Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Redshirts

Redshirts

Titel: Redshirts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
zweifeln.«
    Du zweifelst nicht. Du hast den handfesten, leibhaftigen Beweis. Du hast dich.
    Zuerst gehst du an deinen Computer und suchst in den Verzeichnissen nach Dokumenten, die Titel haben, die dir unbekannt vorkommen. Als du keine findest, startest du eine neue Suche nach Dateien, die seit deinem Unfall angelegt wurden. Es gibt keine. Du schaust in deinen E-Mails nach und suchst nach welchen, die du dir selbst geschickt hast. Keine. Deine Facebook-Seite quillt über vor Nachrichten von Freunden aus der Highschool, dem College und der Uni, die gehört haben, dass du dich von deinem Unfall erholt hast. Nichts von dir selbst, keine neuen Fotos, die in deinen Alben gepostet wurden. Keine Spur einer Nachricht von dir an dich.
    Dann stehst du von deinem Schreibtisch auf und drehst dich im Kreis, um das Zimmer zu scannen. Du gehst zu deinem Bücherregal. Du nimmst die Notizbücher mit den leeren Seiten in die Hand. Du hast sie in der Zeit gekauft, als du beschlossen hast, Drehbuchautor zu werden, damit du deine Ideen niederschreiben und sie später für deine Meisterwerke verwenden kannst. Du blätterst sie durch. Die Seiten sind genauso leer wie zuvor. Du legst sie zurück ins Regal und betrachtest dann deine Highschool-Jahrbücher. Du nimmst sie herunter und wirbelst dabei den Staub auf. Du schlägst sie auf und suchst nach neuen Einträgen neben denen, die bereits vorhanden sind. Es gibt keine. Du stellst sie zurück, und dabei fällt dir eine andere Stelle auf einem Regalbrett auf, wo der Staub verwischt wurde, aber nicht in Form eines Buches.
    Du siehst dir eine Minute lang den Abdruck im Staub an, bis du dich umdrehst, zum Bett gehst und die Kamera vom Nachttisch nimmst. Du öffnest den Schlitz für die Speicherkarte, mit der du dann zu deinem Computer gehst. Du öffnest den Ordner mit den Bildern und lässt sie so darstellen, dass sie nach Aufnahmedatum sortiert sind.
    Es gibt drei neue Dateien, die seit deinem Unfall angelegt wurden. Ein Foto und zwei Videos.
    Das Foto zeigt die Beine und Schuhe von jemandem. Darüber musst du lächeln. Das erste Video besteht aus mehreren Schwenks durch das Zimmer, als hätte jemand ausprobiert, wie das Ding funktioniert.
    Das dritte Video zeigt dich. Dein Gesicht ist kurz zu erkennen, dann wackelt das Bild heftig, als du die Kamera abstellst und sie so ausrichtest, dass du im Ausschnitt zu sehen bist. Du sitzt. Der Autofokus eiert eine Sekunde lang vor und zurück, bis er sich beruhigt und dein Gesicht scharf gestellt ist.
    »Hallo, Matthew«, sagst du. »Ich bin Jasper Hester. Ich bin du. Sozusagen. Ich habe jetzt ein paar Tage mit deiner Familie verbracht und viel über dich gesprochen, und sie sagten mir, dass du diese Kamera seit einem guten Jahr nicht mehr angerührt hast. Also dürfte sie ideal sein, um dir eine Nachricht zu hinterlassen. Wenn du aufwachst und einfach mit deinem Leben weitermachst, wirst du dieses Video niemals finden, und es wurde kein Schaden angerichtet. Aber wenn du es findest, dann wohl aus dem Grund, weil du danach gesucht hast.
    Wenn du danach gesucht hast, ist wahrscheinlich einer von zwei möglichen Fällen eingetreten. Entweder bist du darauf gekommen, dass irgendetwas Seltsames geschieht, und niemand will mit dir darüber reden, oder jemand hat mit dir geredet, und du kannst es einfach nicht glauben. Wenn der erste Fall zutrifft, kann ich dir sagen: Nein, du bist nicht verrückt, und es gab auch keine absonderliche psychotische Zäsur in deinem Leben. Du hattest keinen Schlaganfall. Du hattest tatsächlich schwere Gehirnverletzungen, aber nicht mit dem Körper, in dem du jetzt bist. Also mach dir deswegen keine Sorgen. Und du leidest auch nicht unter Gedächtnisverlust. Du hast nur keine Erinnerungen an das hier, weil es gar nicht mit dir passiert ist. So lässt es sich am einfachsten ausdrücken.
    Wenn dir erzählt wurde, was geschehen ist und du es nicht glaubst, kann ich dich hoffentlich überzeugen. Und wenn nicht, dann weiß ich auch nicht, was ich noch sagen kann. Glaub, was du willst. Aber bis dahin hab einfach ein bisschen Nachsicht mit mir.«
    Im Video fährt sich Hester, der nicht du ist, es aber gleichzeitig doch ist, mit den Fingern durchs Haar und wendet den Blick ab, während er überlegt, was er als Nächstes sagen soll.
    »Gut, ich möchte dir Folgendes sagen. Ich glaube, ich existiere, weil du existierst. Irgendwie glaube ich, auf eine Weise, die ich eigentlich gar nicht vernünftig erklären kann, dass an dem Tag, als du

Weitere Kostenlose Bücher