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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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mir nichts zu befürchten. Nicht von mir und
auch nicht von meinen Freunden.”
    Biih betrachtete die Lebewesen zu seinen Füßen. Sie waren, mit
Ausnahme von Shash, allesamt Liliputaner im Vergleich zu ihm, aber dennoch
hatte er vor einigen einen mordsmäßigen Respekt. Allen voran vor Kasur. Er
wusste, dass die Schlange blitzschnell zubeißen und mit ihren spitzen Zähnen
ihr tödliches Gift unter seine Haut bringen konnte.
    „Was macht ihr hier?”, wollte er wissen. „Ich habe eure Arten
noch nie in dieser Welt gesehen.”
    „Wir wollen in die Fünfte Welt”, ließ Saha hochnäsig verlauten.
    Biih zuckte zusammen. „ Wohin wollt ihr?”
    „Du hast schon richtig gehört. Wir wollen in die Fünfte Welt. Ist
das so schwer zu verstehen?”, fragte Saha zickig. Sie wusste nicht, wieso. Aber
Biih ärgerte sie. Allein durch seine bloße Anwesenheit. Er war ein Angsthase.
Das sah man ihm auf den ersten Blick an.
    Biih hatte mittlerweile seinen Schock überwunden. „Ich glaube
euch kein Wort”, sagte er bedächtig.
    „Dann lass es bleiben.” Saha gab ihren Freunden ein Zeichen.
„Kommt, lasst uns weitergehen.”
    „Nicht so schnell, Saha.” Ishtar hielt sie zurück. Dass gerade er
ihr in den Rücken fiel – so empfand sie es zumindest – machte sie noch
wütender. Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu und setzte sich mit
bewegungsloser Miene neben Barb.
    „Und wieso glaubst du uns kein Wort?”, fragte Ishtar und wandte
sich an Biih.
    „Weil bisher niemand so weit gekommen ist. Niemand aus der Ersten
Welt hat die Drachenstadt passiert, ohne von dem Pesthauch vergiftet worden zu
sein.”
    „Wie du siehst, ist es uns aber gelungen.” Ishtar drehte sich
herum. Er spürte, von Biih waren keine weiteren Informationen über die über
ihnen liegenden Welten zu erwarten. „Ich glaube, wir können jetzt weitergehen.”
Er warf Biih einen letzten Blick zu und sagte schlicht. „Mach‘s gut.”
     

     
    Biih hatte ihnen lange hinterher gesehen. Er wäre liebend gerne
mitgegangen. Aber er hatte nicht den Mut zu fragen. Denn Saha hatte richtig
vermutet: Er war ein Angsthase. So beeindruckend er mit seinem Geweih auch
aussah, so feige war er. Sein Imponiergehabe, wenn er einen vermeintlichen
Gegner vor sich hatte, sollte über seine Angst hinwegtäuschen. So wäre er
liebend gerne mit in die Fünfte Welt gegangen, von der er schon so viel gehört
hatte, aber ihm fehlte einfach der Mut zu fragen, ob er die Freunde begleiten
durfte. Die junge Gottesanbeterin war so unfreundlich zu ihm gewesen, dass er
es nicht gewagt hatte, sie um Mitreise zu bitten. Aber so unhöflich sie auch
gewesen war, jetzt, als sie und ihre Freunde weg waren, fühlte sich Biih
einsamer denn je.
    Folge ihnen! Folge ihnen!, hämmerte es hinter seiner Stirn und
seine Beine setzten sich wie von selbst in Bewegung.
     

     
    Saha kochte innerlich vor Wut. Sie fragte sich allerdings, woher
diese rührte. Biih hatte ihr nichts getan. „Das war ja vielleicht ein
Blödmann”, sagte sie zu Barb.
    Die zuckte mit den Schultern und fragte sich, warum Saha so
aggressiv reagierte. „Eigentlich war er doch ganz nett.”
    Das auch noch, dachte Saha und beschloss, Biih endgültig aus
ihren Gedanken zu verbannen.
    Sie folgten wieder der Küste. Der Ozean schoss gurgelnd bis an
das Ufer. Sahas Blick fiel auf das bewegte Gewässer. Sie dachte daran, was
Shirkan ihr immer als Kind erzählt hatte. Wenn sie um ihre toten Eltern weinte.
    „Sieh das Wasser, mein Kind. Es ist einem stetigen Kreislauf
unterworfen. Es fällt als Regen vom Himmel, benetzt die Erde und dringt in sie
ein, fließt in das Grundwasser und vereint sich letztendlich mit dem Ozean.
Steigt von dessen Oberfläche wieder als Wasserdampf in die Wolken auf. So ist
auch das Leben. Es ist wie ein unendlicher Kreis, der in vollkommener Harmonie
ineinander fließt. Von der Geburt zum Tod bis zur Wiedergeburt.”
    „Bist du jetzt völlig weggetreten?”, wollte Barb besorgt wissen.
    Saha zuckte zusammen. Bevor sie jedoch antworten konnte, knackte
es im Gebüsch. Saha meinte die Spitzen eines Geweihs zu sehen.
    Biih?
    In dem Gebüsch bewegte sich etwas. Zartes Zirpen ertönte. Dann
flatterten zwei kleine Vögel heraus. Sie besaßen ein so schillerndes
Federkleid, dass Saha für einen Moment dachte, zwei kleine Stücke des
Regenbogens, der diese Welt ausmachte, vor ihren Augen schwirren zu sehen. Es
blitzte und funkelte. Dann ertönte wieder das liebliche Zirpen.
    „Himmelskolibris!” Uhuras

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