Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
gehen muss. Es ist ein sehr ambitioniertes Ziel, das gebe ich zu. Aber ich glaube, dass wir es schaffen können. Wir können etwas verändern, mit einer Tüte Kekse nach der anderen.«
Sie beugte sich näher ans Mikrofon. »Was tun Sie, um etwas zu verändern?«
Die Frau in dem roten Anzug setzte sich wieder.
Die Fragen gingen noch ein paar Minuten weiter. Danach unterhielt sich Skye mit einigen der Frauen, nahm ein paar Schecks für ihre Stiftung entgegen und fuhr dann zum Flughafen, wo sie den Shuttleflug nach Dallas nahm. Eine Stunde später war sie wieder in ihrer Stiftung.
»Das hast du gut gemacht«, begrüßte ihre Sekretärin Elsa sie, als sie das Büro betrat. »Wir hatten bereits drei Anrufe von Leuten, die Silber-Level-Sponsoren werden wollen. Ich schicke die Anmeldeunterlagen gleich heute noch raus.«
Skye übergab ihr die Schecks. »Wir wachsen«, sagte sie. »Das ist genau das, was wir wollen. Je mehr Menschen sich für das Problem interessieren, desto mehr Chancen haben wir auf eine wirkliche Veränderung.« Sie zog ihr Jackett aus und schlüpfte aus den hohen Schuhen. An den meisten Tagen trug sie legere Kleidung bei der Arbeit, aber wenn sie eine Rede halten musste, wollte sie seriös aussehen. »Was gibt es sonst noch Neues?«
»Glenna möchte dich sprechen«, erwiderte Elsa. »Sie sagte, es sei wichtig. Ich habe dir die nächste Stunde freigehalten, danach hast du dann dein Telefoninterview mit der LA Times.«
Obwohl die Stiftung eine hervorragende PR-Abteilung hatte, schien nichts auch nur annähernd so interessant zu sein wie ein direktes Gespräch mit einer Titan. Immer wenn sie sich über diese Zeitverschwendung beklagen wollte, erinnerte Skye sich daran, dass sie eine Mission hatte. Was machte es schon, wenn sie sich gestört, müde oder in zu viele Richtungen gezogen fühlte? Sie sorgte dafür, dass hungrige Kinder etwas zu essen bekamen. Was könnte wichtiger sein?
»Habe ich vorbereitete Antworten?«, fragte sie ihre Sekretärin.
Elsa zog einen Hefter hervor, der alle Statistiken über Hunger in Amerika enthielt, dazu Informationen darüber, wie die Stiftung jeden Penny so sehr auswrang, dass er um Gnade schrie, ihre Erfolge auf Fundraising-Veranstaltungen und eine Liste dessen, was ein durchschnittlicher Mensch tun konnte, um die Sache zu unterstützen.
»Großartig. Danke. Und schick mir bitte Glenna herein.«
»Mach ich.«
Skye hatte noch Zeit, zwei E-Mails zu beantworten, bevor ihre Geschäftsführerin eintrat. Glenna war eine gestandene Geschäftsfrau um die vierzig, die genau wusste, wie man eine gemeinnützige Einrichtung erfolgreich führte. Und Skye hatte alles gegeben, um sie für ihre Stiftung zu gewinnen.
»Ich habe heute den Lunch-Termin gehabt«, informierte Skye sie, als Glenna kurz innehielt, um die Tür hinter sich zu schließen. Die andere Frau schaute besorgt. »Ich wollte mich eigentlich darüber beschweren, aber irgendetwas sagt mir, dass ich das lieber lassen sollte.«
Glenna hatte sorgfältig geschnittenes dunkles Haar und ein freundliches Lächeln. Nur dass sich das heute nicht zeigte.
»Wir haben ein Problem«, begann sie und setzte sich in den vor Skyes Schreibtisch stehenden Sessel. »Ein weiteres. Und es ist groß.«
Diese Ankündigung gefiel Skye überhaupt nicht. Vor ein paar Monaten hatte jemand sie beim Bezirksstaatsanwalt angezeigt, weil ihre Stiftung angeblich nur eine Fassade für Geldwäsche sei. Skye und ihre Leute waren zwar von allen Anklagepunkten freigesprochen worden, aber der Beweis ihrer Unschuld hatte zu viel Zeit und Geld gekostet.
Glenna reichte ihre einige Zeitungsartikel. »Die hier habe ich aus dem Internet heruntergeladen. Zwei davon werden in den nächsten Tagen auch gedruckt erscheinen. Darin steht, dass unsere leitenden Angestellten exorbitante Gehälter und Bonuszahlungen erhalten. Geld, mit dem Kinder ernährt werden sollen, wird für teure Urlaube, Autos und Partys verschwendet. Angeblich machst alleine du über eine Million Dollar im Jahr.«
Skye hätte schreien können. »Ich bekomme überhaupt kein Gehalt«, sagte sie mit bewusst ruhiger Stimme.
»Ich weiß das. Genau wie jeder andere, der hier arbeitet. Wir zahlen auch keine Boni in irgendwelcher Form. Das sind alles Lügen. Ich habe die Reporter kontaktiert und werde mich mit jedem von ihnen treffen. Ich werde herausfinden, von wem sie diese Informationen haben und warum sie sie veröffentlichen, ohne vorher die Richtigkeit zu überprüfen. Einer von ihnen
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