Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
Frösche Federn haben sollen. Kommt mit, meine Kleinen. Vergesst eure Boote nicht. Zurück nach Brockhall, Pfoten waschen und dann gibt’s Abendbrot.«
Es war eine laue Nacht. Die Mitglieder des Rawim saßen im Versammlungssaal; unter ihnen herrschte eine mutlose Stimmung.
Bella gähnte und reckte sich in ihrem gepolsterten Lehnstuhl.
»Wie sieht es aus? Hat jemand einen Vorschlag?«
Es gab keine. Die Dächsin blickte suchend von einem Gesicht zum nächsten. »Dann müssen wir genau erörtern, welche Möglichkeiten uns jetzt noch offen stehen. Aber eines möchte ich gleich vorwegschicken: Ich möchte keine weiteren Pläne mehr hören, denen ein Massenangriff oder offener Krieg zugrunde liegt.«
Skipper und Lady Ambra rutschten unruhig auf ihren Sitzen hin und her.
»Der Vormaulwurf und Alt Dinny glauben immer noch, dass es mit der Überflutung klappen wird, wenn es ihnen gelingt, den ursprünglichen Plan an den entscheidenden Stellen abzuändern«, fuhr Bella fort. »Ich weiß, dass viele von uns anderer Meinung sind, aber ich persönlich bin davon überzeugt, dass das Fluten unsere einzige Hoffnung ist. In diesem Sinne schlage ich vor, dass wir uns das Gelände morgen früh noch einmal ansehen. Wenn alle Mitglieder des Rawim sich dort versammeln, fällt uns vielleicht gemeinsam irgendein guter Plan ein. Wenn nicht, dann gibt es nur noch einen vernünftigen Ausweg für uns.«
Goody Stichler wischte sich die Pfoten an ihrer Blümchenschürze ab. »Was könnte das denn für ein Ausweg sein, Frau Bella?«
»Er besteht darin, dass wir alle Waldbewohner und alles, was wir tragen können, von hier fortbringen. Wir würden nach Osten ziehen und in Gingiveres neuem Zuhause Zuflucht suchen. Ich habe euch ja bereits erzählt, dass er und Sandingomm gerne bereit wären uns unterzubringen. Dort würde man uns willkommen heißen und wir wären weit fort von Kotir.«
Skipper sprang auf, seinem harten Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass er mit dieser Lösung ganz und gar nicht einverstanden war. »Das würde doch bedeuten, dass die Katze gewonnen hat.«
Zustimmende Rufe unterstützten die Meinung des Otteranführers.
»Ja, warum sollten wir uns vertreiben lassen?«
»Wir haben doch bereits unsere Häuser verlassen und sind nach Brockhall geflohen.«
»An einem fremden Ort wäre es einfach nicht mehr dasselbe.«
»Ich bin in dieser Gegend geboren. Ich gehe nicht fort!«
Äbtissin Germania klopfte mit einer hölzernen Schale auf den Tisch, um die Ordnung wiederherzustellen, aber die Schale brach entzwei.
»Ruhe, Freunde, bitte. Lasst Bella ausreden«, übertönte sie den Lärm.
Bella hob die beiden Hälften der Schale auf und lächelte Germania wehmütig an.
»Ich danke dir, Äbtissin. Freunde, mein Plan birgt mehr Möglichkeiten, als man vielleicht auf den ersten Blick vermuten könnte. Wenn wir wirklich meinem Vorschlag Folge leisteten, dann überlegt doch einmal, was das für Kotir bedeuten würde. Zarina hätte mitnichten gewonnen; sie hätte uns nicht durch den Wald gehetzt – wir wären ganz und gar aus freien Stücken gegangen. Nun, was würden wir damit erreichen? Stellt euch ganz kurz einmal vor, wir blieben im Osten bis zum nächsten Sommer oder auch nur bis zum Frühling. Die ganze Zeit über, während wir fort wären, würde das Wasser die Fluttunnel hinunterlaufen. Im Herbst gibt es mehr Regen und der Fluss fließt durch den beständigen Wind wesentlich schneller. Im Winter würde der Strom unter einer Eisschicht weiterfließen und an warmen Tagen würde der schmelzende Schnee in den Fluss laufen und ihn anschwellen lassen. Wenn schließlich im Frühling das große Tauen einsetzt, dann würde der Pegel des Flusses erst richtig ansteigen und er würde sich mit großer, unkontrollierbarer Kraft ausbreiten – dann würden wir auch erleben, wie der Pegel des Sees unter Kotir ansteigt. Und noch eines ist zu bedenken. Bis zum nächsten Frühjahr könnte mein Vater, Keiler der Kämpfer, zurück sein. Er ist der Einzige, der es mit Zarina aufnehmen und sie besiegen kann. Das ist alles, mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
Der Vormaulwurf stand auf und ging an ihren Tisch. Er nahm die beiden Hälften der hölzernen Schale und hielt sie hoch.
»Ma duat wi dies G’fäß seia – aufg’spalta duat ma nich viel nütza, abr wänn ma z’sammahalta, dann könnat ma wos leista, hajaj.« Er drückte die beiden Hälften zusammen, sodass jeder sehen konnte, was er sagen wollte.
Alt Dinny kam ihm zu Hilfe.
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