möbel, all das elektronische Spielzeug und das MAV. Da war nur noch ein dampfender Strudel, wo sie noch vor Sekunden durch das Meer gezogen war.
Scott sah nur noch Infrarotspuren von den heißen Trümmerteilen, die sich im Wasser abkühlten und vor seinen Augen verschwanden wie die glühenden Überreste eines Feuerwerks am Vierten Juli.
Minuten vorher hatte der Sonar noch zwei Kreissägen gemeldet, die Zemin nicht für Torpedos hatte halten wollen. Er hatte seinem Sonaroffizier wegen dieser offensichtlich falschen Meldung einen scharfen Verweis erteilt, aber einen Moment später hatte er das schrille, durchdringende Heulen der Schrauben gehört und gewusst, dass es keine Falschmeldung gewesen war. Zunächst hatte Zemin geglaubt, die Torpedos wären auf ihn abgefeuert worden und wäre fast in Panik verfallen. Bevor er aber Ausweichmanöver befehlen konnte, hatte der Doppelschlag der explodierenden Torpedos die Kilo erschüttert. Erst dann hatte Zemin verstanden, was passiert war.
Der schwer erschütterte Sonaroffizier sagte: »Genosse Kapitän, ich habe einen Kontakt –«
»Was?«
»Sir, ein Kontakt.«
»Mit der White Dragon? «
»Nein, Kapitän, eine amerikanische 688I, die mit Höchstgeschwindigkeit nach Südosten wegfährt.«
Zemin wischte sich mit dem Ärmel seines königsblauen, mit drei Goldstreifen besticken U-Boot-Overalls das Gesicht ab. »Ist von der White Dragon noch etwas zu sehen?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Nichts, Kapitän.«
Zemin stand in der völlig stillen Kommandozentrale und versuchte, eine Erklärung für das Ganze zu finden. Die Amerikaner hatten Fats Schiff torpediert und zogen sich jetzt mit Höchstgeschwindigkeit aus der Gegend zurück. Zuerst diese SEALs auf Matsu Shan, und jetzt das. Fast konnte man denken, die Amerikaner wären fest entschlossen, in chinesischen Gewässern einen Krieg zu beginnen. Aber warum nur? Warum, wo sie doch der Möglichkeit eines Kriegs mit Nordkorea direkt ins Auge sahen? Das Ganze ergab einfach keinen Sinn, aber auf der anderen Seite war er Soldat, kein Politiker. Die Führung in Beijing würde dahinterkommen müssen, was die Amerikaner vorhatten.
»Erster Offizier. Bringen Sie uns auf Periskoptiefe. Wir wollen sehen, ob es vielleicht Überlebende gibt. Inzwischen bereiten Sie einen Funkspruch an das Hauptquartier der Flotte Nord vor. Berichten Sie, was geschehen ist, und bereiten Sie es für eine Übermittlung Dringend/Priorität/Kommandeur Eins vor.«
»Aye, Kapitän.« Er gab den entsprechenden Befehl und aktivierte dann sein elektronisches Datenpad, um eine Nachricht im Standardformat abzurufen, die er mit höchster Priorität an die oberste militärische Führung schicken würde.
»Die Amerikaner sind verrückt«, sagte Zemin. »Und sehr gefährlich.«
24
K EY L ARGO , F LORIDA
Paul Friedman sah der First Lady zu, die in einem weißen Mini-Bikini im Pool schwamm. Nach einem langen Moment wandte er sich von der Glasschiebetür zum Pool weg und wieder Karl Radford zu, der über die abgeschirmte Videoanlage im Konferenzzimmer des Weißen Hauses in Florida mit ihm sprach.
»Und ein Irrtum ist ausgeschlossen, Karl, oder?«, fragte Friedman. »Sie sind wirklich sicher, dass Marschall Jin wieder in Pjöngjang ist?«
»Ich bin sicher, Paul«, antwortete Radford. Er klang etwas verärgert darüber, dass Friedman die Aufnahmen des SRO-Satelliten anzweifelte. »Sie haben doch die Bilder gesehen. Er ist es definitiv.«
»Sie sind so … unscharf, aber besser kriegen Sie es wohl nicht hin.«
»Glauben Sie mir, er ist es. Was die Taiwanesen betrifft, sie sind mit einer Spezialeinheit auf Matsu Shan gelandet, um sich anzusehen, was passiert ist. Die Feuer und all den Rauch konnten wir ja kaum verstecken.«
»Dann müssen wir einfach abwarten, was aus Taiwan berichtet wird«, warf der Präsident
Weitere Kostenlose Bücher