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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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nimmer gut”, hielt ihm Jose entgegen.
    „Du alter Pessimist. Es wird alles bestens laufen. Du wirst schon
sehen !”
     

    Moctezuma zeigte sich empört über die Behauptung des Eroberers,
er wolle dessen Männer überfallen. Es verletzte seinen Stolz, vor seinem Volk
derartig gedemütigt zu werden. Erst als Claudius drohte, ihn zu töten, gab sich
Moctezuma geschlagen.
    Jose gefiel die Situation immer weniger. Immerhin war Moctezuma
ein Staatsoberhaupt, dem man Respekt zu zollen hatte. Besorgt fragte er sich,
ob das rote Volk rebellieren und ein Aufstand ausbrechen würde. Oder ließ man
sie in der Stadt aushungern?
    Entsetzt über so viel Skrupellosigkeit beobachtete Jose, wie sein
Freund Moctezuma gekonnt den Empörten über den angeblich geplanten Angriff
vorspielte. Ihm dann doppelzüngig seine Freundschaft beteuerte und dafür
sorgte, dass Moctezuma weitestgehend wie ein freier Mann behandelt wurde. Auf
diese Weise wahrte der Anführer des roten Volkes sein Gesicht, und Claudius
hielt Moctezumas Untertanen in allerletzer Minute davon ab zu rebellieren.
    Moctezuma wiederum ließ Claudius und seine Männer gewähren. Ließ
sie ihren Goldrausch ausleben. Ließ der Krankheit ihrer Seele, wie er es
nannte, freien Lauf.
    Ob er hoffte, dass sie dadurch den Überblick verlören?
    Aber die Gier der Eroberer überstieg alles. Sie war selbst dann
nicht gestillt, als Moctezuma ihnen den Goldschatz seines Vaters schenkte.
Claudius und seine Männer forderten mehr. Viel mehr. Sie trugen alles aus der
Stadt zusammen, was nicht niet- und nagelfest war. Mit der Energie wilder Tiere
erbeuteten sie auch das kleinste Schmuckstück.
    Das war die Zeit, in der Jose wieder von der Gefiederten Schlange
heimgesucht wurde. Aber ihr Verhalten hatte sich grundlegend geändert. Hatte
sie ihn, als sie ihm die ersten Male erschien, noch darum gebeten, Claudius von
seinem Vorhaben abzubringen, oder ihn allenfalls gewarnt, so drohte sie ihm
jetzt. Sie nahm immer mehr an Gestalt an, bis in ihrem Gesicht nur noch die
unheimlichen Augen vorherrschten. Jose konnte sich der hypnotischen Wirkung
kaum entziehen.
    „Du hast deine Chance vertan!”, zischte die Gefiederte Schlange.
„Ihr werdet untergehen. Ich werde euch stoppen!”
    Sie kam immer nachts. Wenn er ihr schutzlos ausgeliefert war. Und
Jose kämpfte in der Einsamkeit seines Gemaches verzweifelt dagegen an. Aber er
ahnte bereits, dass die Gefiederte Schlange Recht behalten würde.
     

    Das rote Volk wurde immer unruhiger und feindseliger. Was ihnen
auch nicht zu verübeln war. Überall lag der widerlich süße Geruch des Blutes in
der Luft. Denn Claudius’ Armee und die Indianer, die sich mit ihnen verbündet
hatten, um ihre armselige Existenz zu sichern, waren immer noch auf ihrem
persönlichen Feldzug. Die, die zu ihm übergelaufen waren, hatten es vorgezogen,
sich lieber in die Sklaverei zu flüchten als niedergemeuchelt zu werden. Sie
hatten nicht nur ihre Seele, sondern auch ihren Stolz verraten und kämpften die
Bewohner Mexicos nieder. Kämpften gegen ihr eigenes Volk. Die Straßen und
Kanäle färbten sich rot von dem Blut der Opfer. Und nun in den letzten Sekunden
ihres Lebens wurde ihnen auf grausame Weise bewusst, dass Claudius und seine
Männer tatsächlich nicht die Götter waren, für die sie sie gehalten hatten.
    Doch Claudius war von seinem Heer auch nicht mehr gut gelitten.
Zu viel Gold und Silber war im Spiel. Zu viel, um Frieden unter den Männern zu
halten. Neid und Missgunst blieben nicht aus. Und das stärkte den
Widerstandsgeist des roten Volkes. Feinfühlig nahmen sie die Unzufriedenheit
der weißen Männer wahr und benahmen sich immer aufsässiger.
    Als dann auch noch Moctezuma Claudius riet, schleunigst das Land
zu verlassen, flackerte so etwas wie Angst in dem Eroberer auf, die als Panik
in seinen Männern ausuferte. Nur einer war erleichtert und hoffte auf ein Ende
des Wahnsinns. Und das war Jose Bolancer.
    Claudius musste schnell handeln. Da er nicht den Verlust der
Beute, des Goldes, riskieren wollte, dachte er sich einen letzten Plan aus. Er
versprach Moctezuma, die Stadt zu verlassen, bat aber um einen Aufschub. Als
Grund gab er an, dass er neue Schiffe für die Rückreise bauen müsse.
    Und Moctezuma glaubte ihm.
    Wohlwissend, dass an der Küste ein neues Heer gelandet war:
Ebenfalls Spanier, die aber Claudius nicht wohlgesonnen waren und ihn und seine
Männer gefangen nehmen sollten. Und das wollte Moctezuma für sich und seine
Pläne nutzen. Er

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