Reflex
ist.«
Ich erklärte mich bereit, und als wir aufgelegt hatten, wickelte ich die drei Kassetten in ihre Plastikfolien und brachte sie zum örtlichen Fleischer, der bereits einen Kasten von mir in seinem Tiefkühlraum aufbewahrte. Er nahm die Extramieter freundlich auf, schlug eine annehmbare Miete vor und gab mir eine Quittung.
Wieder daheim, sah ich mir das Negativ und den Abzug von Elgin Yaxley im Gespräch mit Terence O’Tree an und fragte mich, was ich um Himmels willen damit anfangen sollte.
Wenn George von Elgin Yaxley den gesamten Profit aus der Affäre mit den erschossenen Pferden erpreßt hatte – und wegen Bart Underfields Trübsinnsanfall und Yaxleys Verschwinden aus der Rennszene sah es ganz danach aus –, dann war es mit Sicherheit Elgin Yaxley, der verzweifelt in den Besitz des Fotos gelangen wollte, bevor ein anderer ihm zuvorkam.
Wenn Elgin Yaxley die Einbrüche, die Prügel und die Brandstiftung zu verantworten hatte, mußte dann nicht Vergeltung folgen? Wenn ich das Foto mit den entsprechenden Erläuterungen der Polizei gab, hatte Elgin Yaxley gute Aussichten, der meisten Verbrechen aus dem Strafgesetzbuch beschuldigt zu werden, nicht zuletzt des Meineids und des Versicherungsbetrugs über 150000 Pfund.
Wenn ich der Polizei das Foto gab, verkündete ich der Welt, daß George Millace ein Erpresser gewesen war.
Ich überlegte, was Marie Millace lieber wäre: nie zu erfahren, wer sie überfallen hatte, oder definitiv zu wissen, daß George ein Schurke war … wobei alle anderen es ebenfalls wüßten.
Die Antwort stand ohne Zweifel fest.
Was Paragraphengerechtigkeit anging, hatte ich keine Skrupel. Ich legte das Negativ dorthin zurück, wo ich es herhatte, in den Umschlag, der auf der Rückseite des schwarzen Abzugs in dem Aktendeckel klebte. Ich legte den Aktendeckel zurück in die Abfallschachtel, die immer noch auf der Anrichte in der Küche stand, und steckte die scharfe Vergrößerung, die ich gemacht hatte, in einen Aktendeckel in dem Aktenschrank in der Diele.
Niemand wußte, daß diese Dinge in meinem Besitz waren. Niemand würde hier danach suchen. Niemand würde in mein Haus einbrechen oder mich zusammenschlagen. Von jetzt an würde nichts mehr passieren.
Ich verschloß mein Haus und fuhr zur Rennbahn, um Tishoo und Sharpener zu reiten und mir über das andere dornige Problem den Kopf zu zermartern: Victor Briggs.
7
Ivor den Relgan war immer noch das Thema, und mehr noch, er war persönlich anwesend.
Ich sah ihn sofort bei meiner Ankunft, da er direkt vor dem Waageraum stand, im Gespräch mit zwei Reportern. Für ihn war ich ein Gesicht unter vielen, aber für mich, wie für jeden, der im Rennsport tätig war, war er so klar zu erkennen wie eine Mohnblume im Kornfeld.
Er trug wie gewöhnlich einen teuren weichen Kamelhaarmantel, zugeknöpft und gegürtet. Er trug keinen Hut, sein graumeliertes Haar war ordentlich gebürstet. Ein stämmiger, etwas streitsüchtig wirkender Mann mit einer Miene, als erwarte er, daß die Leute seine Anwesenheit zur Kenntnis nahmen. Viele Leute sahen es als ein Plus an, in seiner Gunst zu stehen, aber ich fand sein Selbstbewußtsein aus irgendeinem Grunde abstoßend und widerstand instinktiv seiner starken Anziehungskraft.
Ich wäre mehr als glücklich gewesen, wenn ich nicht in sein Blickfeld geraten wäre, aber als ich an dem Grüppchen vorbeiging, streckte einer der Reporter die Hand aus und packte mich am Arm.
»Philip«, sagte er, »Sie können uns weiterhelfen. Sie sind doch ständig mit Ihrer Kamera zugange.«
»Weiterhelfen? Inwiefern?« sagte ich halb im Weitergehen.
»Wie fotografiert man ein wildes Pferd?«
»Anpeilen und abdrücken«, sagte ich freundlich.
»Nein, Philip«, sagte er gereizt. »Sie kennen doch Mr. den Relgan?«
Ich neigte leicht den Kopf und sagte: »Vom Sehen.«
»Mr. den Relgan, das ist Philip Nore. Jockey, versteht sich.« Der Reporter gab sich ungewöhnlich unterwürfig. Mir war aufgefallen, daß den Relgan häufig so ein Verhalten hervorrief. »Mr. den Relgan will alle seine Pferde fotografieren lassen, aber eins davon bäumt sich immer auf, wenn es eine Kamera sieht. Wie kann man es dazu bringen, stillzuhalten?«
»Ich kenne einen Fotografen«, sagte ich, »der ein wildes Pferd zum Stillhalten brachte, indem er ein Tonband von einer wilden Hetzjagd abspielte. Das Pferd stand einfach still und lauschte. Die Bilder wurden großartig.«
Den Relgan lächelte hochnäsig, als könnte er es nicht ertragen, gute
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