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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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verschwendete keinen weiteren Gedanken daran. Er hielt die
Worte ohnehin für das wirre Geschwätz eines alten Mannes. Ungestüm entriss er
dem Greis den Krug und eilte wortlos davon. Achtete nicht einmal darauf, ob
Shash ihm folgte.
    Als sie das provisorische Lager erreichten, war das Fieber in
Sahas Körper noch höher gestiegen. Sie warf sich immer unruhiger in Barbs Armen
hin und her, und es gelang nur Maiitsoh, sie festzuhalten, als Ishtar ihr die
Hälfte des Wassers einflößte.
    „Glaubst du, der Zaubertrank hilft ihr?”, fragte Barb besorgt.
    „Das will ich doch hoffen.” Ishtars Stimme klang belegt. Er hatte
sich nie Gedanken darüber gemacht, Saha zu verlieren. Sie war immer so
lebensfroh gewesen, dass es ihm undenkbar schien, ihr Körper könne einmal ohne
Leben und Seele vor ihm liegen. Und das würde er auch jetzt nicht. Ihr
ungestümer Lebenswille würde sich an die Oberfläche kämpfen. So hoffte er.
    Er benetzte erneut ihre Lippen mit dem Zaubertrank. Sie hustete
und blickte ihn mit wirrem Fieberblick an. Etwas zerbrach in ihm, als er den
Ausdruck in ihren Augen sah. Er sah, dass sie den Kampf ihres Lebens führte.
Den Kampf UM ihr Leben.
    Und zum ersten Mal verspürte er Angst.
     

    Saha schwebte. Sie fühlte sich gelöst und frei. Bewegte sich in
einer hellen Welt. Sie flog durch watteweiße Wolkenformationen und bewegte sich
zielstrebig auf einen lichten Punkt zu. Am Horizont schimmerte ein roter Ball.
So rot, dass Saha nicht hinsehen konnte. Geblendet schloss sie für Sekunden die
Augen, und als sie sie wieder öffnete, wandelte der Ball seine Farbe. Wurde
heller. Orangefarben und schließlich goldgelb. Saha genoss die Wärme, die von
ihm ausging. Sie nahm sie dankbar und begierig in sich auf, spürte wie sie in
ihr Innerstes kroch und ihre Seele erwärmte. Ihr neues Leben einhauchte.
    Eine Stimme erklang. Hell und melodisch.
    Saha bewegte sich darauf zu.
    Auf die Stimme und das Wesen unbestimmten Geschlechts. Einem
Wesen großen Geistes und tiefer Friedfertigkeit. Voller Güte wartete es auf
Saha.
    Es war wie Nach-Hause-Kommen.
    Die unsichtbare Pforte öffnete sich einladend. Es war so
verführerisch, so verlockend, sie zu durchschreiten. In eine Welt ohne Gefahr
und eine Spiritualität zu tauchen, die bisher unerreichbar gewesen war. Doch da
war etwas, das sie zurückhielt. Saha hatte ihre Bestimmung noch nicht erfüllt.
Das Wesen schüttelte bedauernd den Kopf. Schickte sie mit einem gütigen Lächeln
und einer fließenden Handbewegung zurück. Mit leichtem Bedauern drehte sich
Saha herum und flog davon.
    Zurück in ihren Körper.
     

     
    Saha schlug die Augen auf. Und blickte in zwei Augenpaare, die
eindeutig zu Ishtar und Barb gehörten. Sie wusste, dass sie sich an einem
anderen Ort befunden hatte. Wusste aber im selben Atemzug, dass sie es
niemandem erzählen würde. Zu ungewöhnlich, zu unglaubwürdig war dieses Erlebnis
und zu schön. So schön, dass sie es mit niemandem teilen wollte. Nicht einmal
mit ihren Freunden.
    Uhura war die ganze Zeit nicht von Sahas Seite gewichen. Es darf
nicht sein, dachte sie immer wieder, sie ist unsere Hoffnung. Sie darf nicht
sterben. Als das Fieber in Sahas Körper sank und sie die Augen öffnete, hätte
Uhura schreien können vor Glück. Aber das passte nicht zu dem beherrschten
Naturell der Eule.
    Obwohl Saha noch sehr schwach war, zogen sie weiter. Das Wasser
des Lebens hatte ihr genug Energie eingeflößt, um die Strapazen der Reise zu
überstehen. Sie fühlte sich zwar noch ein wenig benommen, hielt sich aber
tapfer. Wenngleich in ihr das Verlangen nach Ruhe wuchs, das ihr altes
Temperament zügelte.
    Dafür war Uhura ungewöhnlich unruhig und flatterte ständig umher.
    „Was ist bloß mit Uhura los?”, flüsterte Shash Barb zu.
    Die zuckte die Achseln. „Das weiß ich auch nicht.” Sie seufzte.
„Was mich aber noch viel mehr ärgert, ist die Tatsache, dass wir immer noch
nicht wissen, wie wir in die Fünfte Welt kommen sollen.”
    „Das werdet ihr schon sehr bald!”, behauptete Kasur, die wieder
ihre ursprüngliche Gestalt angenommen hatte. Giftgrün und aalglatt.
    „Was meinst du damit?”, wollte Dahsani wissen.
    „Warte es ab!” Kasur schlängelte sich in eiligem Tempo davon.
     

    „Folgt Mongwau”, flüsterte die Schattengestalt und deutete auf
Uhura, die merklich unruhig geworden war. „Folge Mongwau, dem Heiligen Boten.”
    Saha musste sich erst einmal von der Vision erholen und dem, was
Uhura-Mongwau ihr erzählt hatte,

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