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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Es
gibt noch so viel zu sehen.” Bevor Saha und ihre Freunde protestieren konnten,
hob er die Hand, und die Nebelglocke gab die nächste Szene frei.
     

     
    ... Der Untergang des roten Volkes ging unaufhörlich weiter. Die
Silbermine von Potosi konnte Claudius nicht lange in ihren Bann ziehen. Immer
wieder saß er grübelnd über die geheime Karte gebeugt und betrachtete die
Zeichnung und das Kreuz an der Stelle, an der die Goldene Stadt sein sollte.
Jeden, der ebenfalls einen neugierigen Blick auf die Karte werfen wollte,
bedachte er mit einer feindseligen Abwehrhaltung, und seine Hand wanderte
automatisch an seinen Gürtel mit der Waffe. Er zog sie sogar und fuhr mit
blitzenden Augen herum, als sich ihm Jose näherte.
    Der Freund wurde eine Spur blasser, fing sich aber halbwegs
wieder. „Es wird allmählich gefährlich, sich dir zu nähern”, sagte er mit
sorgenvoller Miene.
    „Rede keinen Blödsinn”, knurrte Claudius, innerlich selbst
erschrocken über seine Reaktion. Das muss ein Ende haben, dachte er, ich muss
die Goldene Stadt endlich finden, sonst drehe ich noch durch. So ehrlich war er
in letzter Zeit selten zu sich gewesen, und er hätte es auch für nichts in der
Welt offen zugegeben. Auch nicht, dass er längst schlaflose Nächte mit
Alpträumen hatte, wenn er an den Frevel dachte, den er und seine Männer an dem
roten Volk begingen. Aber sein egozentrischer Stolz stand ihm im Wege, dem
Wahnsinn ein Ende zu bereiten. Er träumte schon lange davon, als steinreicher
Mann zurückzukehren und den Dank der spanischen Krone entgegenzunehmen. Träumte
davon, in hochherrschaftlichen Häusern ein- und auszugehen. Und endlich seinen
Wunschtraum, den er schon als kleiner Junge gehabt hatte, zu verwirklichen:
Sein Eldorado zu finden!
    Als sie das Lager im Umfeld der Silbermine von Potosi abbrachen,
lag etwas in der Luft. Etwas Undefinierbares und Schicksalhaftes. Sie kämpften
sich weiter durch das Land. Jose saß mit stechendem Kopfschmerz auf dem Pferd.
Er war noch nie ein guter Reiter gewesen, konnte aber auch keinen Gefallen
daran finden, sich zu Fuß durch die bewaldete Landschaft zu schleppen.
Womöglich noch mit vollem Marschgepäck. Seine gertenschlanke und nicht gerade
muskulöse Gestalt war ohnehin nicht dafür geschaffen, größere Lasten zu tragen.
Der Künstler war nicht der Widerstandsfähigste. Aber das musste er auch nicht.
Seine Aufgabe auf dieser Reise war es, die „Heldentaten” von Claudius und
seinen Männern für die Nachwelt festzuhalten.
    Je länger sie durch das Land streiften, je häufiger sie
Zusammenstöße mit dem roten Volk hatten und je mehr Wochen vergingen, ohne dass
sie die Goldene Stadt fanden, desto mehr verfinsterte sich Claudius’ Miene.
Bösartige, flüsternde Stimmen in ihm verhöhnten ihn. Schimpften ihn einen
Versager. Und wenn Claudius vieles war und keines sein wollte, so war es ein
Verlierer.
    Jose schüttelte bekümmert den Kopf, wenn er das verkniffene
Gesicht des Freundes sah. Er fragte sich besorgt, wo das nur enden sollte. Ein
kühler Luftzug wehte über ihn hinweg. Er war frisch und sauerstoffgeladen. Jose
atmete gierig ein. Die Luft hatte etwas Lebendiges. Und das tat gut, zwischen
all dem Tod.
    Eine schemenhafte Gestalt hob sich plötzlich von dem Grau der
Abenddämmerung ab. Jose hätte beinahe aufgeschrien. Es war die züngelnde
Gestalt einer Gefiederten Schlange, die ihn aus unheimlich leuchtenden Augen
anstarrte ...
     

     
     
    „Sie sieht wie Kasur aus!”, schrie Saha aufgeregt und fuchtelte
mit den Armen. Sie deutete erregt immer wieder auf die Gefiederte Schlange, die
sich inzwischen zu voller Größe aufgerichtet hatte.
    „Quetalcóatl!”, keuchte Winterdonner, der immer noch hinter
Hiawatha stand. „Quetalcóatl, die Gefiederte Schlange ... ich ahnte, dass es
sie tatsächlich gab ... es war doch mehr als eine Legende, Vater!”
    Hiawatha lächelte hintergründig. „Ich habe nie das Gegenteil
behauptet.”
    „Wer ist diese Schlange?”, wollte Barb wissen. „Sie sieht
tatsächlich aus wie du, Kasur. Was sagst du dazu?”, fragte sie. Sah sich nach
der giftgrünen Schlange um. Aber die war verschwunden.
    „Die Gefiederte Schlange wurde von dem Großen Geist auf die Erde
geschickt, um dem roten Volk zu helfen”, antwortete Hiawatha vage.
    „Na toll, sehr erfolgreich scheint sie ja nicht gewesen zu sein”,
hielt Hazee ihm entgegen.
    „Warte es ab. Vieles ist manchmal nicht so, wie es scheint”,
hielt ihr Hiawatha unbeeindruckt

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