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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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durfte.
    Der Gedanke, womöglich allein in der Fünften Welt zu bleiben,
nahm ihr das Glücksgefühl wieder, das in ihr erwachsen war. Ihr würde das Herz
brechen, wenn sie ohne Ishtar leben müsste. Hatte sie ihm das jemals gesagt?
Sie verneinte die Frage in Gedanken, als ihr bewusst wurde, dass sie seine
Gunst immer als Selbstverständlichkeit angesehen hatte. Sie war immer ein
oberflächliches, egozentrisches Geschöpf gewesen. Das wurde ihr in dem
Augenblick klar. Und sie hoffte, dass sich das geändert hatte.
    Dass SIE sich geändert hatte.
    „Du bist so still, Schatz”, flüsterte Ishtar lächelnd. „Was ist
los?”
    „Nichts”, wich Saha aus. „Ich kann nur mein Glück nicht fassen,
dass wir es geschafft haben.”
    Ishtars Blick wurde undefinierbar. „Noch nicht ganz”, erwiderte
er leise.
    Maiitsoh und Barb verfielen schon bald wieder in emsige
Geschäftigkeit. Rissen die anderen mit. Hiawatha hatten ihnen gezeigt, wie man
Kleidung herstellte. Lange schon war es Saha, Ishtar und Barb unmöglich, nackt
herumzulaufen. Ihre sich wandelnden Körper unterschieden sich zu sehr von denen
ihrer Freunde. Ein neues Schamgefühl war in ihnen erwacht. Und ihre neue,
dünnere Haut war der wechselnden Witterung schutzlos ausgeliefert. Die Kleidung
hingegen bot ihnen Schutz.
    Sie erlegten Rehe, deren Felle goldbeige im Sonnenlicht
schimmerten. Gerbten die Tierhäute und fertigten daraus Kleider. Auch wenn Saha
es bedauerte, die scheuen Tiere mit den großen, seelenvollen Augen zu töten,
genoss sie das weiche Leder doch auf ihrer Haut. Und das geröstete Fleisch
zwischen ihren Zähnen.
     

     
    Die Fünfte Welt war verführerisch einlullend. Die Nächte –
sternenklar – blieben traumlos, dafür verlor sich Saha in Tagträumen, aus denen
sie sich nur widerwillig löste. Iman hatte sie gewarnt. Hatte ihnen
eingeschärft, nicht in die tückischen Fallen zu tappen, die auch diese Welt für
sie bereithielt. Saha konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was das
sein sollte. Diese Welt wirkte so rein, so unschuldig. So perfekt. Was daran
gefährlich sein sollte, war ihr schleierhaft. Immer häufiger nahmen Saha
Gedanken an den Planeten unter dem Himmelsreich gefangen. Wie das Leben darauf
wohl aussehen würde? Ihre lebhafte Phantasie gaukelte ihr die tollsten Bilder
von der Erde vor. Aber erst einmal mussten sie die letzte Ebene der
Regenbogen-Welt durchwandern. Für Saha war diese die Welt der Illusionen. Doch
sie sollte bald feststellen, dass einige davon Realität waren.
    Es war wohl ein Zeichen der Vorsehung, dass Iman bei ihnen blieb.
So als wolle sie ihre Magie schützend über Saha und ihre Freunde legen. Sie
hatten sich tagelang durch die einladende Helligkeit bewegt. Saha ging mit
klopfendem Herzen durch dieses Paradies. Diesen Garten Eden. Sie fühlte sich
wie ein Kind. Und war es auch. Ein ahnungsloses Kind. Denn sie wusste
nicht, dass sich diese Geschichte schon einmal zugetragen hatte. Sie wusste
nichts von den Tücken einer scheinbar perfekten Welt und von dem, was vor
Urzeiten darin geschehen war.
    Iman hatte ihnen prophezeit, dass sie als Erstes einem Meister
des Sonnenmetalls begegnen würden. Beflügelt von der Aussicht, einen
Alchimisten zu sehen, schritten sie weiter. Saha konnte kaum erwarten, ihm
gegenüberzustehen. Einem Zauberer des Goldes. Einem Mann, der es erschaffen
konnte. Eine neue Faszination für das kostbare Metall, das eine ungeheure Macht
in sich barg, erwuchs in ihr.
    Als sie endlich vor ihm standen, dem sagenumwobenen Mann des
Goldes, war Saha tief enttäuscht. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte,
jedenfalls nicht das. Ein hutzeliges Männchen mit schmutziggrauem Haar,
gebeugtem Rücken und einer Haut, die so trocken wie Herbstlaub war. Saha war
nicht gerade überwältigt von seinem Anblick. Und sie sah, dass es Barb ebenso
ging.
    Die Freundin beugte sich zu ihr und flüsterte. „Was ist das denn
für ein Mummelgreis?”
    Saha kicherte über die Formulierung. Ihr kurzzeitiges Interesse
für das Gold, von dem weit und breit nichts zu sehen war, war schlagartig erloschen.
Sie sah in Barbs Augen wieder die Gräueltaten, die Claudius und seine Männer
über das rote Volk gebracht hatten. Einzig und alleine aus der Gier nach eben
jenem Metall.
    Als sich Saha umwandte und Ishtars Blick erhaschte, sah sie in
seinen Augen den Wunsch, mehr über das Geheimnis des Alchimisten zu erfahren.
Obwohl Saha wusste, dass dieser Wunsch sachlichem und wissenschaftlichem
Interesse

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