Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
entriss dem Marder ihren Bogen und schlug damit wie wild um sich.
»Aschenbein, ich will, dass der freche Kerl gefunden wird«, kreischte sie. »Ich bin die Königin, verstanden? Ich werde an ihm ein Exempel statuieren, ganz gleich, wer es ist.«
Der Marder ließ sich zurückfallen und marschierte dann am Ende, wo er immer wieder hochhüpfte, um den vorwitzigen Burschen in einem unerwarteten Moment auf frischer Tat zu ertappen.
Als die Armee gegen Mittag ermüdet in Kotir angetrottet kam, hatte sich Zarinas Laune keineswegs gebessert.
»Aschenbein«, befahl sie, »lasse diesen Haufen von Einfaltspinseln wegtreten. Schick sie in ihre Baracken. Ich werde mich in mein Gemach zurückziehen.«
Aschenbein kam nach vorne gestampft, als sich die freche Stimme wieder zu Wort meldete.
»Ach wie nett, Jungs. Ich hätte auch gern ein bequemes Gemach an Stelle einer feuchten Baracke.«
Zarina wandte sich um und sah sich einer Flut von leeren Gesichtern gegenüber, aber sie unterdrückte eine Antwort und gab sich stattdessen damit zufrieden, sich mit Hilfe ihrer Ellenbogen brutal ihren Weg durch die Reihen zum Haupteingang zu bahnen.
»Dinny, ich habe mir etwas überlegt. Könntest du vielleicht durch die Seitenwand dieser Höhle einen Weg nach oben graben?«
Der Maulwurf überprüfte die Wände mit seinen Grabklauen.
»Vrmutlich ja, Martn. Abr yi würdat Grabklaua braucha, um na obn z’ folga, wänn ma all hiera nauskomma wollat.«
Martin klopfte seinem Freund auf den samtenen Rücken. »Guter Maulwurf, Din. Es genügt, wenn du an die Oberfläche gelangst, dann kannst du irgendetwas herunterlassen, woran wir hinausklettern können.«
Dinny rieb sich die Pfoten. »Na, dann duat eurm Maulwurf ama aus däm Weg geha. Jetzt dua i komma!«
Mit den unvergleichlichen Fähigkeiten eines Maulwurfes war Dinny schon bald dabei, ein Stück geradeaus und dann schräg nach oben zu graben.
Martin erklärte Schlangenfisch den Plan, während Roy-Ahoi und Gonff die frisch ausgegrabene Erde mit ihren Pfoten beiseite schafften, indem sie sie in die unter ihnen liegende Grube beförderten.
In der nebligen Welt des Marschlandes war es kaum von Bedeutung, ob nun Nacht oder Tag herrschte. Die Kröten hatten sich eine Zeit lang am Rand des Schreiloches aufgehalten, aber es gab wenig zu sehen und ihr Vergnügen wurde schon dadurch beeinträchtigt, dass keine Schreie aus dem Brunnen drangen. Und so verschwanden sie eine nach der anderen und gingen zurück an den Hof von Marschgrün. Todeswürger und Peitschenschwanz blieben allerdings am Schreiloch sitzen und warteten auf die Schreie ihrer Feinde, wenn Schlangenfisch erst einmal seine grässliche Arbeit erledigte.
Der Wassermolch berührte den Stumpf seines nachwachsenden Schwanzes.
»Was ist denn eigentlich da unten los? Ist der Schlangenfisch etwa eingeschlafen?«, knurrte er wütend.
Todeswürger streckte sich gemächlich am Boden aus. »Nur Geduld! Hast du jemals erlebt, dass irgendeiner Kreatur ihr Schicksal im Schreiloch erspart geblieben wäre? Schlangenfisch ist wahrscheinlich träge vom langen Herumliegen im schlammigen Wasser. Wenn der Hunger ihn treibt, wird er schon wieder in Schwung kommen. Du wirst schon sehen. Setz dich her und warte noch eine Weile.«
Die beiden unangenehmen Gesellen streckten sich lang nebeneinander aus.
Sie hatten schon eine beachtliche Zeit gedöst, als die Erde unter ihnen zu erzittern begann.
Todeswürger glitt zur Seite und richtete sich auf. »Hast du das auch gespürt? Die ganze Erde bebt.«
Der Wassermolch sprang auf und entfernte sich eiligst aus dem vibrierenden Gebiet. »Schnell, nichts wie weg hier.«
Sein Kumpan glitt hinter ihm her. »Nein, warte, es ist nur an dem einen Fleck«, rief er. »Hier drüben tut sich nichts. Komm, wir verstecken uns hinter dem Felsen und warten ab, was passiert.«
Nach kurzer Zeit drangen zwei Grabklauen und eine feuchte Schnauze aus dem Boden an die Oberfläche. Klein Dinny tauchte aus der Erde auf und schüttelte sich den Schmutz aus dem Pelz. Dann ging er zum Rand des Schreiloch-Brunnens und rief hinunter: »Koi Sorga, i werd eu scho bald da raushola, hoho.«
Die Spione hinter dem Felsen glitten fort, um Marschgrün und seinen Kröten zu berichten, was sie gesehen hatten.
Nachdem sie die Nacht im Wald von Mossflower verbracht hatte, schlief Zarina tief und fest. Und wieder suchte sie dieser Alptraum heim; wieder wurde sie von kaltem, dunklem, rauschendem Wasser überflutet. Es durchströmte
Weitere Kostenlose Bücher