Regenbogen-Welt (German Edition)
aus dieser Unterwasserwelt gerichtet.
„Sie darf keinen Verdacht schöpfen!”, rief Ishtar erregt. „Sonst
sind wir verloren und werden für immer lebendig auf dem Grund des Ozeans
begraben sein.”
„Aber wie kommen wir da hinauf?”, fragte Jabani und deutete auf
den Turm und die von silbernen Seeigeln besetzte Treppe, die hinauf zum Ausgang
führte.
„Wir müssen auf den Turm und von dort aus ...”, begann Shirkan.
„Und wie, bitte schön, soll es Teehooltsodii verborgen bleiben,
was wir vorhaben?”, unterbrach ihn Saha.
„Das weiß ich noch nicht.” Shirkan gab den Freunden ein Zeichen.
„Dennoch, lasst uns gehen!”
Der Aufstieg war beschwerlich. Das schier unendliche Rund der
Wendeltreppe löste in Saha und ihren Freunden leichten Schwindel aus. Besonders
Shash fiel es schwer, sein Gewicht hinaufzuschleppen. Aber auch Dahsani war
bereits nach wenigen Schritten außer Atem. Selbst Uhura keuchte vor
Anstrengung. Sie war eben nicht mehr die Jüngste. Gerade als Saha dachte, die
Treppe würde nie enden, erreichten sie die Plattform des Turms, auf dem Teehoo,
wie Saha sie nannte, weil ihr der Name des Großen Wasserwesens zu lang und
kompliziert war, immer noch unruhig einherschritt.
Teehoo fuhr herum, als die kleine Gruppe sie erreichte, und baute
sich Respekt einflößend vor ihnen auf.
„Ihr wollt meine Stadt doch nicht schon wieder verlassen?”, rief
sie. Ihr schneidendes Lachen ging Saha durch und durch. Sie war einer Ohnmacht
nahe, so groß war ihre Angst vor dem Wasserwesen. Sie wusste nicht, woher diese
Angst rührte, da Teehoo einen harmlosen Eindruck machte. Aber das konnte täuschen.
Und so war es auch!
Saha bemerkte erst jetzt, warum das Wasserwesen auf diesem Turm
stand und nicht von einem Felsquader wich, den sie mit ihrem Körper verdeckte.
Darauf war ein Hebel mit einer silbernen Muschel als Knauf befestigt.
Ishtar fuchtelte aufgeregt mit den Armen. „Wir müssen den Hebel
umlegen, dann öffnet sich die Muschel weiter, und wir können an die Oberfläche
schwimmen.”
„Aber wie sollen wir das anstellen? Sie steht ja geradewegs
davor!”, rief Hazee. In ihrer Stimme schwang leichte Hysterie.
Shash schnaufte. „Das haben wir gleich.” Er sah sich um.
„Versteht ihr denn immer noch nicht? Die Gemeinschaft macht uns stark. Das ist
unser Kapital. Dahsani und ich werden sie in Schach halten. Und ihr legt den
verdammten Hebel um.”
Als habe Teehooltsodii ihr Gespräch verfolgt, rief sie schrill:
„Ihr werdet es nicht wagen. Ich werde euch ...”
Was sie wollte, konnte sie nicht mehr sagen. Shash und Dahsani
schossen mit vereinten Kräften auf sie zu und warfen sich auf sie.
Teehooltsodii stieß einen erstaunten Laut aus. Dann begann sie sich verzweifelt
zu wehren. Shash hatte sichtlich Mühe, sie zu bändigen. „Los, macht schon!”,
forderte er seine Freunde auf. „Worauf wartet ihr noch?”
Saha, Barb und Uhura erreichten den Hebel zur gleichen Zeit und
drückten ihn unter Aufbietung all ihrer Kräfte herum.
Teehooltsodii stieß einen Fluch aus und wehrte sich heftiger.
Shash warf Azaa einen Hilfe suchenden Blick zu. „Jetzt bist du gefordert,
Freundin”, schrie er.
Azaa nickte ernst, erklomm eine der höchsten Zinnen und sah die
wild um sich schlagende Teehooltsodii unter sich an. „Jetzt kommt mein
Abschiedsgeschenk an dich”, sagte sie ironisch, als sie auf die Tobende
hinabsah. Dann schloss Azaa die Augen und in Sekundenschnelle schoss ein
klebriger Faden aus ihrem After. Sie hörte noch, wie Shash Dahsani zurief: „Du
kannst sie jetzt loslassen.” Dann schoss ein weiteres Knäuel klebriger Fäden
auf Teehooltsodii nieder. Die versuchte auszuweichen, verhedderte sich jedoch
immer mehr darin und blieb zuletzt – in einen Kokon gesponnen – liegen.
Azaa kroch blitzschnell zu ihr hinab. „Wenn du ruhig liegen
bleibst, wird dir nichts geschehen. Deine Fesseln lösen sich nach einem Tag
auf. Dann bist du wieder frei. Wenn du dich aber bewegst, verstrickst du dich
immer tiefer darin.”
Azaa hörte Saha neben sich jubeln und legte den Kopf in den
Nacken. Blickte erwartungsvoll hinauf: Die Muschel öffnete sich im
Zeitlupentempo.
„Los, schwimmt!”, schrie Ishtar.
Und sie schwammen los.
Saha hatte das Gefühl, ihre Lungen würden platzen. Sie spürte
Barb neben sich. Sie gaben sich mit dem Kopf ein Zeichen und versuchten, weiter
an die Wasseroberfläche zu gelangen. Das Wasser wurde unruhig. Als peitschten
es riesige Flossen. Ein dunkles Etwas
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