Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
Schläfchen zu halten.
»Hoch mit dir, du Schnarchsack. Auf die Pfoten. Solltest du mir nicht dabei helfen, Ordnung in dieses Durcheinander zu bringen?«
»Was ist denn mit den anderen?«, gähnte der Rattenmann. »Warum sind die noch nicht auf und helfen uns?«
Brogg hielt inne und ließ das Netz, das er gerade zur Tür schleifte, fallen. »Gute Idee. Warum soll ich alles allein machen? Warzenkinn, geh los und schmeiß sie aus den Federn. Sag ihnen, dass jeder, der nicht sofort hier aufmarschiert, der Königin gemeldet wird.«
Die Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht. Wenige Augenblicke später füllte sich die Halle mit lauter verschlafenen Soldaten; als diese allerdings sahen, dass Zarina gar nicht da war, machten sie keine Anstalten mit anzupacken. Stattdessen lümmelten sie sich auf die Treppenstufen.
Da erinnerte sich Brogg an Zarinas Rat.
»Achtung!«, rief er. »Der Erste von euch, der mit einer Falle in den Pfoten auf dem Exerzierplatz steht, bekommt heute beim Abendessen einen Nachschlag. Alle, die weiterhin hier herumhängen, kriegen nur eine halbe Ration Wasser und Brot.«
Warzenkinn packte drei Spieße und flitzte nach draußen. Die Übrigen begannen halbherzig damit, die Netze aufzuheben.
Warzenkinn kam wieder hereingesaust.
»Herr Hauptmann, sie sind da draußen!«, kreischte er aufgeregt.
»Was willst du denn schon wieder, Ratte? Wer ist da draußen?«
»Die Waldbewohner! Ihr könnt ja selbst rausgehen und nachsehen!«
Brogg erinnerte sich noch sehr gut an den letzten Überfall und so ging er mit äußerster Vorsicht vor. Nervös steckte er seinen Kopf durch die Türöffnung, jederzeit bereit ihn schnell zurückzuziehen, falls es Pfeile hageln sollte.
Das Haupttor war weit aufgestoßen worden. Im Freien, umgeben vom Morgennebel, der in der Sonne verdunstete, stand eine ganze Reihe von Gestalten: eine Dächsin, ein Mäuserich in Rüstung und dann noch dieser kräftige Otter. Brogg hielt sich nicht lange auf, um zu sehen, ob da vielleicht noch mehr waren.
»Warzenkinn, geh und wecke die Königin, aber schnell!«, befahl er.
Zarina kam hellwach die Treppe heruntergesprungen und spähte zusammen mit Brogg durch die Türöffnung.
»Na, endlich bekommen wir die mal zu Gesicht. Wenn wir Glück haben, brauchen wir die Schlingen gar nicht, Brogg. Vielleicht sind sie gerade in eine Falle getappt.«
»Aber, Hoheit, sie haben doch eine weiße Fahne dabei. Bedeutet das nicht, dass sie in friedlicher Absicht kommen?«, widersprach Brogg.
»Du darfst nicht alles glauben, was du siehst, Brogg. Du trägst ein Schwert, aber das bedeutet noch lange nicht, dass du auch ein Soldat bist. Hören wir uns erst einmal an, was sie zu sagen haben.«
Während sie unerschrocken ins Freie trat, flüsterte Zarina aus dem Mundwinkel zu Brogg hinüber: »Hol die Bogenschützen. Wartet auf mein Zeichen.«
Keiner aus der Abordnung war bewaffnet, nur der Mäuserich trug ein Schwert an seiner Seite. Zarina erkannte ihn sofort wieder, genauso wie den frechen Mäusedieb, der hinter ihm stand. Erbost schürzte sie die Lippen.
»Was wollt ihr geflüchteten Gefangenen und Waldrebellen?«
»Wir sind die Anführer des Rawim und wir sind hergekommen, um Euch ein Ultimatum zu stellen.« Die harte Stimme des Mäusekriegers hallte laut und deutlich über den Platz.
Zarina wirbelten tausend Gedanken durch den Kopf. Hier hatte sie alle Anführer auf einem Fleck, sie durften auf keinen Fall mit dem Leben davonkommen. Ob Brogg die Bogenschützen schon aufgestellt hatte?
»Nun, hier bin ich. Sagt, was ihr zu sagen habt.« Die ruhige Stimme der Wildkatzenkönigin war trügerisch.
Der Krieger zeigte mit einer gepanzerten Pfote auf sie. »Hört gut zu und merkt Euch meine Worte, Katze. Weder Ihr noch Eure Untergebenen habt das Recht Waldbewohner zu tyrannisieren oder zu versklaven. Wir sind ehrliche, freie Mittiere und Mossflower ist unser Zuhause.«
»Du unverschämter Emporkömmling!«, lachte Zarina rau. »Ich hätte dich töten sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Ist dir eigentlich klar, wen du hier vor dir hast? Ich bin Zarina, Königin der Tausend Augen, Herrscherin von Mossflower.«
Ihr Gegenüber schien nicht besonders beeindruckt zu sein. »Ich bin Martin der Krieger und ich bin nicht hierher gekommen, um leere Drohungen auszustoßen. Nur so viel: Verlasst diesen Ort noch heute, bevor die Sonne untergeht, nehmt Eure Armee mit, geht, wohin Ihr wollt, aber haltet Euch von Mossflower fern und versucht niemals wieder
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