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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Yoolgai und den
Großen Geist anrief.
    Und Yoolgai erhörte sie.
    Ihre Stimme erklang. Nur in ihrem Innerem. Das merkte Saha daran,
dass weder ihre Freunde, noch Taiowa reagierten.
    „Du darfst ihm nicht zuhören, denn er wird versuchen, auch euch
einzulullen und auf seine Seite zu ziehen. Du musst dein Herz weiter öffnen. Es
ist die Zeit der Wintersonnenwende, die Zeit der Erneuerung. Fastet vier Tage
und betet. Dann opfert etwas goldenes Mehl am Tag der Erneuerung und der Kreis
des Lebens wird sich wieder schließen. Dann wird Taiowa Barb zurückschicken
müssen.”
    Saha neigte das Haupt und dankte Yoolgai inständig. Eine neue
Selbstsicherheit erwuchs in ihr. Sie sah Taiowa fest in die Augen. Irgendetwas
musste wohl in ihrem Blick zu lesen gewesen sein, denn er gab einen keuchenden
Laut von sich und fuhr mit einem Zischen zurück in den Totempfahl.
    „Was ist denn in den gefahren?”, fragte Jabani, die wieder an
einer Geweihgabel von Biih hing.
    „Er hat Saha angesehen, als wäre sie das abgrundtief Böse”, ließ
sich Uhura vernehmen. Sie blickte die Gottesanbeterin ruhig an. „Was ist
passiert, während du gebetet hast?”
    Saha erzählte in knappen Worten, was Yoolgais Stimme ihr
zugeflüstert hatte. „Wir werden vier Tage fasten”, schloss sie und grinste, als
sie Hazees Schnute sah. Saha wusste, wie verfressen das Eichhörnchen war. „Du
wirst es überleben, Hazee”, sagte sie.
    „Ja, ja, wenn ich Kasur wäre, fiele es mir leicht. Sie isst im
Normalfall auch nur ein- bis zweimal im Monat.” Hazee warf der Schlange einen
abschätzenden Blick zu. Kasur zischelte amüsiert. Für sie waren vier Tage ohne
Nahrung wirklich nichts.
     

     
    Die ersten beiden Fastentage gingen ohne Zwischenfälle über die
Bühne. Und je mehr sie alle beteten, desto größer wurden die innere Ruhe und
der Frieden in ihnen. Die Gewissheit, Barb bald wieder in die Arme zu
schließen, war in jedem von ihnen gewachsen. Am dritten Tag machten bereits
Hazee und Shash lange Gesichter. Für den schwergewichtigen Bär war es besonders
hart, ohne Nahrung und Wasser auszukommen. Abends sanken sie in tiefen,
bleiernen Schlaf. Wälzten sich eine Weile hin und her, und mancher von ihnen
fand keine Ruhe. Das satanische Wesen des Hungers weckte sie immer wieder.
Shashs Magen knurrte wie eine krummbeinige Bulldogge, von der Uhura immer
erzählt hatte. Saha und Ishtar kicherten verhalten. „Der arme Kerl leidet
wirklich Höllenqualen”, wisperte Ishtar.
    „Ihr braucht nicht zu flüstern”, brummte Shash. „Ich kann ohnehin
vor lauter Hunger nicht schlafen.” Er grunzte unzufrieden.“Ich könnte diesen
Taiowa eigenhändig abmurksen.”
    „Ich auch”, pflichtete ihm Hazees helles Stimmchen bei.
    Ein zartes Zirpen erklang. „Stell dich nicht so an”, hielten
India und Davina ihr entgegen. „Wenn Shash Schwierigkeiten hat, ist das kein
Wunder. Er muss ja auch sein gewaltiges Gewicht durch die Gegend schleppen.
Aber du ...”
    „Ist ja schon gut”, maulte Hazee und drehte sich beleidigt auf
die Seite.
    Azaa öffnete nur träge ein Auge. „Versucht lieber zu schlafen und
Kraft zu schöpfen”, mahnte sie. „Und verpulvert nicht sinnlos Energie.”
     

     
    Am vierten Tag waren alle still und übellaunig. Alle bis auf
Kasur. Die Schlange lag regungslos auf einem warmen Stein und öffnete nur ab
und zu die Augen. Biih und Shash hatten sich abseits ins hohe Gras gelegt. Der
Bär gab leise Grunzlaute von sich. Ganz so, als führe er Selbstgespräche.
    Genau in dem Moment stieß Dahsani zu ihnen. Das Stachelschwein
mit der lustigen Haartolle brach wie eine Dampfwalze durch das Gebüsch. Mähte
rücksichtslos alles nieder, was ihm in den Weg kam.
    „Hey, Leute”, ertönte es fröhlich. „Ihr seid ja ein lustiges
Grüppchen. Kann man sich euch anschließen? Ich liebe Cliquen.”
    Shash öffnete mit einem Ruck die Augen und fuhr sich mit der
großen Zunge über die Lippen. „Hm”, brummte er, „was für ein leckerer Braten.
Und ein wohlgenährter obendrein.”
    Dahsani kreischte empört auf.““Was soll das denn heißen, du
Kannibale?”
    Shash leckte sich noch einmal demonstrativ über die Lippen. „Ich
habe seit drei Tagen nichts mehr gegessen, musst du wissen. Und das macht mich
immer besonders blutrünstig. Aber da bin ich ja bei dir in guter Gesellschaft,
denn du bist ja ein wahrer Allesfresser. Wenn ich bedenke, was sich deine
Artgenossen alles in den Magen schaufeln ...” Shash schüttelte sich.
    Dahsani wurde blass

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