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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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daß Sie beide gesperrt werden. Ich werde Ihnen jedoch in Kürze telefonisch einen Alternativvorschlag machen.
     
    Der Brief war vor mehr als drei Jahren abgeschickt worden. Drei Jahre hatte Victor seine Pferde ehrlich laufen lassen. Genau eine Woche nach George Millaces Tod hatte Victor sein altes Spiel wieder aufgenommen. Hatte es wieder aufgenommen … und feststellen müssen, daß auf seinen wehrlosen Jockey kein Verlaß mehr war.
    »Ich wollte gar nichts mit dem Brief unternehmen«, sagte ich.
    »Bis heute hatte ich nicht vor, Ihnen zu sagen, daß ich ihn habe. Bis heute nicht.«
    »Warum nicht? Sie wollten doch auf Sieg reiten. Sie hätten ihn dazu benutzen können, mein Einverständnis zu erzwingen. Man hatte Ihnen klar gemacht, daß Sie Ihren Job verlieren, wenn Sie nicht so reiten, wie ich es wünsche. Sie wußten, daß es für mich untragbar war, gesperrt zu werden. Trotzdem haben Sie den Brief nicht dazu benutzt. Warum nicht?«
    »Ich wollte … daß Sie die Pferde um der Pferde willen ehrlich laufen lassen.«
    Er warf mir wieder einen langen, starren, nichtssagenden Blick zu.
    »Ich erzähle Ihnen was«, sagte er schließlich. »Gestern habe ich alle Siegprämien, die ich seit Daylights Rennen in Sandown gewonnen habe, zusammengezählt. Die für die zweiten und dritten Plätze und für Sharpeners Siege. Ich habe meine Wettgewinne, Sieg und Platz, zusammengezählt. Ich habe im letzten Monat mit Ihrem ehrlichen Einsatz mehr Geld verdient als mit Ihrem Sturz von Daylight.« Er hielt inne und wartete auf eine Reaktion, aber ich folgte seinem Beispiel und starrte ihn nur an. »Mir war klar«, fuhr er fort, »daß Sie keine krummen Touren mehr machen würden. Das habe ich begriffen. Ich weiß, daß Sie sich verändert haben. Sie sind ein anderer Mensch geworden. Älter. Stärker. Wenn Sie weiter für mich reiten, werde ich Sie nie wieder auffordern, ein Rennen zu verlieren.« Er machte wieder eine Pause. »Reicht das? Wollten Sie das hören?«
    Ich wandte den Blick von ihm ab und ließ ihn über die windige Landschaft schweifen.
    »Ja.«
    Nach einer Weile sagte er: »George Millace wollte übrigens kein Geld. Nur …«
    »Eine Spende für die verletzten Jockeys?«
    »Sie wissen wohl alles?«
    »Ich bin dahintergekommen«, sagte ich. »George wollte kein Geld für sich selbst erpressen … Sein Ziel war …«, ich suchte nach dem Wort, »… Vereitelung.«
    »Wie viele Leute waren betroffen?«
    »Ich weiß von sieben. Möglicherweise acht, wenn Sie Ihren Buchmacher fragen.«
    Er staunte.
    »George Millace machte es Spaß, Leute zum Kuschen zu bringen«, sagte ich. »In gewisser Weise hat er das bei jedem versucht. Wenn er Leute bei Fehltritten erwischt hat, war es ihm ein besonderer Genuß. Er hatte für jeden einen Alternativvorschlag … Enthüllung, oder tun, was George wollte. Und George wollte, allgemein gesagt, Dinge vereiteln. Ivor den Relgans Machtspiele unterbinden. Dana daran hindern, Drogen zu nehmen. Andere Leute an anderen Sachen hindern.«
    »Mich daran hindern, gesperrt zu werden«, sagte Victor mit einem Anflug von trockenem Humor. Er nickte. »Sie haben natürlich recht. Als George Millace mich anrief, habe ich knallharte Erpressung erwartet. Dann hat er gesagt, daß er nur wollte, daß ich mich benahm. So hat er sich ausgedrückt. Solange Sie sich benehmen, Victor, sagte er, solange passiert nichts. Victor. Er hat Victor zu mir gesagt. Ich hatte ihn nie persönlich kennengelernt. Wußte natürlich, wer er war, aber mehr auch nicht. Victor, hat er gesagt, als wäre ich ein kleiner Schoßhund, solange wir schön brav sind, passiert nichts. Aber wenn ich Verdacht schöpfe, Victor, werde ich Philip Nore mit meiner motorisierten Kamera per Teleobjektiv verfolgen, bis ich ihn erwischt habe, und dann Victor, dann geht’s euch beiden an den Kragen.«
    »Erinnern Sie sich nach all der Zeit Wort für Wort an das, was er gesagt hat?« fragte ich überrascht.
    »Ich habe es auf Band aufgenommen. Ich habe seinen Anruf ja erwartet. Ich wollte Beweise für die Erpressung. Alles was ich bekam, war eine Moralpredigt und der Vorschlag, dem Fonds für verletzte Jockeys tausend Pfund zu spenden.«
    »Und damit war’s erledigt? Endgültig?«
    »Er hat mir bei den Rennen immer zugezwinkert«, sagte Victor.
    Ich lachte.
    »Ja, sehr komisch«, sagte er. »Ist das jetzt alles?«
    »Nicht ganz. Sie könnten noch etwas für mich tun, wenn Sie wollen. Sie wissen etwas, was Sie mir sagen könnten. Etwas, worüber Sie

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