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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Agenten.«
    Ich erklärte ihr, daß ich für Marie Millace ohnehin einen finden müsse, aber sie fegte das beiseite.
    »Nicht irgendeinen Agenten«, sagte sie. »Ich spreche von mir.«
    Sie sah mein verdutztes Gesicht und lächelte. »Na?« sagte sie. »Was macht denn ein Agent? Er kennt den Markt und verkauft die Ware. Ihre Ware wird sich verkaufen … keine Frage. Also werde ich mich verdammt schnell über die Marktlage informieren, soweit ich sie noch nicht kenne. Den Sportmarkt, meine ich. Und wenn ich Ihnen Aufträge für Illustrationen anderer Bücher verschaffe … zu beliebigen Themen … würden Sie die annehmen?«
    »Ja, aber …«
    »Kein aber«, sagte sie. »Es hat keinen Sinn, Superfotos zu machen, wenn niemand sie zu sehen bekommt.«
    »Aber es gibt Tausende von Fotografen.«
    »Warum sind Sie so defätistisch?« sagte sie. »Es gibt immer Platz für einen mehr.«
    Das Kerzenlicht schien auf ihr eifriges Gesicht und warf aprikosenfarbene Schatten auf Wangenknochen und Kinn. Ihre grauen Augen blickten fest in eine Zukunft, vor der ich immer noch zurückschreckte. Ich fragte mich, was sie wohl sagen würde, wenn ich sagte, ich wolle sie küssen, wo sie doch eindeutig an Prosaischeres dachte.
    »Ich könnte es versuchen«, sagte sie überzeugend. »Ich würde es gern versuchen. Lassen Sie mich? Wenn ich nicht gut bin, werde ich’s zugeben.«
    Sie macht mit einem, was sie will, hatte Samantha gesagt.
    Nimm, was kommt, und hoffe auf das Beste.
    Ich blieb bei meiner alten Philosophie und sagte: »In Ordnung«, und sie sagte: »Toll«, als meinte sie es auch so, und als ich sie später vor ihrer Haustür zum Abschied küßte, hatte sie auch dagegen nichts.

14
    Am Dienstagmorgen hob ich viermal den Telefonhörer ab, um meine Verabredung mit Lord White abzusagen. Einmal kam ich so weit, daß ich das Klingeln am andern Ende der Leitung hörte.
    Viermal legte ich den Hörer auf und beschloß, daß ich gehen mußte. Ich hätte mich gern mit größerer Gewißheit, richtig zu handeln, auf den Weg gemacht, aber ich ging trotzdem.
    Lord Whites Haus in Gloucestershire erwies sich als verwitterter Steinklotz, dem es keineswegs an Grandeur, aber sehr wohl an Gärtnern mangelte. Edle Fenster hoben ihre geschwungenen Brauen über liegengebliebenem Laub. Ein gelbbraunes Stoppelfeld stellte den Rasen dar. Eine Matte aus abgestorbenem Unkraut hielt den Kies zusammen. Ich klingelte an der Eingangstür und machte mir Gedanken über die Wirtschaftslage des Hochadels.
    Der dritte Baron White empfing mich in einem kleinen Wohnzimmer, von dem man einen Blick auf verwilderte Rosenbüsche und eine nicht gestutzte Hecke hatte. Die Einrichtung war von ehrwürdigem Alter, abgestaubt und glänzend. Die Bezüge der Chintzsessel waren geflickt. Weniger Geld, als gebraucht wurde, diagnostizierte ich kurz, aber immer noch so viel, daß nicht der Abstieg ins Reihenhaus drohte.
    Lord White schüttelte mir die Hand, bot mir in einer Mischung aus Verwunderung und Höflichkeit einen Sessel an und wartete darauf, daß ich ihm den Grund meines Kommens mitteilte. Und obwohl ich mir die ganze Fahrt über mögliche Eröffnungen zurechtgelegt hatte, fiel mir der Anfang entsetzlich schwer.
    »Sir …«, sagte ich. »Es tut mir leid … sehr leid, Sir … aber ich fürchte, der Grund meines Besuchs wird ein großer Schock für Sie sein.«
    Er runzelte leicht die Stirn. »Geht es um George Millace?« sagte er. »Sie sagten, es hätte etwas mit George Millace zu tun.«
    »Ja … mit ein paar Aufnahmen, die er gemacht hat.«
    Ich hielt inne. Zu spät wünschte ich mir inbrünstig, ich wäre nicht gekommen. Ich hätte doch der lebenslangen Gewohnheit der Nichteinmischung, des Abwartens treu bleiben sollen. Ich hätte mich niemals daranmachen sollen, Georges heimtückisches Arsenal zu benutzen. Aber ich hatte es getan. Ich war hier. Ich hatte die Entscheidung getroffen und handelte entsprechend. Wozu ich hier war … mußte getan werden.
    Meine Aufgabe war, Schmerz zuzufügen. Vorsätzlich zu verletzen. Gegen jeden Instinkt von Mitgefühl zu handeln, den ich Samantha und Charlie und Margaret und Bill verdankte. Als Zerstörer zu fungieren, mit einer brutalen Axt aus Zelluloid.
    »Fahren Sie fort, Nore«, sagte Lord White ruhig und nichtsahnend.
    Mit ungutem Gefühl öffnete ich den großen Umschlag, den ich bei mir hatte. Ich nahm das erste der drei Fotos von dem Liebespaar heraus und legte es in seine ausgestreckte Hand. Und obwohl ich der Meinung war, daß

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