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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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einzufangen. Armer Lord White, an der Angel, weil er es nicht anders wollte. Zum Narren gemacht durch sein närrisches Alter, durch seine Sehnsucht nach Jugend.
    »Ivor wollte John natürlich für seine Zwecke nutzen. Das habe ich gewußt, das war offensichtlich, aber ich fand das nicht so schlimm. Ich meine … was war schon dabei? Alles lief gut, bis Ivor und ich für eine Woche nach St. Tropez gefahren sind.« Das hübsche Gesicht verfinsterte sich vor Wut beim Gedanken daran. »Und dieser widerliche Fotograf hat Ivor geschrieben … ihn aufgefordert, Lord White in Ruhe zu lassen, sonst würde er ihm die Fotos von uns … von Ivor und mir … zeigen … Ivor war fuchsteufelswild, ich habe ihn noch nie so wütend gesehen … außer diese Woche.«
    Wir dachten beide an die gleiche Wut, die wir diese Woche bei Ivor den Relgan miterlebt hatten.
    »Weiß er, daß Sie hier sind?« sagte ich.
    »Um Gottes willen, nein.« Sie sah entsetzt aus. »Er weiß es nicht … er haßt Drogen … deswegen haben wir immer Streit … George Millace hat mich gezwungen, die Liste zu schreiben … hat gesagt, daß er John die Bilder zeigen würde, wenn ich mich weigere … Ich habe George Millace gehaßt … aber Sie … Sie werden sie mir doch zurückgeben? Bitte … bitte … Sie müssen doch einsehen, daß … daß ich damit bei allen, die eine Rolle für mich spielen, untendurch wäre … Ich bezahle auch. Ich bezahle dafür … wenn Sie sie mir geben.«
    Jetzt kommt der spannende Moment, dachte ich.
    »Was soll ich Ihnen eigentlich geben?« sagte ich.
    »Die Zigarettenschachtel natürlich. Auf der alles draufsteht.«
    »Ja … warum haben Sie auf eine Zigarettenschachtel geschrieben?«
    »Ich habe mit dem roten Filzstift auf die Hülle geschrieben … George Millace hat gesagt, ich soll eine Liste machen, und ich habe gesagt, daß ich das nie machen würde, egal was er tut, und er hat gesagt, ich soll’s mit dem Stift auf die Zellophanhülle von den Zigaretten schreiben, dann könnte ich jederzeit abstreiten, daß ich’s getan hätte, weil niemand ein Gekritzel auf einer Zigarettenhülle ernstnehmen würde …« Sie verstummte jäh und sagte mit erwachendem Argwohn: »Sie haben es doch? George Millace hat es Ihnen doch gegeben … zusammen mit den Bildern … oder?«
    »Was steht auf … dieser Liste?«
    »Mein Gott«, sagte sie. »Sie haben sie gar nicht. Sie haben sie nicht, und ich bin hierhergekommen … habe Ihnen alles erzählt … für nichts und wieder nichts … Sie haben sie nicht …« Sie erhob sich abrupt, aus Schönheit wurde Wut. »Sie gemeines Arschloch. Ivor hätte sie umbringen sollen. Hätte auf Nummer Sicher gehen sollen. Hoffentlich leiden Sie ordentlich.«
    Dieser Wunsch wurde ihr erfüllt, dachte ich ruhig. Ich nahm den Relgan seine Rache erstaunlicherweise nicht besonders übel – Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich hatte sein Leben zerschlagen, er hatte meinen Körper zerschlagen. Ich war insgesamt besser davongekommen, fand ich. Meine Nöte waren vorübergehender Natur.
    »Sie können dankbar sein.«
    Aber sie war zu wütend darüber, daß sie alles ausgeplaudert hatte. Sie rauschte in ihrer Seide und ihrer Duftwolke durch die Diele davon und knallte die Haustür hinter sich zu. Die Luft in ihrem Kielwasser vibrierte vor weiblicher Gewalt. Ganz gut, daß die Welt nicht voller Dana den Relgans war, dachte ich benommen.
    Clare und Jeremy kamen aus der Küche.
    »Was wollte sie?« sagte Clare.
    »Etwas, was ich … nicht habe.«
    Sie wollten wissen, was überhaupt passiert sei, aber ich sagte: »Ich erzähl’s euch … morgen.« Und sie gaben sich zufrieden. Clare setzte sich neben mich auf die Treppe und strich mir mit einem Finger über die Hand.
    »Dir geht’s ziemlich mies, stimmt’s?« sagte sie.
    Ich wollte es nicht bestätigen. Ich sagte: »Wieviel Uhr ist es?«
    »Halb vier … geht auf vier zu.« Sie sah auf ihre Uhr. »Zwanzig vor vier.«
    »Macht euch was zu essen«, sagte ich. »Du und Jeremy.«
    »Willst du auch was?«
    »Nein.«
    Sie nahmen etwas Suppe und Brot zu sich und hielten das Leben in Gang. Es ist der einzige Tag, den ich je auf der Treppe verbracht habe, dachte ich dümmlich. Ich konnte den Staub im Teppich riechen. Mir tat alles weh, ununterbrochen, ein bohrender, steifer Schmerz, aber immer noch besser als die Krämpfe; und langsam konnte ich mich auch wieder bewegen. Bald war Bewegung unumgänglich, dachte ich. Ein Anzeichen, daß sich die Dinge wieder normalisierten … Ich

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