Regenbogen-Welt (German Edition)
sagte er und sah Uhura Hilfe
suchend an.
Die Eule lächelte verhalten. „Wir haben bisher nichts von der
HOPE erzählt, weil es mehr als wahrscheinlich war, dass es das Mutterschiff nie
gegeben hat und ...”
„Mutterschiff?” Shash kratzte sich hinter dem Ohr. „Höre ich
recht? Mutterschiff?”
Uhura und Shirkan nickten zögernd.
„Das hört sich ja sehr futuristisch an”, trötete Hazee
dazwischen. Sie hatte sich zu Tuc gesellt und war zwischen Shashs Pelztroddeln
hervorgekrochen und geschickt zu Boden gehüpft. Ihre Wangen glänzten rot. Für
sie war das alles ein einziges Abenteuer. Eine spannende Herausforderung. Flink
wuselte sie an Dahsani, Azaa und Jabani vorbei, hüpfte über Kasurs
schlängelnden Körper hinweg und blieb neben Barb sitzen. Die stand blass neben
Saha und blickte starr und ohne Gefühlsregung auf die HOPE.
„Die HOPE war eine Raumstation auf dem roten Planeten, den die
Menschen Mars nannten”, sagte sie leise, ohne ihren Blick abzuwenden. „Dort
sollen merkwürdige Dinge geschehen sein.”
„Woher weißt du das alles, Barb?”, fragte Saha und glaubte ihren
Ohren nicht zu trauen.
Barb drehte sich im Zeitlupentempo herum. Ihr starrer Blick
streifte Saha. Darin lag das kalte Grauen.
Saha versetzte ihr einen freundschaftlichen Stoß und lächelte
aufmunternd. „Was ist mit dir los, Barb?”
Barb zuckte zusammen, als erwache sie aus einem langen Traum.
„Das weiß ich auch nicht. Vor allem ist mir schleierhaft, woher ich die
Geschichte um die HOPE kenne. Irgendwie ist alles anders, seit Taiowa mich ...”
Sie brach erschrocken ab.
Saha zog sie zur Seite. „Was ist anders?”, fragte sie
eindringlich.
Barb blickte sie mit einem seltsamen Flackern in den Augen an.
„Bitte, lache jetzt nicht über mich, aber ich habe das Gefühl, als ob sich eine
zweite Persönlichkeit in mir breitmacht ... als ob ich mich verändere ...”
Sahas Blick fiel auf Barbs Arme und sie hätte am liebsten laut
aufgeschrien. Auch die Freundin hatte fleischige Arme mit Händen. Händen mit
fünf Fingern. Das Erstaunliche aber war: Ihre Haut schimmerte rot-bronzefarben.
Saha hatte nicht mehr die Gelegenheit, über Barbs verändertes
Aussehen nachzudenken, denn Shirkan gab endlich einen kleinen Teil des
Geheimnisses preis. Den Teil, den er kannte. Die HOPE war tatsächlich das
Mutterschiff einer Raumstation auf dem roten Planet gewesen. Von ihr aus hatten
die Menschen nicht nur das All erforscht, sondern auch Experimente
durchgeführt, die auf der Erde unmöglich gewesen waren. Shirkan wusste nur
nicht, um welche Versuche es sich gehandelt hatte.
„Aber es würde mich brennend interessieren”, endete er, und damit
war er nicht allein. Auch die Anderen brannten darauf, dem Geheimnis auf die
Spur zu kommen. Vorsichtig näherten sie sich wieder der HOPE. Doch niemand
wagte näher heranzutreten.
Das stimmte nicht ganz.
Niemand, außer Saha.
Ihre Neugier überwog. Wie immer. Shirkan beobachtete mit stillem
Entsetzen, wie sich die junge Gottesanbeterin Schritt für Schritt der HOPE
näherte. Er war schon seit einer Weile in sich gekehrt und hatte über einiges
nachgegrübelt. Shirkan war Sahas Veränderung nicht verborgen geblieben. Und sie
machte ihm Angst. Weil sie sich dadurch von ihm und den Anderen unterschied und
abgrenzte. Und er sah, dass auch Barb und Ishtar von den Veränderungen
betroffen waren.
Was geht hier vor?, fragte er sich nicht das erste Mal.
Saha berührte das kühle Metall der HOPE. Vorsichtig, beinahe
ehrfürchtig. Fingerte an den Seitenteilen herum. Auf der Suche nach einem Griff
oder Knauf. Oder einer sonstigen Möglichkeit, die Metalltüren zu öffnen. Ishtar
flog herbei. Er bewegte sich zielstrebig auf einen Punkt zu. Drückte mit beiden
Händen auf eine Unebenheit in der Metallummantelung. Ein schnappendes Geräusch
erklang, dann geschah nichts. Saha stieß einen enttäuschten Laut aus. Der wurde
unterbrochen von einem hellen Knirschen und den erstaunten Rufen ihrer Freunde.
Saha nahm sie nicht wahr. Ihr Blick hing wie hypnotisiert an der Tür, die sich
langsam nach oben schob, im Nichts verschwand und einen geräumigen Einstieg
freigab. Saha musterte ihn eine Weile verblüfft und fragte sich, woher Ishtar
gewusst hatte, wo sich der Knopf befand, der die Luke öffnete. Aber sie sprach
die Frage nicht aus, sondern folgte Shash und Azaa, die sich an ihr
vorbeigedrängt hatten. Shash setzte zaghaft eine Tatze in das Innere der HOPE.
Darin war kein einziger
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