Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
diesmal übernehme ich das lieber. Meine Pfoten sind nicht so schwer wie die Euren. Könnt Ihr mich bitte hinaufheben?«
Bella hob den Mäusekrieger hoch, als ob er leicht wie eine Feder wäre, und setzte ihn auf dem breiten Balken ab. Martin lehnte sich vornüber und ergriff das hervorstehende Wappen, das in den verrußten Eichenbalken geschnitzt worden war. Seine Versuche es zu drehen blieben erfolglos. Gonff kletterte flink hinauf und setzte sich neben ihn.
»Lass es mich einmal versuchen, Kumpel. Vielleicht fehlt deinen Pfoten ein bisschen Zauberkraft.« Der Mäusedieb holte ein Stück Käse aus seinem Beutel und rieb damit die Kanten des Wappens ein.
»Wir müssen einen kleinen Augenblick warten, denn das Fett braucht etwas Zeit, um ganz tief in die Spalten vorzudringen. Es dürfte allerdings nicht lange dauern, denn die Kamineinfassung ist durch das Feuer schön warm.«
Gonffs Begabung führte auch hier zum Erfolg. Nach einer kurzen Pause wischte er sich die Pfoten an seinem Wams ab und drehte gekonnt am Wappen. Es bewegte sich!
»Hier, Kumpel, fass mal mit an. Ruckel erst an einer Seite und dann an der anderen, genau wie ich, siehst du? Dabei musst du es zu dir heranziehen.«
Martin half Gonff. Das gesamte Wappen begann sich nach vorn zu bewegen. Bella stand bereit, um den hohlen, hölzernen Zylinder aufzufangen – er fiel ihr direkt in die geöffneten Arme.
Martin und Gonff kletterten hurtig von dem Balken herunter.
Dinny tanzte aufgeregt herum. »Herraja, so duat Eu eila, Fra Bella. Duat’s a Kart vom Sammerlandersturm seia?«
Die Dächsin blickte den jungen Maulwurf ernst an. »Eile würde uns nur auf die falsche Spur führen, Dinny. Wir sollten jeden Schritt mit Bedacht angehen.«
Bella drehte den Zylinder um und blickte hinein. »Hier, Gonff, es ist eine Schriftrolle drin. Deine Pfoten sind viel geschickter als meine – versuch doch mal sie herauszuziehen, ohne sie zu beschädigen.«
Der trickreiche Mäusedieb hatte das Pergament im Handumdrehen herausgezogen und entrollt. Sie sahen sich an, was darauf geschrieben stand; es war in einer altmodischen Schrift geschrieben, die aus kühner, kräftiger Feder stammte. Bella lächelte.
»Das ist die Pfotenschrift meines Großvaters, des alten Lord Brockbaum. Dazu müsst ihr wissen, dass nur Dachsmänner sich zum Salamandastron aufmachten. Jeder hinterließ für seinen Sohn Hinweise, denen er folgen konnte. Dieses Rätsel war für meinen Vater Keiler bestimmt. Leider hatte Keiler keinen Sohn, für den er eine Karte hätte hinterlassen können. Nachdem er also Lord Brockbaums Rätsel gelöst hatte, legte er alles sorgfältig wieder an seinen Platz in der Hoffnung, dass eines Tages ein anderer junger Sohn unseres Hauses es finden würde.«
Bella schniefte und wandte sich ab. »Ach, vielleicht wäre mein kleiner Sonnenstrahl heute diesen Hinweisen gefolgt, wenn er noch hier wäre.«
Klein Dinny streichelte mit seinem samtenen Pfotenrücken über Bellas Pelz. »Hojoj, duat Eu koi Sorga macha, Fra Bella, ma werdat ’n scho für Eu finda.«
Martin hatte währenddessen mit dem hölzernen Zylinder herumgespielt. Er schüttelte ihn und klopfte die Seiten ab. Ein paar Blätter fielen heraus.
»Schaut mal, Bella. Was meint Ihr, was das zu bedeuten hat?«
Die Dächsin zuckte mit den Achseln. »Es sind nur alte Blätter. Schauen wir doch einmal nach, was auf dem Pergament steht.«
Keiler ist Dachs, nach dem Wald benannt,
die Bäume jedoch den Weg weisen.
Wo man dich an Regentagen fand,
pflegte Käs und Brot ich zu speisen.
Such hier im Haus und geh nicht hinaus.
Schau auf, das Rätsel nimmt seinen Lauf,
wo einst dein Schloss, deine Festung war,
in deinen Gedanken hell und klar.
Vier Bäume führen dich an dein Ziel.
Denk nach, was war noch dein liebstes Spiel?
Keiler in Brockhall hilft in der Not,
unter Bier, unter Käs, unter Brot.
Martin lehnte sich gegen den Kamin zurück. »Wau! Das ist aber ein ganz schön schweres Rätsel, worauf ihr euch verlassen könnt.«
Als sie sich wieder in Bellas Arbeitszimmer versammelt hatten, gingen sie die Zeilen noch einmal durch. Eine lange Zeit verstrich und noch immer konnten sie nicht einmal einen Ansatz finden, um den verschlungenen Faden des Gedichtes zu entwirren. Gonff wurde langsam sauer. Er lag auf dem Boden und trommelte mit seinen Pfoten gegen den Lehnstuhl.
»Puh, Wald und Bäume, Käse und Brot, Regentage und Schlösser und Festungen. Was für ein Quatsch!«
Dinny hatte den
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