Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
Sie setzte sich hin und machte sich beim Frühstück ein paar ernsthafte Gedanken darüber, wie sie die Waldbewohner ein für alle Mal besiegen konnte.
Zarina läutete die Glocke, um Brogg herbeizurufen.
»Euer Majestät?«
»Ah, Brogg. Leg das Schwert beiseite und setz dich her zu mir.«
»Danke, Hoheit.«
»Heute Morgen hatte ich eigentlich vorgehabt ein paar Soldaten zu Hauptmännern zu ernennen. Inzwischen habe ich es mir allerdings wieder anders überlegt, Brogg. Du wirst auch weiterhin der einzige Offizier sein, der meine Befehle weitergeben darf.«
Mit stolzgeschwellter Brust nahm Brogg im Sitzen Haltung an. »Oh, ich danke Euch, Hoheit, danke schön. Ihr werdet noch stolz auf mich sein. Ihr werdet diese Entscheidung nicht bereuen. Ihr werdet schon sehen, ich werde -«
Zarina brachte den plappernden Hauptmann zum Schweigen, indem sie mit dem Ringeltaubengerippe wedelte.
»Genug geschwätzt, Brogg. Ich werde dir jetzt sagen, was du tun musst, um dir diese große Ehre zu verdienen.«
»Ich stehe ganz zu Eurer Verfügung, meine Königin.«
»Gut. Ich will Fallen, viele Fallen. Schlingen, Netze, Gruben – alles, was uns nur in den Sinn kommt.«
»Fallen, Hoheit?«
»Ja, Fallen, du Riesenrind. Ich will, dass überall im Wald da draußen Fallen ausgelegt werden.«
Brogg begann zu grinsen, als ihm schwante, was sie vorhatte. »Wir werden ein paar Waldbewohner gefangen nehmen.«
»Gefangen nehmen, töten, verstümmeln – es ist mir völlig gleich, solange es nur dazu führt, dass diese Gestalten vor Angst keine einzige Pfote mehr vor ihr Versteck setzen, ganz egal, wo es sich befindet. Jetzt werde ich den Spieß umdrehen, nie wieder werden sie die Gelegenheit haben uns hier einzupferchen. Wenn wir meinen Plan einen schönen langen Sommer hindurch verfolgen, werden sie nur allzu bereit sein meine Bedingungen anzunehmen – das heißt jene, die noch übrig sind, wenn meine Fallen erst einmal zum Einsatz gekommen sind.«
»In Ordnung, Hoheit. Ich werde noch heute anfangen. Was haltet Ihr zum Beispiel von Fallgruben mit angespitzten Spießen im Boden?«
»Ausgezeichnet, Brogg. Endlich sprichst du meine Sprache. Wir könnten auch noch ein paar dünne Würgeschlingen im tiefen Laub auslegen.«
»Großartige Idee, Hoheit. Und wie wär’s mit ein paar großen Netzen und Fallstricken?«
»Hervorragend. Vergiss nicht, möglichst viele vergiftete Widerhaken in den Netzmaschen festzubinden. Ach ja, und denke auch an den alten Trick mit dem heruntergebogenen jungen Baum und der verborgenen Schlinge. Man kann immer darauf bauen, dass irgendein schwerfälliger Dachs oder ein hüpfendes Eichhörnchen hineintappt, nicht wahr, Brogg?«
»Ja, Hoheit. Stellt Euch nur einmal vor, wie all diese Waldbewohner kopfüber an ihren Hinterpfoten baumeln. Huhuhu!«
»Hmm, wie Äpfel, die gepflückt werden wollen.«
»Oh, huhuhu. Wir könnten sie ja bis zum Herbst am Baum lassen, damit sie auch richtig reif sind, wenn wir sie pflücken, Hoheit.«
»Hihi. Sehr gut, Brogg. Solch einen Sinn für Humor hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
»Oh, ich habe auch meine lichten Momente, Hoheit.«
»Na, dann sorge mal dafür, dass von nun an alle deine Momente siegreich sein werden, mein einziger Hauptmann.«
Brogg salutierte unbeholfen und stieß beim Aufstehen seinen Stuhl um. »Ja, Majestät. Ich werde mich noch heute Morgen daranmachen.«
Zarina packte das Ende des Umhangs und zog ihn zurück. »Und schon stürmst du los, hetzt und flitzt herum wie ein Spatz, der hinter einer Fliege her ist. Du musst Prioritäten setzen, Brogg. Wenn du eine Aufgabe zu erledigen hast, dann erledige sie gründlich. Nimm dir Zeit. Suche dir erst einmal die Ausrüstung zusammen, dann teilst du die Soldaten in Gruppen ein, ernennst in jeder Gruppe einen Anführer und setzt eine Belohnung für die raffiniertesten Fallen und die mit den besten Ergebnissen aus. Verstehst du, was ich meine?«
Broggs Gesicht hellte sich auf, als ihm klar wurde, was für eine große Macht er ausüben würde. »Ihr habt ganz Recht, Hoheit. Ich werde den heutigen Tag erst einmal mit Organisieren verbringen, dann können wir gleich morgen früh anfangen.«
Er ging hinaus und ließ Zarina an ihrem Fenster stehend zurück. Sie hielt immer noch das Ringeltaubengerippe in den Pfoten, das sie jetzt mit einem einzigen Schlag zermalmte und dann aus dem Fenster zum Wald hinüberwarf.
»Hier habt ihr was zu essen, Waldbewohner«, kreischte sie. »Wenn erst der Herbst Einzug
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