Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
hatte bereits ein Auge auf sein Essen geworfen, das Matthias kaum angerührt hatte.
»Ich bitte um Vergebung, Mäuserich, alter Knabe, aber falls Euch das Brombeerbrötchen oder der Johannisbeerkuchen zu viel sein sollte …«
Geistesabwesend schob Matthias seinen Teller zu dem Hasen hinüber. Basilius machte sich gleich darüber her.
Abt Mortimer kam herein. Als er Matthias’ Gesichtsausdruck sah, beugte er sich zu ihm hinunter und murmelte ihm ins Ohr: »Immer nur Arbeit und nichts als Arbeit, das tut dir nicht gut. Kopf hoch, mein Sohn!«
»Wie bitte? Ach, Entschuldigung, ehrwürdiger Vater, ich wollte nicht unhöflich sein. Ich wälze gerade ein Problem, wisst Ihr.«
Der Abt tätschelte Matthias nachsichtig. »Ich weiß, mein Sohn. Methusalem hat mir von euren Schwierigkeiten berichtet. Mein Rat lautet: Lass dich davon nicht unterkriegen. Sieh es nicht ganz so verbissen. Mit der Zeit kommen die Antworten von ganz allein. Bis jetzt lief es doch ganz hervorragend für dich, Matthias. Du solltest also den Gästen unserer Abtei gegenüber nicht so unhöflich sein.«
Matthias gab sich einen Ruck. Der Schweigende Sam bewunderte seinen Schwertriemen. Er lachte. »Gefällt er dir, Sam? Es ist der Schwertriemen eines berühmten Kriegers.«
Der kleine Eichhörnchenjunge hüpfte auf den Tisch. Er flitzte auf und ab und streckte seine Pfote nach vom, als hielte er ein Schwert darin, mit dem er in der Luft herumwirbelte. Er zeigte auf Matthias. Der junge Mäuserich drückte ihn an sich. »Nein, das ist lieb von dir, Sam, aber ich habe noch kein eigenes Schwert. Eines Tages werde ich aber eines haben.«
Der Schweigende Sam zeigte auf sich und legte den Kopf auf die Seite. Matthias piekte ihm in seinen dicken, kleinen Bauch. »Für dich auch ein Schwert, Sam? Na, ich weiß nicht so recht. Deine Mutter und dein Vater werden nicht wollen, dass du, bis an die Zähne bewaffnet, herumläufst.«
Basilius Hirsch Hase hatte die Lösung. Er zog ein wunderschön gearbeitetes Messer heraus. Es war sehr klein und steckte in einer hübsch geschnitzten Weidenborkenscheide. Der Hase winkte Sam zu sich heran. »Komm her, du schlimmer kleiner Schlingel! Ich habe genau das Richtige für dich. Dies ist ein Junghasendolch. Alle jungen Hasen tragen so einen. Mal sehen, ob die Größe stimmt, mein junger Freibeuter, was?«
Basilius hob eine alte, abgetragene Sandale vom Fußboden auf. Er löste den Riemen, zog die Scheide mit dem Dolch darauf und band ihn dem Schweigenden Sam um die Hüfte.
»Sieh an, ganz famos, jetzt siehst du aus wie ein richtiger verwegener Kerl«, kicherte der freundliche Hase.
Der Schweigende Sam hüpfte auf und ab vor Begeisterung, und es sah komisch aus, wie er mit seinem neuen »Schwert« im Kampf mit Ölfläschchen und Kerzen zustieß und parierte und dabei heftig an seiner freien Pfote lutschte.
Matthias stimmte in das Gelächter ein. Herr und Frau Eichhorn dankten Basilius für das großzügige Geschenk für ihren Sprössling. Matthias vergaß seine Probleme und verbrachte eine vergnügliche Stunde in der Gesellschaft der freundlichen Waldbewohner. Er genoss es noch viel mehr, als Kornblume sich zu ihnen gesellte. Sie teilte sich einen Stuhl mit Matthias und war froh, ein wenig ihre Beine ausruhen zu können. Basilius stieß Matthias an.
»Reizendes kleines Füllen, die Maid! Habt Ihr eigentlich bemerkt, dass sie mit einem Zwinkern mehr bewegt als Ihr, wenn Ihr wild herumfuchtelt? Merkt Euch, was ich Euch sage, mein junger Mäusegefährte: Wer sie einmal für sich gewinnen wird, kann sich glücklich preisen. Sagt, ist Euch aufgefallen, wie sie Euch immer anschaut? Solche Blicke bekommen Hirsche von ihren Kühen. Edle Wesen, Hirsche. Ihr seid mir gerade der richtige Hirsch für sie. Oh ja, ich erinnere mich gut, wie das war, als ich noch ein junger Gefreiter war …«
Kornblume schnitt solche Grimassen, dass Matthias Basilius schon ins Wort fallen wollte, als Methusalem zur Tür hereinschaute. Er winkte Matthias aufgeregt zu sich. Eilig empfahl sich der junge Mäuserich und lief hinaus. Basilius rückte dichter an Kornblume heran. Er lächelte spitzbübisch.
»Ihr wusstet nicht, dass ich einmal Gefreiter war, nicht wahr, meine Liebe? Ach ja, das waren die Zeiten des alten siebenundvierzigsten Hasen-Grenzregiments! Damals haben meine Augen zum ersten Mal einen Hirsch erblickt! Sagt, ich langweile Euch doch nicht, junge Dame? Ein kleiner Fingerzeig reicht bei dem alten Junggesellen Basilius, müsst Ihr
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