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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Gedanken über Recht und Unrecht und Gerechtigkeit. Dachte an Elgin Yaxley als Opfer von George Millace, und an die Versicherungsgesellschaft als Opfer von Elgin Yaxley. Dachte an Terence O’Tree, der ins Gefängnis gewandert, und an David Parker, der davon verschont geblieben war.
    Ich konnte mich nicht entscheiden, was ich tun sollte.
     
    Nach einer Weile stand ich steifbeinig auf und ging zurück in die Dunkelkammer. Ich schob die ganze Serie der magentafleckigen Negative in den Kontaktabzugrahmen und produzierte fast weiße Abzüge, und diesmal kamen nicht fünf kleine Rechtecke mit grauen Blöcken heraus, sondern fünfzehn.
    Mit einem hohlen Gefühl des Entsetzens knipste ich sämtliche Lichter aus, schloß die Türen ab und ging die Straße hinauf zu meiner Lagebesprechung mit Harold.
     
    »Hör gefälligst zu«, sagte Harold scharf.
    »Ähm … ja.«
    »Was ist denn los?«
    »Nichts.«
    »Ich rede über Coral Key in Kempton am Mittwoch, und du hörst nicht zu.«
    Mühsam richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das anstehende Thema.
    »Coral Key«, sagte ich. »Für Victor Briggs.«
    »Genau.«
    »Hat er irgendwas gesagt … über gestern?«
    Harold schüttelte den Kopf. »Wir haben nach dem Rennen noch was getrunken, und alles, was Victor von sich gab, war Gebrummel. Aber bis er mir sagt, daß du nicht mehr auf seinen Pferden sitzt, bleibst du drauf.«
    Er gab mir ein Glas und eine Dose Cola und goß sich selbst einen doppelten Whisky ein.
    »Ich hab nicht viel für dich diese Woche«, sagte er. »Nichts am Montag oder Dienstag. Pebble sollte in Leicester laufen, aber er hat irgendeine Entzündung im Bein … Bleibt nur Coral Key am Mittwoch, Diamond Buyer und die Stute am Freitag, und zwei am Samstag, wenn es nicht regnet. Hast du sonst irgendwas an der Hand?«
    »Ein Nachwuchsrennen in Kempton am Dienstag.«
    »Hoffentlich kann’s springen, das Vieh.«
     
    Ich ging zu meinem ruhigen Häuschen zurück, machte Abzüge von den fünfzehn magentafleckigen Negativen und erhielt wie zuvor klare weißgraue Bilder, da die Flecke zusammen mit dem Blau herausgefiltert wurden.
    Zu meiner Erleichterung waren es nicht fünfzehn Drohbriefe: nur die beiden ersten endeten mit der Zusage von Alternativvorschlägen.
    Ich hatte mit einem gerechnet, der sich mit dem Liebespaar befaßte, und er war auch dabei. Es war der zweite, der mir in der Küche den Atem verschlug und über den ich leise lachen mußte. Auf jeden Fall sah ich jetzt allen noch zu erwartenden Enthüllungen in einer besseren Stimmung entgegen.
    Bei den letzten dreizehn Abzügen handelte es sich dann aber um Georges eigene Aufzeichnungen darüber, wo und wann, auf welchem Film und mit welcher Belichtung er die belastenden Fotos gemacht und wann er die Schreckensbriefe abgeschickt hatte. Wahrscheinlich hatte er seine Aufzeichnungen in dieser Form aufbewahrt, weil es sich für ihn als einfach erwiesen hatte und ihm sicherer erschienen war, als derart belastendes Material lesbar auf Papier herumliegen zu lassen.
    Als Hintergrund zu den Fotos und Briefen waren sie faszinierend, aber nirgendwo stand, worin der ›Alternativvorschlag‹ bestanden hatte. Man erfuhr nichts über die Höhe der Summe, die George erpreßt hatte, nichts über irgendeine Bank, einen Safe oder ein Versteck, wo er seine Einnahmen gehortet haben konnte. Sogar sich selbst gegenüber war George in diesem Punkt verschwiegen gewesen.
    Ich ging spät ins Bett und konnte nicht schlafen, und am nächsten Morgen führte ich einige Telefongespräche.
    Eins mit dem Chefredakteur von Horse and Hound , den ich kannte und den ich bat, Amandas Foto in der Ausgabe dieser Woche unterzubringen, weil die Zeit drängte.
    Er meinte zweifelnd, daß er es abdrucken würde, wenn ich es ihm noch diesen Morgen ins Büro brächte, danach sei es zu spät.
    »Ich komme«, sagte ich. »Zwei Spalten breit, Foto sieben Zentimeter hoch mit etwas Text darüber und darunter. Insgesamt etwa elf Zentimeter. Auf einer hübschen rechten Seite möglichst weit vorne, wo keiner es übersehen kann.«
    »Philip!« protestierte er, aber dann seufzte er hörbar, und ich wußte, daß er meinen Wunsch erfüllen würde. »Du hast doch diese Kamera … falls du irgendwelche Fotos von Rennen hast, die ich brauchen könnte, bring sie mit. Ich schau sie mir auf jeden Fall an. Ich verspreche nichts, wohlgemerkt, aber ich sehe sie mir an. Mir geht es um Menschen, nicht um Pferde. Porträts. Hast du welche?«
    »Ja … schon.«
    »Gut.

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