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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Heiterkeit zu verbergen.
    »Haben Sie gehört, wie?«
    Er sagte leicht bedauernd: »Nein. Nur, daß Sie es getan haben. Die Schläger haben geredet. Dumme, holzköpfige Muskelprotze. Den Relgan muß mit Ärger rechnen, wenn er sie anheuert. Die können nie den Mund halten.«
    »Sind die … ähm … kann man sich die mieten?«
    »Rausschmeißer in einem Spielclub. Käufliche Gorillas. Sie sagen es.«
    »Sie haben George Millaces Frau zusammengeschlagen. Haben Sie davon auch gehört?«
    Nach einer Pause nickte er, gab aber keinen Kommentar ab.
    Ich sah in sein verschlossenes Gesicht, die weißliche Haut, die schwarzen Bartschatten. Ein verschwiegener, massiger, schwerfälliger Mann, mit Zugang zu einer Welt, von der ich wenig wußte. Spielclubs, gedungene Schläger, Unterweltklatsch.
    »Die Schläger haben gesagt, sie hätten Sie halbtot geschlagen«, sagte er. »Eine Woche später gewinnen Sie ein Rennen.«
    »Sie haben übertrieben«, sagte ich trocken.
    Wieder ein Zucken in den Mundwinkeln, aber auch ein Kopfschütteln. »Einer von ihnen hatte Angst. Eine Heidenangst. Sagte, daß sie zu weit gegangen wären … mit den Stiefeln.«
    »Sie kennen sie wohl gut?« sagte ich.
    »Sie reden.«
    Wieder eine Pause, dann sagte ich ohne besondere Betonung: »George Millace hat Ihnen einen Brief geschickt.«
    Er bewegte sich in seinem Sitz, schien sich fast zu entspannen, stieß einen langen Seufzer aus. Darauf hatte er gewartet, dachte ich. Hatte geduldig gewartet, Antworten gegeben, Entgegenkommen gezeigt.
    »Seit wann haben Sie ihn?« sagte er.
    »Seit drei Wochen.«
    »Sie können ihn nicht nutzen.« In dieser Feststellung schwang leichter Triumph mit. »Sie bekämen selbst Ärger.«
    »Woher wußten Sie, daß ich ihn habe?« sagte ich.
    Er blinzelte. Er preßte die Lippen zusammen. Er sagte langsam: »Ich habe gehört, Sie hätten George Millaces …«
    »George Millaces was?«
    »Unterlagen.«
    »Ah«, sagte ich. »Hübsches nichtssagendes Wort, ›Unterlagen‹. Woher haben Sie gehört, daß ich sie hätte? Von wem?«
    »Ivor«, sagte er. »Dana. Unabhängig voneinander.«
    »Erzählen Sie’s mir?«
    Er dachte darüber nach, während er mich ausdruckslos musterte, und sagte dann widerwillig: »Ivor war so wütend, daß er es nicht für sich behalten konnte. Er hat zuviel über Sie geredet … Sie wären ein Giftzwerg … Sie wären zehnmal schlimmer als George Millace. Und Dana dann … an einem anderen Abend … Sie hat mich gefragt, ob ich wüßte, daß Sie etliche Erpresserbriefe haben und auch benutzen, die George Millace früher verschickt hatte. Sie hat mich gefragt, ob ich ihr helfen könnte, ihren wiederzubekommen.«
    Jetzt lächelte ich. »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich habe gesagt, daß ich ihr nicht helfen kann.«
    »Haben Sie Ihre Gespräche in Spielclubs geführt?« sagte ich.
    »Ja.«
    »Sind es … Ihre Spielclubs?«
    »Geht Sie nichts an«, sagte er.
    »Warum wollen Sie’s mir nicht erzählen?« sagte ich.
    Nach einer Pause sagte er: »Ich habe zwei Partner. Vier Spielclubs. Die meisten Kunden wissen nicht, daß ich der Inhaber bin. Ich zeige mich mal hier, mal da. Ich spiele. Ich halte die Ohren offen. Ist Ihre Frage damit beantwortet?«
    Ich nickte. »Ja, danke. Sind diese Schläger Ihre Schläger?«
    »Ich habe sie als Rausschmeißer angestellt«, sagte er ernst, »nicht, damit sie Frauen und Jockeys zusammenschlagen.«
    »Bißchen Schwarzarbeit, wie? So nebenbei.«
    Er äußerte sich nicht dazu, sondern sagte: »Ich habe erwartet, daß Sie Forderungen an mich stellen, wenn Sie den Brief haben«, sagte er. »Ein paar Antworten … können doch nicht alles sein.«
    Ich dachte an den Brief, den ich Wort für Wort auswendig kannte:
     
    Lieber Victor Briggs,
    ich bin sicher, es interessiert Sie, daß ich über die folgenden Informationen verfüge: Sie haben sich in den letzten sechs Monaten bei fünf verschiedenen Gelegenheiten mit einem Buchmacher zusammengetan, um das Wettpublikum zu täuschen, indem Sie dafür gesorgt haben, daß Ihre Favoriten die Rennen nicht gewonnen haben.
     
    Es folgte eine Liste der fünf Rennen, komplett mit den Summen, die Victor von seinem Freund, dem Buchmacher, bekommen hatte. Dann hieß es weiter:
     
    Ich habe eine unterzeichnete eidesstattliche Erklärung des bewußten Buchmachers in Händen.
    Wie Sie sehen, wurden alle fünf Pferde von Philip Nore geritten, der sicher wußte, was er tat.
    Ich könnte diese Erklärung an den Jockey Club schicken, was bedeuten würde,

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