Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
fetten grünen Hintern aus den Augen gehen solle. Da wurde er dann richtig wütend und ließ mich dem alten Schlangenfisch hier zum Fraß vorwerfen.«
»Was soll dieser Schlangenfisch denn überhaupt für eine Kreatur sein?«, unterbrach Martin.
»Soll? Er soll überhaupt nichts sein, Kumpel. Der Schlangenfisch ist ein riesiger Aal. Gigantisch, so was hast du überhaupt noch nicht gesehen. Er sieht aus wie ein sich windender Baumstamm. Hier, schau dir das an.«
Gonff löste einen Stein aus dem Lehmboden. Dann lehnte er sich weit hinaus und schleuderte ihn hinunter, wo er auf etwas landete, das wie ein glatter, aus dem Wasser ragender Felsblock aussah. In dem schwachen Lichtschein kam die braune, schlammige Masse in Wallung. Es brodelte und dicke Windungen bäumten sich auf, schlängelten sich und peitschten mit unermesslicher Wucht hin und her.
Gonff lief ein Schauer über den Rücken. »Der Bursche hätte mich fast erwischt. Die Wurzel, die von dieser Höhle aus hinunterragt, rettete mir das Leben. Glücklicherweise bin ich ja der König der Kletterer. Ich sehe mir noch immer regelmäßig meine Schwanzspitze an, um ganz sicherzugehen, dass sie noch da ist – so dicht war er dran. Solange er Abstand hält, ist er eigentlich gar kein so übler Bursche. Oh ja, wir haben uns sogar unterhalten, Schlangenfisch und ich. Er war der Meisterkrötenvertilger in dieser Gegend hier, bis sie ihm eines Tages eine Falle stellten und er hier hineinfiel. Der arme alte Schlangenfisch kann jetzt nicht mehr raus. Sie halten ihn allerdings angemessen bei Laune, indem sie den einen oder anderen Feind hier hineinschubsen – gelegentlich mal einen Fisch, vielleicht auch einen toten Vogel, ja, und dann natürlich auch noch Abenteurer, die sich auf der Durchreise befinden. Der alte Schlangenfisch schluckt alles runter, was kommt; er ist da gar nicht wählerisch.«
Gonff lehnte sich hinaus und rief zu dem Aal hinunter: »Ich sagte, du bist gar nicht wählerisch. Stimmt doch, oder, großer Kumpel?«
Die Oberfläche des trüben Wassers begann sich brodelnd und zischend zu wälzen, dann teilte sie sich und der Kopf von Schlangenfisch tauchte auf. Er sah aus, als wäre er geradewegs einem Alptraum entsprungen: dick, breit, silberschwarz und auf der Unterseite elfenbeingelb. Ein massiger, platter Kopf zischte und wiegte sich, wobei zahllose strahlend weiße, nadelspitze Zähne zum Vorschein kamen. Zwei boshafte pechschwarze Augen sahen sie unverwandt und ohne zu blinzeln an. Windungen aus biegsamen, stahlharten Muskeln wellten und wogten, als hätten sie ein Eigenleben.
Schlangenfisch sprach.
»Eines Tages werde ich einen Weg hier heraus finden, dann werde ich wieder Krötenfleisch zu essen bekommen.«
Dinny salutierte mit seiner Grabklaue. »Ma duat hoffa, Yi werdat’s schaffa, Härr. Yi könnat für uns glei a paar mit nuntrschlinga. I dua anehma, Yi duat nich grad a Freund von diesa Kröta seia.«
Die Augen von Schlangenfisch trübten sich und er sagte träumerisch: »Aaaaach jaaaaa. Es gibt nichts Wohlschmeckenderes als eine plumpe Kröte. Es sei denn, man hat zwei.«
Nervös trat Roy-Ahoi von einer Pfote auf die andere. »Ah, ganz recht, mein Herr. Schaut uns an, nur Fell und Knochen. Igitt! Warum schlüpft Ihr nicht hinaus und genehmigt Euch ein paar Kröten zum Abendbrot?«
Schlangenfisch bäumte sich auf und drückte mit seinen Windungen gegen die glitschigen Wände des Schreiloches. Es gab nichts, woran der große Aal sich hätte abstoßen können. Er glitt ins Wasser zurück.
»Seht ihr? Ich habe es aufgegeben«, sagte er traurig. »Mit jedem Versuch werden diese Wände glatter und rutschiger. Kraft allein nützt hier unten herzlich wenig.«
Martin überlegte und in seinem Kopf nahm eine Idee Gestalt an. Er beschloss die Angelegenheit anzusprechen.
»Hört zu, Schlangenfisch, ich habe Euch einen Vorschlag zu unterbreiten. Wenn wir Euch nun helfen würden hier herauszukommen, würdet Ihr uns dann in Frieden ziehen lassen, ohne uns ein Leid zuzufügen?«
Der große Kopf tauchte kurzzeitig unter und kam dann direkt unter dem Loch zum Vorschein. Martin hatte das Gefühl, dass der Schlangenfisch sie durchaus erreichen könnte, wenn er es wirklich wollte. Der Aal rutschte wieder ein Stück zurück, um sie nicht zu beunruhigen.
»Wenn ihr mich befreien könntet, dann würde ich euch in Frieden lassen und ihr könntet gehen, wohin ihr wollt«, versprach der Aal. »Ich esse sowieso lieber Kröten als Mäuse. Außerdem will ich
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