Regenbogen-Welt (German Edition)
bildhafter
Schönheit und ausgeprägter Weiblichkeit, der Mann das genaue Gegenteil.
Saha fühlte, wie Shirkan erzitterte, und warf Barb einen
warnenden Blick zu. Sie fassten seine Arme fester, zogen ihn an einen Schemel
und drückten ihn mit sanfter Gewalt darauf.
Uhura flatterte herbei. „Geht es dir gut, alter Freund?”, fragte
sie voller Sorge.
Er sah sie nur stumm an. Die Sprache seiner Augen sagte alles. In
ihnen flackerte die Flamme der Wahrheit, die er einfach nicht auszusprechen
wagte. Aber Uhura tat es. Sie flog auf ein Regal und blickte die Freunde ernst
an. „Ich habe oft von der HOPE und den Experimenten, die hier unter Ausschluss
der Öffentlichkeit durchgeführt wurden, gehört und immer gedacht, es könne
einfach nicht wahr sein. Wenn meine Eltern und Großeltern mir davon erzählten,
habe ich es immer als fantastische Geschichte abgetan.” Sie lächelte wehmütig.
„Ihr müsst wissen, die waren zu der Zeit sehr gefragt. Auch Filme mit
technischen Effekten, die von der Zukunft handelten, hatten eine große
Anhängerschaft. In diesen Filmen ging es häufig um Genmanipulationen ... aber
in Wirklichkeit hielt ich es für unmöglich ... zumindest in diesem Ausmaß ...
ich wusste von Tierversuchen ... aber das hier ...” Sie stockte. „Das
übertrifft meine übelsten Befürchtungen.”
„Hier sind ihre Aufzeichnungen.” Shash war in seinem Eifer kaum
zu bremsen. Mit unbewegtem Gesicht drehte sich Azaa von dem Behälter mit dem
Paar weg und ging zu dem Bär. Gemeinsam betrachteten sie die Bücher und
Notizen. Bis auf die Zeichnungen konnten sie die Schriftzüge jedoch nicht
deuten. Saha blutete das Herz, als sie Shirkans und Ishtars steinerne Mienen
sah. Sie hätte gerne etwas Tröstendes gesagt, aber sie wusste, dass jedes Wort
falsch und billig geklungen hätte. Sie wandte sich wieder den künstlich
geschaffenen Kreaturen zu. Sie fröstelte bei deren Anblick und widerstand nur
im letzten Moment dem Wunsch, laut zu schreien. Dann drehte sie sich im
Zeitlupentempo herum und sagte mit einer Stimme, die bedrohlich zu kippen
drohte: „Wir müssen diese Stätte des Grauens vernichten!”
„Fragt sich nur, wie.” Dahsani war noch nie so kleinlaut gewesen.
Er begriff zwar nicht in aller Konsequenz, was da vor sich ging, aber er spürte,
dass sie dem Dunklen und Bösen einen gewaltigen Schritt nähergekommen waren.
Azaa rannte herbei. „Es muss irgendwo in diesem verdammten Schiff
ein Selbstzerstörungsprogramm geben. Ich weiß nur nicht, wo. Aber ...”
„Wer bist du eigentlich, Azaa?”, fragte Saha und wunderte sich
über sich selbst. Wunderte sich, woher sie die Ruhe nahm. Aber die Frage musste
einfach heraus. Sie musste ihr jäh aufflammendes Misstrauen einfach in Worte
kleiden. Immerhin hatte sie der Spinnen-Frau von Anfang an nicht so recht über
den Weg getraut.
Azaa zeigte keinerlei Reaktion. Ohne mit der Wimper zu zucken,
blickte sie erst Saha an und dann in die Augenpaare der Anderen, die sie
erwartungsvoll anstarrten.
„Ich bin Azaa, vom Rainbow-Clan. Ich ...”
„Du gehörtest dem Regenbogen-Clan an?”, rief Shirkan aufgeregt.
Saha sorgte sich allmählich um den väterlichen Freund. Der Fund
der HOPE und Azaas Enthüllung schienen ihm sehr zuzusetzen.
„Ja, Shirkan”, erwiderte Azaa sanft. „Ich bin die Letzte dieses
Clans. Der Große Geist hat mich geschickt, um ein Auge auf euch zu halten.” Sie
drehte sich wieder zu Saha herum. „Von mir geht keine Gefahr aus, Saha. Du
kannst mir vertrauen.”
Sahas Zweifel waren dadurch keineswegs ausgeräumt, aber sie
schwieg. Erst einmal. Dennoch nahm sie sich vor, Azaa im Auge zu behalten. Und
Shirkan bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zu fragen, was es so
besonderes mit dem Regenbogen-Clan auf sich hatte. Wenngleich sie der Name
schon stutzig machte. Musste es sich nicht zwangsläufig um ein besonderes Volk
handeln, wenn es den Namen dieser Welt trug? Azaa war eine Angehörige dieses
Volkes und sie wusste viel über die Erde und die untergegangene menschliche
Rasse. Irgendwo musste es eine Verbindung geben. Einen goldenen Faden, den Saha
bisher noch nicht sah. Aber den sie mit Sicherheit finden würde.
Sie reckte sich. „Ich schlage vor, wir versuchen erst einmal,
dieses Ding und vor allem die grässlichen Kreaturen zu vernichten. Suchen wir
also das ominöse Selbstzerstörungsprogramm.” Ihr Blick streifte Azaa. „Weißt
du, wo es sein könnte?”
Die Spinnen-Frau schüttelte betrübt den Kopf. „Leider
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