Reflex
ominöse Briefe mußten in ungeheurem Ausmaß Furcht und Verzweiflung hervorgerufen haben. Der zweite lautete:
Lieber Bonnington Ford,
ich bin sicher, daß Sie die beiliegende Fotoserie interessiert, die, wie Sie feststellen werden, eine Dokumentation der Sonntagnachmittage darstellt, an denen Sie in Ihren Trainingsställen eine Person zu Gast hatten, die ›gesperrt‹ wurde. Ich muß Sie wohl kaum darauf aufmerksam machen, daß der Rennsportverband diesen fortgesetzten Kontakt aufs schärfste mißbilligen würde und sich sogar zu einer Überprüfung Ihrer Trainerlizenz genötigt sehen könnte.
Ich könnte natürlich Kopien dieser Fotos an den Jockey Club senden. Ich werde Ihnen jedoch in Kürze telefonisch einen Alternativvorschlag machen.
Hochachtungsvoll
George Millace
Bonnington Ford war ein drittklassiger Trainer, der als so ehrlich und vertrauenswürdig galt wie ein Taschendieb in Aintree, er trainierte in einer Senke in den Downs, an einer Stelle, wo jeder Vorbeifahrende in seinen Hof hinuntersehen konnte. Es war für George Millace sicher absolut kein Problem gewesen, dort in aller Ruhe Aufnahmen mit seinem Teleobjektiv zu machen.
Wieder hatte ich die betreffenden Fotos nicht gefunden, so daß ich speziell wegen dieses Briefes nichts unternehmen konnte, selbst wenn ich gewollt hätte. George hatte nicht einmal den Namen der disqualifizierten Person erwähnt. Die quälende Wahl blieb mir erspart.
Die letzten drei Briefe waren etwas völlig anderes, denn hier wurde ich unerbittlich mit dem Dilemma konfrontiert: Wo lag die Pflicht, und von wo ab konnte man sich ihr noch entziehen?
Der erste dieser drei Briefe lautete:
Lieber Elgin Yaxley,
ich bin sicher, daß das beiliegende Foto Sie interessiert. Wie Sie feststellen werden, widerlegt es eindeutig eine Aussage, die Sie vor kurzem bei einem gewissen Prozeß unter Eid gemacht haben.
Ich bin sicher, daß der Jockey Club sich dafür interessieren würde, desgleichen die Polizei, das Gericht und die Versicherungsgesellschaft. Ich könnte allen gleichzeitig Kopien schicken.
Ich werde Ihnen jedoch in Kürze telefonisch einen Alternativvorschlag machen.
Hochachtungsvoll
George Millace
Der nächste Brief auf dem Film mußte ihn vollends in die Enge getrieben haben.
Lieber Elgin Yaxley,
ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß sich seit meinem gestrigen Schreiben neue Entwicklungen ergeben haben.
Gestern nämlich besuchte ich auch den Bauern, auf dessen Farm Sie Ihre unglücklichen Steepler untergebracht hatten, und zeigte ihm im Vertrauen einen Abzug des Fotos, das ich Ihnen geschickt habe. Ich deutete an, daß es vielleicht zu weiteren gründlichen Ermittlungen käme, in deren Verlauf sein eigener Anteil an der Tragödie untersucht werden könnte.
Er sah sich in der Lage, mein Schweigeversprechen mit der erfreulichen Information zu honorieren, daß Ihre fünf Pferde gar nicht tot seien.
Die fünf Pferde, die gestorben sind, habe Ihr bäuerlicher Freund eigens billig auf einer örtlichen Auktion erstanden, und eben diese seien dann zur festgesetzten Zeit am festgesetzten Ort von Terence O’Tree erschossen worden. Terence O’Tree sei von dem Tausch nicht informiert worden.
Ihr bäuerlicher Freund bestätigte mir außerdem, daß Sie selbst in einem Pferdetransporter auf der Farm erschienen seien, um den Abtransport Ihrer guten Pferde zu überwachen, nachdem der Tierarzt ihnen ihre Anti-Tetanusimpfung verabreicht und sie in gutem Gesundheitszustand verlassen habe.
Soweit Ihr Freund es mitbekam, wollten Sie sie in den Fernen Osten verschiffen, wo bereits ein Käufer vorhanden war.
Ich füge ein Foto seiner unterschriebenen Aussage in dieser Angelegenheit bei.
Ich werde Ihnen in Kürze telefonisch einen Vorschlag unterbreiten.
Hochachtungsvoll
George Millace
Der letzte der fünf Abzüge unterschied sich insofern von den anderen, als er handgeschrieben und nicht getippt war. Aber da er offensichtlich mit Bleistift geschrieben war, war auch er blaßgrau. Er lautete:
Lieber Elgin Yaxley,
ich habe die fünf Pferde gekauft, die Terence O’Tree erschossen hat. Sie haben Ihre eigenen Pferde in einem Pferdeanhänger abgeholt, um sie in den Osten zu exportieren.
Ich bin zufrieden mit dem, was Sie mir für meine Dienste bezahlt haben.
Ihr ergebener
David Parker
Ich dachte an Elgin Yaxley, wie ich ihn tags zuvor in Ascot gesehen hatte, selbstzufrieden grinsend und sich in Sicherheit wiegend.
Ich machte mir
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