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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Jacques
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Sonnenschein eines Junimittags.

 
27
     
    Konstanze stand auf der Brustwehr. Sie lehnte sich über die Brüstung und sah einen jungen Fuchs die staubige Straße entlangkommen. Er trug einen Stock, an dessen Ende ein weißer Lumpen geknotet war. Die große Dächsin war beunruhigt. Sie kannte ihn, er gehörte zu der Brut der alten Sela. Um auf dieses Pack aufzupassen, müsste man im Rücken Augen haben!
    »Bleib, wo du bist, und sag mir, was dich hierher führt, Fuchs«, rief Konstanze schroff.
    Hühnerhund grinste, aber als er den ernsten Blick der Dächsin sah, riss er sich schnell zusammen.
    »Ich möchte zu Eurem Abt«, rief er.
    Die Antwort war kurz und knapp: »Das geht nicht!«
    Der Fuchs schwenkte die Fahne und schielte zu Konstanze hinauf. »Ich muss aber mit dem Abt sprechen! Ich komme in friedlicher Absicht. Ich habe wichtige Informationen zu verkaufen.«
    Die Dächsin blieb ungerührt. »Und wenn du dich auf den Kopf stellst, hier kommst du nicht herein. Wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es mir.«
    Konstanze betrachtete den niedergeschlagenen Fuchs und fügte noch hinzu: »Und wenn dir das nicht passt, tja, dann kannst du deinen buschigen Schwanz die Straße wieder hinaufbewegen.«
    Hühnerhund war ratlos. Diese letzte Beleidigung hatte ihm völlig den Wind aus den Segeln genommen. Er versuchte, sich vorzustellen, wie Sela mit so einer Situation fertig werden würde. Schließlich holte er die dunkle Schriftrolle hervor und wedelte damit zu Konstanze hinauf. »Diese Nachricht ist nur für die Augen des Abtes bestimmt. Sie ist wichtig.«
    Die Dächsin musterte ihn kühl. »Dann wirf sie zu mir rauf. Ich sorge schon dafür, dass er sie bekommt.«
    Wie sehr er ihr auch schmeichelte und zuredete, er konnte die zynische Dächsin nicht erweichen. Sie war unnachgiebig. Schließlich musste er ihr die Schriftrolle hinaufwerfen. Er brauchte mehrere Versuche und einer war schlechter als der andere. Als die Schriftrolle zum zigsten Mal auf die staubige Straße hinunterfiel, rief Konstanze laut aus: »Streng dich gefälligst an, du Muttersöhnchen. Ich kann hier nicht den ganzen Tag zubringen.«
    Hühnerhund schleuderte die Schriftrolle mit aller Kraft. Er war heilfroh, als Konstanze sich vornüberbeugte und sie auffing. Hoffnungsvoll rief er: »Ich warte hier auf die Antwort.«
    Die Dächsin grunzte unverbindlich. Sie setzte sich hinter der Brustwehr außer Sichtweite des Fuchses hin und überflog die Nachricht.
    Konstanze blieb, wo sie war, bis eine angemessene Zeit verstrichen war, dann stand sie auf und schnaufte schwer, so als sei sie außer Atem.
    »Sag Sela, dass der Abt sie in zwei Tagen um zehn Uhr im Wald von Mossflower treffen wird. Sie soll zu dem alten Baumstumpf kommen und vergiss nicht: keine faulen Tricks!«
    Hühnerhund wedelte mit der Fahne. Er lachte schallend. »Alles klar, hab verstanden, Fettwanst! Sorg du nur dafür, dass dein Abt genügend Wertsachen mitbringt. Auf Wiedersehen, alter Graurücken.«
    Wütend streckte Konstanze ihre Schnauze zu dem unverschämten jungen Fuchs hinunter.
    »Sieh zu, dass du Land gewinnst, Froschgesicht! Ich komm runter und mach dir Beine, und zwar sofort!«
    Wieder ließ Konstanze sich hinter die Brustwehr fallen und trampelte laut herum. Dann stand sie auf und sah zu, wie Hühnerhund voller Angst in einer Staubwolke die Straße hinunterraste.
    »Rotznäsiger kleiner Wichtigtuer!«, murmelte sie.
    Es gab keinen Grund, den ehrwürdigen Vater mit den hinterlistigen Intrigen betrügerischer Füchse zu behelligen. Konstanze würde schon sehr gut allein damit fertig werden.
     
    Matthias war ausgehungert. Er setzte sich und aß sein Mittagessen in Gesellschaft von Herrn und Frau Eichhorn, der Wühlmausfamilie, dem Schweigenden Sam und Basilius, dem geschwätzigen Hasen. Der junge Mäuserich war geistesabwesend. Er wollte sich gar nicht unterhalten. Diese letzte Entdeckung eines neuen und verwirrenden Reimes über das Mondlicht und eine unbekannte Schwelle ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Methusalem hatte sich in die Einsamkeit seines Arbeitszimmers im Torhaus zurückgezogen, wo er seiner Ansicht nach besser nachdenken konnte.
    So war Matthias nicht der lebhafteste Gesprächspartner bei Tisch. Er lächelte und nickte, schenkte aber dem Geplauder der Wühlmäuse und Eichhörnchen wenig Aufmerksamkeit. Der Schweigende Sam saß auf seinem Schoß und strich ihm mit einer klebrigen Pfote über das Schnurrhaar, aber nicht einmal er konnte ihn ablenken. Basilius Hirsch Hase

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