Redshirts
Studentenwohnheim. Nicht immer ganz frisch. Ich war nicht der Einzige. Für den Rest des Jahres war mein Studentenwohnheim als Kotz-Palast bekannt. Aber ich schweife ab.) Und selbst dann, als ich dachte, ich würde auch noch meine untersten Eingeweide auswürgen, plante ich Handlungsbögen und probierte im Kopf Dialoge aus. Wenn ich jetzt versuche, an irgendwelche Storys oder Dialoge zu denken, ist da plötzlich eine riesige Mauer in meinem Gehirn. Ich. Kann. Einfach. Nicht. Schreiben.
So etwas ist mir noch nie passiert. Ich habe eine Heidenangst, dass es jetzt einfach mal vorbei ist, dass mein kreativer Tank das letzte Benzin verbraucht hat und dass ich von nun an nicht mehr erwarten kann als ein paar Tantiemen und gelegentliche Lehraufträge in der Erwachsenenbildung. Ich meine, scheiße, jemand soll mich erschießen! Es macht mir so große Angst, dass mir im Moment nur zwei Dinge einfallen, die ich tun könnte:
1. Einen Spezialcocktail aus Frostschutzmittel und Oxycodon mixen und dann ein ausgiebiges Bad mit meinem Toaster nehmen.
2. In diesem Blog schreiben, als wäre es eine Methadon-Therapie.
Eine dieser beiden Optionen hätte nicht zur Folge, dass man mich eine Woche später als aufgequollene Leiche findet. Ratet mal, welche.
Was die Witze betrifft, verhält es sich folgendermaßen. Als ich zwölf war, platzte mein Blinddarm, und als sie mich in den OP-Saal rollten, fragte ich den Arzt: »Wird das irgendwelche Auswirkungen auf mein Klavierspiel haben?« Er sagte: »Mach dir keine Sorgen, du wirst immer noch Klavier spielen können.« Und ich sagte: »Toll, bisher konnte ich überhaupt nicht Klavier spielen!«
Und dann gaben sie mir die Gasmaske.
Ich will darauf hinaus, dass ich selbst mit einer akuten, lebensgefährlichen Peritonitis immer noch einen Witz reißen kann. Nicht immer mit Erfolg, aber ich versuche es trotzdem. Im Aufwachraum sagte mein Vater: »Von allen Witzen, die es auf der weiten Welt gibt, musstest du dir ausgerechnet diesen aussuchen. Du bist nicht mein Sohn.« Vater nahm seine Witze sehr ernst.
Die Kurzfassung dieser Ausführungen: Wenn ich hier tatsächlich zum Ausdruck gebracht hätte, wie sehr meine Angst den Zustand meiner Gedärme gefährdet, wärt ihr alle längst vor mir geflüchtet. Und wahrscheinlich hätte ich mich inzwischen zu weit über ein Brückengeländer gelehnt. Ich glaube, es ist besser, Witze zu machen.
Meint ihr nicht auch?
AA
Hey, langsam kommen wir weiter. Die folgende E-Mail kam soeben von der nächsten Person auf meiner Liste:
Lieber Anon-Autor,
Ihre E-Mail finde ich auf mehreren Ebenen äußerst faszinierend. Es gibt tatsächlich einige Überschneidungen zwischen dem, was in meinen Büchern geschieht, und dem, was in meinem wahren Leben geschieht. Ihre geschickte Mehrdeutigkeit in der Formulierung der Frage deutet für mich darauf hin, dass Sie vielleicht ähnliche Überschneidungen erlebt haben.
Zufällig werde ich morgen Abend in L. A. sein, um mich mit meinem Filmagenten wegen eines Projekts zu treffen, das wir in den XXXXXXXXX-Studios vorstellen wollen. Wenn ich den geschäftlichen Teil hinter mich gebracht habe, würde ich mich gern mit Ihnen treffen und ein wenig plaudern.
Ich wohne im XXX XXXX XXXXXXX – können wir uns dort gegen fünf in der Bar treffen, wenn Sie Zeit haben?
Mit freundlichen Grüßen
XXXXXX XXXXX
Das klingt ja äußerst vielversprechend! Jetzt muss ich es nur noch schaffen, innerhalb der nächsten 24 Stunden oder so nicht vor Aufregung zu platzen. Zum Glück habe ich morgen den ganzen Tag lang Termine. Ja, ich habe »zum Glück« gesagt, denn je mehr Besprechungen ich auf dem Terminkalender habe, desto geringer ist die Gefahr, dass jemand nach den Drehbüchern fragt, die ich eigentlich schreiben sollte. Es wird immer schwieriger, es durchzuhalten. Ich habe sogar einem der anderen Drehbuchautoren im Team vorgeschlagen, dass wir gemeinsam ein Skript verfassen und dass er das Konzept und vielleicht auch die erste Fassung schreiben soll. Dazu kann ich ihn verdonnern, weil ich sein Vorgesetzter bin. Ich kann es sogar ohne schlechtes Gewissen tun, weil er mir Geld schuldet. Ich stelle meine moralischen Prinzipien infrage. Aber im Moment nicht so sehr, wie ich es andernfalls tun würde.
Hoffentlich hat der Autor, mit dem ich mich morgen treffe, etwas Brauchbares für mich. Mit Terminen und der Ausbeutung von Untergebenen hält man sich nur für gewisse Zeit über Wasser.
Okay. Ich habe mich mit dem Autor getroffen. Es ist die
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