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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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um sich versammelt hatte, berichteten
ihm hinter vorgehaltener Hand von der beeindruckenden Symbolwelt der Bewohner
Mexicos. Bekannt als die Fünfte Sonne.
    Als Claudius nun die Sonne aus Gold in Händen hielt, gab es kein
Zaudern mehr für ihn. Den perfekt nachgebildeten Tierfiguren aus Gold, die ihm
die Träger ebenfalls überreichten, schenkte er keine Beachtung. Dabei waren sie
allesamt kostbare Kunstwerke.
    Moctezuma und die Seher der Stadt beobachteten mit Sorge, wie die
„Kalkgesichter” und „Eisenmänner” ihre Rüstungen anlegten und auf die Pferde
stiegen. Moctezuma musste schon bald einsehen, dass seine Gastgeschenke – die
Opfergaben an Götter gleichkamen – nicht den gewünschten Erfolg gebracht
hatten. Ihm wurde allmählich unwohl in seiner Haut. Er war der Herrscher dieser
Stadt, in der Wohlstand herrschte. Und so sollte es auch bleiben. Daran sollten
auch diese merkwürdigen Wesen mit der hellen Haut nichts ändern. Ob es nun
Götter waren oder nicht. So stellte er die Versorgung mit Lebensmitteln ein, um
die „Eisenmänner” auszuhungern und sie dadurch zum Rückzug zu zwingen. Und es
sah so aus, als ob die Rechnung aufginge.
    Das Leben in dem Lager wurde immer unerträglicher. Die feuchte
Hitze lockte Moskitoschwärme an, und die Lebensmittel wurden knapper und
knapper. Ebenso sank die Moral der Männer rapide. Einige drängten sogar zum
Rückzug. Jose sah diese Entwicklung mit dem Fünkchen Hoffnung im Herzen, dass
sich vielleicht doch noch alles zum Guten wenden und sein Freund wieder zur
Vernunft kommen möge. Die Gefiederte Schlange, die auch Moctezuma gewarnt
hatte, begleitete Jose wieder in seinen Träumen. Mit Nachdruck forderte sie ihn
auf, endlich zu handeln. Aber was sollte er schon ausrichten? Du bist ein
elender Feigling, dachte Jose und ballte die Hände zu Fäusten.
    Claudius hingegen hatte nach langem Grübeln endlich einen Plan
gefasst, wie er Moctezumas Vertrauen gewinnen und in die Stadt gelangen konnte.
Seine Späher hatten herausgefunden, dass die Bewohner der Nachbarstädte die
Mexicaner hassten. Jahrelang hatten sich diese als Herrenmenschen aufgeführt,
Abgaben von den anderen Städten verlangt und diesen ein hartes Joch auferlegt.
    Das sollte sich jetzt rächen.
    Claudius entwickelte einen raffinierten Plan, den er seinem
Freund Jose freudestrahlend erzählte.
    „Ich hab’s, alter Junge”, rief er, als er ihm entgegentrat. Jose
hatte ihn schon lange nicht mehr so gutgelaunt gesehen. „Ich hab’s. Welch ein
genialer Plan”, prahlte Claudius. Bescheidenheit war noch nie seine Stärke
gewesen.
    Jose lächelte zurückhaltend. „Dann verrate mir deinen genialen
Plan.” Er klopfte neben sich auf das Lager. „Setze dich.”
    Claudius ließ sich mit einem Ächzen nieder. „Höre mir zu.”
Begeistert fuchtelte er mit beiden Händen an Joses Nase vorbei. Er hatte
ohnehin die Angewohnheit mit Händen und Füßen zu reden. „Es ist ganz einfach.
Diese mexikanischen Rothäute haben den riesengroßen Fehler gemacht, die
Nachbarstädte zu unterwerfen. Das werden wir uns zunutze machen. Wir schicken
Boten aus, um den Kriegern der angrenzenden Städte anzubieten, gemeinsam gegen
die Bewohner Mexicos vorzugehen. Wenn diese Ahnungslosen dann versuchen, die
Goldene Stadt anzugreifen, reiten wir sie nieder, und Moctezuma wird uns
dankbar über die Hilfe sein!” Claudius lachte hässlich. „Und wenn er uns dann
in die Stadt bittet, um uns seinen Dank auszudrücken, schlagen wir zu!”
    Jose dachte für einen Moment, sein Herz bliebe stehen. Was für
ein teuflischer Plan, durchfuhr es ihn erschrocken. Ihm fehlten im wahrsten
Sinne des Wortes die Worte.
    „Was sagst du? Habe ich zu viel versprochen?”, wollte Claudios
wissen.
    Joses Kehle war pulvertrocken. „Ja”, krächzte er.
    Claudius klopfte ihn so heftig auf den Rücken, dass Jose beinahe
zu Boden gestürzt wäre. „Da bleibt dir die Sprache weg, so genial ist der Plan,
nicht wahr?”, prahlte er selbstgefällig.
    „Genau”, krächzte Jose, der jetzt nicht nur einen trockenen Hals
hatte, sondern dem jetzt auch noch die Luft weggeblieben war nach dem
Granatenschlag, unter dem seine Schulterblätter immer noch bebten.
     

     
    Moctezuma beobachtete die Allianz, die sich vor seinen Augen
bildete, mit Sorge. Nachdem er Claudius erfolglos ein erneutes Friedensangebot
in Form weiterer Geschenke gemacht hatte, versuchte er es mit Opfern und
Gebeten an den Großen Geist. Und wieder erschien ihm Quetalcóatl,

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