Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
wieder in Afghanistan. Mitch wusste, dass der Verlust seines Beines eine dieser Sachen war, die einem passieren konnten, und je eher er darüber hinwegkäme, desto eher würde die Dunkelheit ihre Macht über ihn verlieren.
Er betrat die helle, sonnige Küche. Fidela stand an der Arbeitsplatte und rührte etwas in einer Schüssel an.
»Guten Morgen«, sagte er, dann runzelte er die Stirn, als er das kleine Mädchen am Tisch sitzen sah. »Wer bist du denn?«
Sie hatte rote Haare und große blaue Augen. Obwohl er sie noch nie zuvor gesehen hatte, kam sie ihm bekannt vor. Ihr Löffel fiel in ihre Müslischüssel, als sie aufsprang und ihn anstrahlte.
»Du bist da! Du bist wirklich wieder da. Fiddle hat gesagt, dass du nach Hause kommst. Ich warte schon seit Ewigkeiten darauf.« Sie kam näher und streckte ihre Hand aus, berührte seinen Arm, als wollte sie sichergehen, dass er wirklich da war. »Ich habe gehofft und gebetet. Fiddle und ich haben jeden Tag für dich gebetet. Und ich habe in der Schule über dich gesprochen, und wir haben Briefe an die Soldaten geschickt. Hast du meinen gekriegt? Ich habe deinen Namen auf den Umschlag geschrieben. Er war pink. Ich weiß, das ist eine Mädchenfarbe, aber ich finde sie hübsch. Und du bist ein Held, und ich dachte, dass du vielleicht etwas Hübsches haben möchtest, und Fiddle hat gesagt, dass du nach Hause kommst, und nun bist du tatsächlich hier!«
»Wer zum T...« Er unterbrach sich gerade noch rechtzeitig. »Wer bist du?«
Sie grinste ihn breit an. »Ich bin Erin. Fiddle und Arturo haben dich so vermisst. Arturo hat zwar nichts gesagt, aber ich habe es gemerkt. Seine Augen waren ganz traurig. Und Fiddle hat die ganze Zeit von dir gesprochen, also hatte ich das Gefühl, dich schon zu kennen, und dann hab ich auch angefangen, dich zu vermissen. Hast du Hunger? Fiddle macht gerade Pfannkuchen. Da hatte ich so eine Lust drauf, aber ich habe auf dich gewartet, weil du jetzt ja hier bist, und da ist das nur höflich. Also, willst du welche?«
Fidela wischte sich ihre Hände an einem Geschirrtuch ab. »Guten Morgen.« Sie stellte sich hinter das Mädchen und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Das hier ist Erin.«
»Das hab ich ihm doch schon gesagt«, erwiderte das Mädchen fröhlich und lächelte ihn an.
»Sie ist Skyes Tochter.«
Da fiel es ihm auf - das rote Haar, die Form ihrer Augen, auch wenn die von Skye grün waren und nicht blau. Sogar in der Haltung ihrer Schultern konnte er die Ähnlichkeit erkennen.
Hier war er also - der lebende Beweis von Skyes Betrug. Ihr Kind von einem anderen Mann.
Die Wut wallte wieder in ihm auf. Er wollte die Fäuste zum Himmel recken. Aber was dann? Wollte er Gott herausfordern? Und wenn er es wirklich täte, was ließ ihn glauben, dass es Gott interessierte?
»Warum bist du hier?«, fragte er bissig.
Fidela schaute ihn an. »Erin kommt fast jeden Tag her. Sie leistet mir Gesellschaft.«
Das Lächeln des Mädchens verlor etwas von seinem Glanz. »Ich wollte dich sehen.« Sie klang weit weniger selbstsicher als noch kurz zuvor. »Ich wollte dich kennenlernen.«
Skyes Tochter. Das Kind, das sie gemeinsam hätten haben sollen. Sie hatte ihm versprochen, ihn zu heiraten, und dann war sie einfach so davongegangen, weil ihr Vater es ihr befohlen hatte. Sie hatte sich für Jeds alten Freund als Ehemann entschieden anstatt für ihn, und Erin war das Ergebnis dieser Entscheidung.
»Ich werde jetzt Pfannkuchen machen«, sagte Fidela an Erin gewandt. »Du kannst mir helfen und schon mal den Tisch decken.«
»Okay.« Aus dem Augenwinkel betrachtete Erin ihn noch einmal kurz, dann wandte sie sich ab.
Einen Herzschlag später stand Fidela neben ihm und grub ihre Finger in seinen Arm. »Sie ist ein kleines Mädchen«, flüsterte sie. »Sie glaubt, dass du jemand Besonderes bist. Verstehst du das? Sie hat nichts falsch gemacht. Also hast du keinen Grund, böse auf sie zu sein.«
Er hätte Fidelas Worte am liebsten ignoriert, doch sie hatte recht. Er konnte Erin nicht für die Taten ihrer Mutter verantwortlich machen, und so tief war er denn doch noch nicht in die Hölle gefallen, als dass er seine Wut an einem unschuldigen Kind auslassen würde. Zumindest noch nicht.
Er nickte.
Fidela verstärkte ihren Griff.
»Ist schon gut«, sagte er.
Sie ließ ihn los und ging zurück an den Herd und nahm die Kaffeekanne in die Hand. Mitch humpelte zum Tisch. Erin betrachtete ihn unsicher. Er zwang sich zu einem Lächeln.
»Es ist sehr
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