Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
flössen ihr über den Rücken. Ihr marineblaues Kleid brachte ihre blauen Augen zur Geltung, und sie strahlte, wie jede Frau, die bald ihr erstes Kind erwartete, strahlen sollte.
Cruz nahm Skyes Hand. »Darf ich um diesen Tanz bitten?«
Die Einladung überraschte sie, aber dann überlegte sie, dass Lexi wohl ihre Verzweiflung bemerkt hatte und - ohne zu wissen, warum - zu ihrer Rettung geeilt war.
»Aber gerne«, erwiderte sie deshalb und ließ sich von Cruz zur Tanzfläche führen.
Mitch schaute ihr hinterher.
»Sieht so aus, als ob du jetzt mit mir festhängst«, lächelte Lexi ihn an und zog ihn ebenfalls in Richtung Tanzfläche.
»Ich kann nicht«, sagte er, Skye nicht für einen Moment aus den Augen lassend.
»Woher willst du das wissen?«
Dass er nicht tanzen konnte? »Ich weiß es nicht«, gab er zu. Er hatte es einfach angenommen. Aber es wurde gerade langsame Musik gespielt. »Bitte keine zu hohen Erwartungen«, bat er Lexi und nahm ihre Hand.
Nachdem sie sich in Position begeben hatten, konzentrierte Mitch sich darauf, seinen Körper richtig auszubalancieren. Er hatte fast den ganzen Tag ohne Prothese verbracht, sodass er sich jetzt nicht überanstrengen würde. Er bewegte sich etwas unsicher, hielt Lexi leicht in den Armen und bewegte sich im Rhythmus der langsamen Melodie.
»Nicht schlecht«, sagte sie. »Kannst du auch tanzen und dich unterhalten?«
»Wir können es mal versuchen.«
»Wie zum Teufel kommst du darauf, meiner Schwester wehzutun?«
Sie lächelte, als sie sprach, und ihr Ton war sehr freundlich, sodass er einige Sekunden brauchte, um zu verstehen, was sie gesagt hatte. Nicht dass es wichtig gewesen wäre, denn sie fuhr ohne Unterbrechung fort.
»Ich verstehe ja, dass die Welt für dich im Moment schmerzhaft ist, also hast du da einen gut. Aber seitdem du zurück bist, hast du dich wie ein echtes Arschloch benommen. Und wenn ich den Ausdruck auf ihrem Gesicht vorhin richtig gedeutet habe, hast du damit auch noch nicht wieder aufgehört.«
Er versteifte sich. »Du weißt doch gar nicht, wovon du redest.«
»Ich weiß nicht alles«, gab sie zu. »Ich bin mir sicher, dass Skye mir die wirklich schlimmen Sachen verschwiegen hat. Denn trotz allem verteidigt sie dich immer noch. Erstaunlich, nicht wahr? Nicht dass du es verdient hättest.«
Er schaute Lexi an. »Was ist mit dem, was sie mir angetan hat?«
»Du meinst, vor neun Jahren, als sie dich nicht geheiratet hat?«
»Sie hat ihren Vater mir vorgezogen.«
»Oh, ich verstehe.« Lexis blaue Augen blitzten genervt auf. »Sie hätte dich wählen sollen, weil du ihre einzige wahre Liebe bist. Tja, tut mir leid, wir sind hier nicht im Film. Das hier ist das wahre Leben, und das läuft nicht immer so, wie wir es uns wünschen. Ja, Skye hat sich für Jed entschieden. Sie hat ihren Vater gewählt, weil der alles war, was sie noch hatte.«
»Sie hatte mich.«
»Hatte sie? Du warst beleidigt und bist weggezogen.«
Die Ungerechtigkeit dieser Bemerkung ließ ihn abrupt stehen bleiben. »Sie hat einen anderen geheiratet.«
»Hast du dich je bemüht, herauszufinden, warum?«
Er wusste es bereits. »Sie war schwanger von ihm.«
»Nein, ich meine, davor«, berichtigte Lexi und lotste ihn an den Rand der Tanzfläche. »Bevor sie mit Ray ausgegangen ist.«
»Ihn gevögelt hat, meinst du.«
»Also feierst du immer noch deine Mitleidsparty.« Lexi schüttelte den Kopf. »Ich hätte es wissen sollen. Ist es dir je in den Sinn gekommen, dass es um mehr ging als darum, wen sie geheiratet hat? Dass es darum geht, warum Jeds Meinung so verdammt viel zählt? Jed ist der einzige Elternteil, der Skye geblieben ist.«
»Du bellst den falschen Baum an. Ich habe meine Eltern auch verloren. In dem Jahr, als Skye und ich uns verliebt haben. Als ich sie verloren habe, hatte ich gar nichts mehr.«
»Richtig. Nichts mehr außer Arturo und Fidela, die mehr deine Eltern waren als deine eigenen. Skye hingegen hat ihre tote Mutter gefunden. Hast du das gewusst? Pru konnte einfach nicht verwinden, dass Jed sie nicht liebte, also hat sie sich umgebracht. Sie hat sich in die Badewanne gesetzt und sich die Pulsadern aufgeschnitten, aber nicht, ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen.«
Mitch hatte die Einzelheiten nicht gewusst, weil Skye nie mit ihm darüber gesprochen hatte.
Lexi fuhr fort: »Sie hatte den Brief an Skye adressiert, weil Skye jeden Tag nach der Schule zu ihr ins Zimmer hinaufkam. Pru wusste, dass ihre zehn Jahre alte Tochter sie
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