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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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anstimmten und um das Feuer tanzten. Einige von ihnen hatten ihre
Gesichter bemalt, andere wiederum den ganzen Körper und manche nur die Nase.
    Und alle hatten die Hautfarbe wie Yoolgai – rotbronzefarben.
    Hinter dem Feuer ragte ein riesiger Totempfahl empor, der den
gleichen Schmuck wie die Tanzenden aus schillernden Vogelfedern trug. Saha
dachte daran, was Yoolgai ihnen gesagt hatte. Es war eine faszinierende
Vorstellung, dass jeder Totem ein Verwandter der Lebewesen dieser
Unterwasserwelt war. Dass sich jeder Clan ein bestimmtes Tier auserkoren hatte.
Sozusagen als Kennzeichen erwählt hatte. Im Laufe der Zeit nahmen die
Nachfahren sogar manche Merkmale und Eigenheiten ihrer Totemtiere an. Sie
gingen mit ihnen eine ewige Symbiose ein. Was Barb und Saha am besten gefiel,
war die Tatsache, dass die Wigwams, wie die Behausungen der Navajos hießen, den
Frauen gehörten. Die Männer heirateten lediglich in die jeweilige Sippe hinein.
Hatten dadurch keinen eigenen Besitz.
    „Ist schon toll, was Yoolgai uns alles erzählt hat, nicht wahr,
Barb?” Saha blickte die Freundin an.
    Barb saß ihr gegenüber und ließ die zarten Flügel hängen. Ein
müder Zug lag um ihren Mund.
    „Bist du in Ordnung?”, fragte Saha besorgt.
    Barb zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Es war ein gequältes,
aber es war immerhin ein Lächeln. „Es geht so”, antwortete sie leise.
    „Ich musste gerade daran denken, dass Yoolgai uns gesagt hat,
dass es hier unter der Wasseroberfläche Hunderte glückliche Geister geben soll.
Ob sie alle in den Totempfählen wohnen?”, sinnierte Saha weiter.
    „Kann schon sein.” Barb war in dem Moment nicht die
Gesprächigste.
    „Was bedrückt dich?”, wollte Saha eindringlich wissen und rückte
näher an die Freundin heran.
    „Wir müssen zurück an die Wasseroberfläche. Zurück in die Zweite
Welt. Teehooltsodii, das Große Wasserwesen, hat uns nicht umsonst an die
Totempfähle geführt. Sie wollte uns mit List und Tücke in der Muschelwelt
gefangen halten. Sie will uns hindern, die Dritte Welt zu erreichen”, sagte
Barb mit unbewegtem Gesichtsausdruck.
    „Wie sollte sie das schaffen?”, fragte Saha mit spröder Stimme.
    Barb lachte gequält. „Oh, sie hat noch einiges auf Lager.”
     

     
    Als Saha erwachte, blickte sie in zwei Augen. Zwei
zugegebenermaßen schöne Augen. Ishtars Augen.
    Ein Gefühl erwuchs in Saha, das tiefer und wärmer war als das,
was sie bisher für ihn empfunden hatte. Es grenzte an Liebe. Nicht die, die sie
ihm bisher entgegengebracht hatte. Sie war stärker. Wilder. Und versetzte ihr
Blut in Wallung.
    Ishtar hatte sich tief über sie gebeugt. „Bist du wach?”,
flüsterte er.
    „Ja.“ Saha stand noch unter dem Bann des Traumes.
    „Wir müssen aufbrechen”, wisperte Ishtar. „Ich habe das Gefühl
...”
    „Ich weiß”, unterbrach ihn Saha und setzte sich auf. Sie fing
seinen erstaunten Blick auf und strich ihm sanft über den Arm. „Ich weiß, dass
wir wenig Zeit haben.”
    Sie weckten die Anderen, drängten zur baldigen Rückkehr an die
Wasseroberfläche und brachen auf. Sie erreichten die Stadt und wurden dort
wieder von dem gleißenden Licht der Muschelwände begrüßt. In Saha regte sich
erneut die Sehnsucht nach der Fünften Welt und deren legendärer Perfektion.
Aber auch der Wunsch nach Wandel. Seit sie fleischige Arme und Hände hatte, war
dieser Wunsch ständig in ihr. Wuchs und trieb sie voran.
    Hazee ging lachend neben ihr und scherzte mit Barb und Azaa.
    Du bist schon eine liebenswerte Verrückte, dachte Saha. Hazee
lachte sich durchs Leben. Eine Fähigkeit, die nicht viele Lebewesen mit ihr
teilten. Saha warf ihr einen belustigten Blick zu. Das Eichhörnchen vermochte
es, eine Fröhlichkeit zu verbreiten, die beispiellos war. Doch gegen die
drohende Gefahr, die Teehooltsodii, darstellte, war selbst Hazee machtlos.
Teehooltsodii wollte sie in der Unterwasserwelt festhalten. Wollte sie zu
Bewohnern ihrer Stadt machen. Hinzu kam, dass sie in einem Turm hauste, von dem
aus sie die Stadt und deren Ein- und Ausgang im Blick hatte.
    Das war das Problem.
    Die Muschel hatte sich nicht völlig über der Stadt geschlossen.
Ein schmaler Streifen ließ das Dunkel des Wassers hindurch. Ishtar deutete auf
die Zinnen des Turms, auf dem ein Wesen mit langem Tanghaar herumlief.
Teehooltsodiis schlanker, aber dennoch muskulöser Körper steckte in einem
schuppigen Kleid, das sich wie eine zweite Haut darum schloss. Ihr Blick war
starr auf den einzigen Ausgang

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