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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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sagen, wenn Jeremy starb. Sonst nicht.
    Wie ich so schnell erkannt hätte, daß es sich um Gas handelte? Clare hatte gesagt, ich hätte blitzschnell reagiert. Wie das käme?
    »Schwefelsaures Natrium … wurde früher in Fotolabors benutzt. Manchmal auch heute noch … aber sehr selten … wegen des Gestanks. Ich hatte keins. Es stammte nicht … von mir.«
    »Ist das ein Gas?« sagte er verwirrt.
    »Nein. Es ist kristallisiert. Hochgiftig. Gehört zur Sepiatoner-Ausrüstung. Kodak stellt so was her. Nennt sich T-7A … soweit ich weiß.«
    »Aber Sie wußten doch, daß es Gas war.«
    »Ja, weil Jeremy … ohnmächtig war. Und ich hab’s eingeatmet … irgendwas war … nicht in Ordnung. Man kann damit Gas produzieren … mit Natriumsulfid … Ich wußte einfach, daß es Gas war … Ich weiß auch nicht, warum … Ich wußte es einfach.«
    »Wie macht man Schwefelwasserstoff aus kristallisiertem Natriumsulfid?«
    »Weiß ich nicht.«
    Er drängte hartnäckig auf eine Antwort, aber ich wußte es wirklich nicht. Und jetzt, Sir, zu Ihren Verletzungen. Ihren offensichtlichen Beschwerden und Ihrer Schwäche. Dem Zustand Ihres Gesichtes. Sind Sie sicher, Sir, daß all das auf einen Sturz beim Pferderennen zurückzuführen ist? Er habe nämlich den Eindruck, daß es eher auf einen schweren Angriff durch Menschen zurückzuführen sei. Er sähe so was nicht zum ersten Mal, sagte er.
    Ein Sturz, sagte ich.
    Der Inspektor fragte Harold, der besorgt aussah, aber eilfertig antwortete: »Ein gemeiner Sturz, Herr Inspektor. Zig Pferde haben ihn getreten. Wenn Sie Zeugen brauchen … etwa sechstausend Leute haben zugesehen.«
    Der Inspektor zuckte die Achseln, wirkte jedoch ernüchtert. Vielleicht hatte er einen Instinkt, dachte ich, der ihm sagte, daß ich aus irgendeinem Grunde log. Als er weg war, sagte Harold: »Ich hoffe, du weißt, was du tust. Dein Gesicht war doch in Ordnung, als wir uns getrennt haben.«
    »Ich erzähl’s dir ein andermal«, murmelte ich.
    Er sagte zu Clare: »Was ist passiert?«, aber auch sie schüttelte den Kopf und sagte, sie wisse gar nichts, begreife gar nichts und fühle sich selbst schrecklich. Harolds Frau umsorgte uns, gab uns zu essen und schließlich ein Nachtlager, und Jeremy war um Mitternacht immer noch am Leben.
     
    Etliche elende Stunden später kam Harold in das kleine Zimmer, wo ich im Bett saß. Saß, weil ich so besser atmen konnte und weil ich nicht schlafen konnte und weil mir immer noch alles furchtbar wehtat. Meine junge Dame sei nach London zur Arbeit gefahren, sagte er, und würde heute abend anrufen. Die Polizei wolle mich sprechen. Und Jeremy? Jeremy lebte noch, sei immer noch bewußtlos, immer noch in einem kritischen Zustand.
    Der ganze Tag war miserabel.
    Die Polizei machte sich in meinem Haus zu schaffen, öffnete Türen und Fenster, damit der Wind durchblasen konnte, und der Inspektor kam zu Harolds Haus und erstattete mir Bericht.
    Wir saßen in Harolds Büro, wo sich der Inspektor bei Tageslicht als ziemlich junger blonder Mann mit wachen Augen entpuppte, der die Angewohnheit hatte, mit den Fingerknöcheln zu knacken. Ich hatte ihn am Abend zuvor nicht als Person wahrgenommen, nur seine feindselige Ausstrahlung verspürt, und die war unverändert gegenwärtig.
    »An dem Wasserhahn in Ihrer Dunkelkammer ist ein Wasserfilter«, sagte er. »Wozu brauchen Sie den?«
    »Wasser, das man für Fotoarbeiten benutzt, muß sauber sein«, sagte ich.
    Die schlimmsten Schwellungen um meine Augen und Lippen gingen langsam zurück. Ich konnte besser sehen, besser sprechen, immerhin eine Erleichterung.
    »Ihr Wasserfilter ist ein Schwefelwasserstoff-Generator«, sagte der Inspektor.
    »Das kann nicht sein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil … ich ihn ständig benutze. Er dient zum Enthärten des Wassers. Er arbeitet mit Salz … wie alle Weichmacher. Er kann unmöglich Gas produzieren.«
    Er starrte mich lange nachdenklich an. Dann verschwand er für eine Stunde und kam mit einer Schachtel und einem jungen Mann in Jeans und Pullover zurück.
    »Also, Sir«, sagte der Inspektor mit der einstudierten, zweckdienlichen Höflichkeit des mißtrauischen Polizisten, »ist das Ihr Wasserfilter?«
    Er öffnete die Schachtel, um mir den Inhalt zu zeigen. Ein Filter, oben angeschraubt der kurze Gummiaufsatz, den man normalerweise auf den Wasserhahn schob.
    »Sieht ganz so aus«, sagte ich. »Sieht so aus, wie er aussehen sollte. Stimmt was nicht damit? Er konnte bestimmt kein Gas produzieren.«
    Der

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